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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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verspreche ich auch, dass ich nicht mehr neugierig bin.«
    Dale schüttelte den Kopf. »Was bringt dich auf die Idee, dass du dieses Versprechen einhalten kannst?«
    »Ich kann unmöglich noch neugieriger werden, als ich es schon bin. Gar nichts zu wissen, ist das Schlimmste.«
    »Nun, Tatsache ist, dass ich dir keine sehr befriedigende Antwort auf deine Frage geben kann. Habe ich in meiner Zeit hier merkwürdige Dinge gesehen, erschreckende Dinge? Darauf kannst du wetten. Nicht nur in den Festnächten. Habe ich in Festnächten einen Blick aus dem Fenster riskiert? Ein- oder zweimal, sicher. Aber ich habe gelernt, nicht mehr hinauszuschauen. Menschen sind nicht dazu bestimmt, dergleichen Dinge in ihrem Kopf zu haben. Es macht das Einschlafen schwer. Ich schaue nicht mehr hinaus. Ebenso wenig tut es Lena, oder dein Großvater, oder deine Großmutter. Und wir sind Erwachsene.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Wie wär’s, wenn wir das Thema wechseln?«
    »Ich sterbe vor Neugier. Ich muss es wissen!«
    Dale blieb stehen und sah ihn an. »Seth, du glaubst nur, dass du es wissen willst. An einem schönen Morgen, unterwegs mit einem Freund unter einem klaren, blauen
Himmel, scheinen die Dinge harmlos. Aber was ist mit heute Nacht, wenn du allein in deinem Zimmer bist, in der Dunkelheit, wenn die Nacht draußen erfüllt ist von unnatürlichen Geräuschen? Es könnte dir leid tun, dass ich dem, was draußen vor dem Fenster heult, ein Gesicht gegeben habe.«
    Seth schluckte. Er sah Dale mit großen Augen an. »Was für eine Art Gesicht?«
    »Wollen wir es dabei bewenden lassen. Ich bereue es bis zum heutigen Tag, wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit draußen bin, dass ich hingesehen habe. Wenn du ein paar Jahre älter bist, wird ein Tag kommen, da dein Großvater dir die Gelegenheit geben wird, in einer Festnacht aus dem Fenster zu schauen. Spar dir deine Neugier bis dahin auf. Wenn ich es wäre, wenn ich zurückkönnte, würde ich überhaupt nicht hinausschauen.«
    »Das ist leicht gesagt, nachdem Sie hinausgeschaut haben.«
    »Es ist nicht leicht gesagt. Ich habe einen hohen Preis bezahlt. Viele schlaflose Nächte.«
    »Was kann einem denn so viel Angst machen? Ich kann mir durchaus schlimme Dinge vorstellen.«
    »Dasselbe habe ich auch gedacht. Mir war nicht klar, dass es zwei verschiedene Dinge sind, sich etwas vorzustellen oder etwas zu sehen.«
    »Wenn Sie schon einmal hinausgeschaut haben, warum tun Sie es dann nicht nochmal?«
    »Ich will nicht noch mehr sehen. Den Rest kann ich mir auch so vorstellen.« Dale ging weiter.
    »Ich will es immer noch wissen«, beharrte Seth.
    »Kluge Leute lernen aus ihren Fehlern. Aber die wirklich intelligenten lernen aus den Fehlern anderer. Zieh keinen Schmollmund; du wirst gleich etwas Beeindruckendes
sehen. Und es wird dir nicht einmal Albträume bescheren.«
    »Was?«
    »Siehst du diese Anhöhe dort drüben?«
    »Ja.«
    »Die Überraschung ist auf der anderen Seite.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Absolut.«
    »Ich hoffe bloß, es ist nicht wieder eine Fee«, meckerte Seth.
    »Was ist falsch an Feen?«
    »Ich hab schon eine Milliarde gesehen, und außerdem haben sie mich in ein Walross verwandelt.«
    »Es ist keine Fee.«
    »Auch kein Wasserfall oder so was in der Art?«, fragte Seth misstrauisch.
    »Nein, es wird dir gefallen.«
    »Gut, Sie machen mir Hoffnung. Ist es gefährlich?«
    »Eigentlich ja, aber uns sollte nichts passieren.«
    »Dann kommen Sie, beeilen wir uns.« Seth flitzte den Hügel hinauf. Er drehte sich zu Dale um, der gemächlich hinter ihm herging. Kein gutes Zeichen. Wenn die Überraschung gefährlich war, würde Dale ihn nicht vorauslaufen lassen.
    Auf dem Gipfel der Anhöhe blieb Seth stehen und blickte auf den sanften Abhang, der auf der anderen Seite wieder hinunterführte. Keine hundert Meter entfernt stapfte ein riesiges Geschöpf mit zwei gigantischen Sensen durch ein Heufeld. Die mächtige Gestalt schnitt das Getreide schnell und in weiten Bögen. Beide Sensen zischten und sirrten ohne Pause.
    Dale stellte sich neben Seth. »Was ist das?«, fragte Seth.
    »Hugo, unser Golem. Komm mit und sieh ihn dir an.«
    Dale verließ den Weg und ging querfeldein auf den schuftenden Goliath zu. »Was ist ein Golem?«, erkundigte sich Seth, während er hinterherstolperte.
    »Pass auf.« Dale hob die Stimme. »Hugo, halt!«
    Die Sicheln hielten mitten im Schwung inne.
    »Hugo, komm!«
    Der Feldarbeiter mit den herkulesmäßigen Proportionen drehte sich um und kam mit

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