Fabelheim: Roman (German Edition)
Gerüchte nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich werde nichts mehr zu dem Thema sagen. Möchtest du Käse in deinen Eiern?«
»Ja, bitte.«
Als Kendra fort war, holte Seth die Ausrüstung hervor, die er in sein Handtuch gewickelt hatte, einschließlich seiner Notfallausrüstung und des Glases, das er aus der Speisekammer geschmuggelt hatte. Das Glas war jetzt leer; er hatte es im Spülbecken im Badezimmer ausgewaschen. Er nahm sein Taschenmesser heraus und stach Löcher in den Deckel.
Schließlich schraubte er den Deckel auf, sammelte ein paar Grashalme, Blütenblätter, einen Zweig und einen Kiesel zusammen und legte sie in das Glas. Dann wanderte er vom Pool aus in den Garten, aber diesmal ohne den Käscher. Wenn Geschicklichkeit versagte, musste er eben List anwenden.
Er fand eine gute Stelle nicht weit von einem Springbrunnen entfernt, nahm den kleinen Spiegel aus seiner Müslischachtel und legte ihn in das Glas. Nachdem er das Glas auf eine Steinbank gestellt hatte, hockte er sich mit dem Deckel in der Hand ins Gras.
Die Feen brauchten nicht lange. Mehrere huschten um den Springbrunnen herum. Einige umkreisten träge das Glas. Nach wenigen Minuten landete eine kleine Fee mit Flügeln wie eine Biene auf dem Rand des Glases und
starrte hinein. Anscheinend zufrieden, ließ sie sich in das Glas fallen und begann, sich in dem Spiegel zu bewundern. Schon bald gesellte sich eine weitere dazu. Und noch eine.
Seth schlich langsam näher, bis er das Glas in Reichweite hatte. Alle Feen kamen wieder herausgeflattert. Er wartete. Einige flogen davon. Neue kamen herbei. Eine kroch in das Glas, schnell gefolgt von zwei weiteren.
Seth machte einen Satz nach vorn und klatschte den Deckel auf das Glas. Die Feen waren so schnell! Er hatte gedacht, er könnte alle drei fangen, aber zwei sirrten heraus, kurz bevor der Deckel die Öffnung verschloss. Die im Glas verbliebene Fee drückte mit überraschender Kraft von innen gegen den Deckel. Er schraubte ihn zu.
Die Fee war nicht größer als sein kleiner Finger. Sie hatte feurig rotes Haar und schillernde Libellenflügel. Die erzürnte Fee hämmerte geräuschlos mit ihren winzigen Fäusten gegen das Glas. Überall um ihn herum hörte Seth das Klimpern von winzigen Glöckchen. Die anderen Feen deuteten auf die Gefangene und lachten. Die Fee in dem Glas schlug noch heftiger gegen das Glas, doch vergeblich.
Seth hatte es schließlich doch noch geschafft.
Großpapa tunkte den Plastikring in die Flasche und hob ihn an die Lippen. Als er sanft hindurchblies, bildeten sich mehrere Seifenblasen und schwebten über die Veranda.
»Man weiß nie, wovon sie sich faszinieren lassen«, sagte er. »Aber mit Seifenblasen klappt es fast immer.«
Opa saß in einem großen Bastschaukelstuhl. Kendra, Seth und Dale saßen um ihn herum. Die untergehende Sonne färbte den Horizont purpurrot.
»Ich versuche, keinen unnötigen modernen Schnickschnack
hierherzubringen«, fuhr er fort und tunkte den Stiel mit dem Ring abermals in das Fläschchen. »Aber Seifenblasen kann ich einfach nicht widerstehen.« Er blies, und weitere Seifenblasen kamen zum Vorschein.
Eine Fee, die im verblassenden Tageslicht sanft leuchtete, näherte sich einer der Seifenblasen. Nachdem sie sie einen Moment lang betrachtet hatte, berührte sie sie, und die Blase färbte sich hellgrün. Eine weitere Berührung, und sie wurde tintenblau. Noch eine, und sie war golden.
Opa machte immer mehr Seifenblasen, und weitere Feen kamen auf die Veranda. Schon bald wechselten alle Seifenblasen die Farben. Die Schattierungen wurden immer leuchtender, während die Feen miteinander wetteiferten. Irgendwann zerplatzten die Seifenblasen in strahlendem Licht.
Eine Fee sammelte Seifenblasen, bis sie einen ganzen Strauß beisammen hatte, der aussah wie ein bunter Traubenstock. Eine andere Fee glitt in ihre Seifenblase hinein und blies sie von innen auf, bis sie auf die dreifache Größe angeschwollen war und mit einem violetten Blitz zerplatzte. Eine Seifenblase in Kendras Nähe schien voller blinkender Glühwürmchen zu sein. Eine verwandelte sich direkt vor Opas Nase zu Eis, fiel auf die Veranda und zerbarst.
Die Feen scharten sich um Opa, erpicht auf die nächsten Seifenblasen. Er machte immer neue, und die Feen stellten weiter ihre Kreativität zur Schau. Sie füllten Blasen mit schimmerndem Nebel. Sie verbanden sie zu Ketten. Sie verwandelten sie in Feuerbälle. Die Oberfläche einer Blase warf das Licht zurück wie ein Spiegel. Eine
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