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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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andere nahm die Form einer Pyramide an. Wieder eine andere knisterte elektrisch.
    Als Opa die Seifenlösung beiseitestellte, zerstreuten die Feen sich allmählich. Die Sonne war fast untergegangen. Einige Feen tollten zwischen den Windspielen umher und machten leise Musik. »Obwohl es die meisten in der Familie nicht wissen«, sagte Opa, »haben mich einige eurer Vettern und Cousinen hier besucht. Keiner von ihnen ist auch nur ansatzweise dahintergekommen, was hier wirklich vor sich geht.«
    »Hast du ihnen keine Hinweise gegeben?«, erkundigte sich Kendra.
    »Nicht mehr oder weniger, als ich euch gegeben habe. Sie hatten nicht die richtige Einstellung.«
    »War Erin dabei?«, fragte Seth. »Sie ist eine taube Nuss.«
    »Sei nicht so gehässig«, tadelte Opa. »Was ich sagen will, ist Folgendes: Es imponiert mir, wie schnell ihr euch auf diesen ungewöhnlichen Ort eingestellt habt.«
    »Lena sagte, wir könnten eine Party mit Ziegenleuten feiern«, meinte Seth.
    »Ich würde mich an eurer Stelle nicht allzu sehr darauf freuen. Hat sie von den Satyren erzählt?«
    »Wir haben Hufabdrücke in der Küche gefunden«, erklärte Kendra.
    »Die Dinge sind gestern Nacht ein wenig außer Kontrolle geraten«, gestand Opa. »Glaub mir, Seth, das Letzte, was ein Junge deines Alters braucht, ist Umgang mit Satyren.«
    »Warum hast du dann Umgang mit ihnen?«, fragte Seth.
    »Ein Besuch von einem Feenhändler ist ein bedeutendes Ereignis und mit gewissen Erwartungen verbunden. Ich gebe zu, dass Frohsinn manchmal an Torheit grenzt.«
    »Darf ich mal Seifenblasen machen?«, fragte Seth.
    »Ein anderes Mal. Ich plane für morgen einen besonderen Ausflug für euch. Am Nachmittag muss ich zum Kornspeicher, und ich habe vor, euch mitzunehmen und euch mehr von dem Land hier zu zeigen.«
    »Wir werden etwas anderes sehen als Feen?«, fragte Seth.
    »Wahrscheinlich.«
    »Das freut mich«, sagte Kendra. »Ich möchte alles sehen, das du uns zu zeigen bereit bist.«
    »Alles zu seiner Zeit, meine Liebe.«
     
    So wie Kendra atmete, war Seth sich ziemlich sicher, dass sie schlief. Er richtete sich langsam auf. Sie bewegte sich nicht. Er hüstelte leise. Sie zuckte nicht einmal.
    Er schob sich aus dem Bett und ging durch das Zimmer zu seiner Kommode. Vorsichtig zog er die dritte Schublade von unten auf. Da war sie. Zweig, Gras, Kieselstein, Blumenblätter, Spiegel und alles. In der Dunkelheit erhellte ihr inneres Leuchten die ganze Schublade.
    Ihre winzigen Hände gegen das Glas gepresst blickte sie verzweifelt zu ihm auf. Sie zirpte etwas in einer zwitschernden Sprache und bedeutete ihm, den Deckel zu öffnen.
    Seth blickte über die Schulter. Kendra rührte sich nicht.
    »Gute Nacht, kleine Fee«, flüsterte er. »Mach dir keine Sorgen. Morgen Früh werde ich dir etwas Milch geben.«
    Er drückte die Schublade langsam zu. Die Fee schien in Panik zu geraten und verdoppelte ihre verzweifelten Anstrengungen. Es sah aus, als würde sie gleich zu weinen anfangen. Seth stutzte. Vielleicht würde er sie morgen freilassen.
    »Es ist alles gut, kleine Fee«, sagte er sanft. »Schlaf jetzt. Wir sehen uns morgen Früh.«
    Sie faltete die Hände und schüttelte sie mit einer flehentlichen Geste, ihre Augen bettelten ihn an. Sie war so hübsch mit ihrem feurigroten Haar und der cremeweißen Haut. Das perfekte Schoßtier. Viel besser als eine Henne. Welches Huhn konnte schon Seifenblasen in Brand stecken?
    Er schloss die Schublade endgültig und ging zurück in sein Bett.

KAPITEL 8
Vergeltung
    S eth wischte sich den Schlaf aus den Augenwinkeln und starrte für einen Moment an die Decke. Als er sich umdrehte, sah er, dass Kendra nicht mehr in ihrem Bett lag. Es war schon heller Tag. Er streckte sich und drückte mit einem Seufzer seinen Rücken durch. Das Bett wollte ihn noch nicht freigeben. Vielleicht konnte er später aufstehen.
    Nein, er wollte nach der Fee sehen. Er hoffte, dass ein wenig Schlaf sie beruhigt hatte. Nachdem er die verhedderten Decken abgeschüttelt hatte, eilte Seth zu der Kommode hinüber. Als er die Schublade mit dem Glas darin aufgezogen hatte, schnappte er nach Luft.
    Die Fee war fort. In dem Glas hockte stattdessen eine behaarte Tarantel mit gestreiften Beinen und glänzenden, schwarzen Augen. Hatte die Tarantel die Fee gefressen? Er überprüfte den Deckel. Er saß immer noch fest auf dem Glas. Dann fiel ihm ein, dass er noch keine Milch getrunken hatte. Dies konnte die andere Form sein, in der die Fee erschien. Er hätte eine

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