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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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buckliges Walross mit einem unförmigen Schwanz«, erklärte sie.
    »Wenn wir nur einen Fotoapparat gehabt hätten! Es war so komisch, durch den Rücken zu atmen. Und es war schwer, mich zu bewegen. Nichts fühlte sich mehr richtig an.«
    »Es wäre besser, wenn ihr nicht so laut reden würdet«, bemerkte Opa.
    »Ich konnte nicht sprechen«, sagte Seth leiser. »Ich hatte das Gefühl, als wüsste ich immer noch, wie es geht, aber die Worte kamen vollkommen verzerrt heraus. Mein Mund und meine Zunge waren irgendwie anders.«
    »Was ist mit Muriel?«, wollte Kendra wissen. »Wenn sie diesen letzten Knoten aufbekommt, ist sie dann frei?«
    »Sie war ursprünglich durch dreizehn Knoten gefesselt«, sagte Opa. »Sie kann sie aus eigener Kraft nicht lösen, was sie aber nicht daran zu hindern scheint, es zu versuchen. Aber andere Sterbliche können die Knoten lösen, indem sie einen Wunsch äußern und darauf blasen. Der Knoten wird durch mächtige Magie gehalten. Wenn man einen löst, kann Muriel diese Magie kanalisieren, um den Wunsch zu erfüllen.«
    »Wenn du also jemals wieder ihre Hilfe benötigen solltest...«
    »... werde ich mich anderswo umsehen«, beendete Opa ihren Satz. »Ich wollte nie, dass sie es bis zu einem Knoten schafft. Es kommt nicht in Frage, sie zu befreien.«
    »Es tut mir leid, dass ich ihr geholfen habe«, sagte Seth.
    »Hast du aus dem Martyrium irgendetwas gelernt?«, fragte Opa.
    Seth ließ den Kopf hängen. »Ich fühl mich wirklich miserabel
wegen der Fee. Sie hat nicht verdient, was mit ihr passiert ist.« Opa gab keine Antwort, und Seth betrachtete weiter seine Schuhe. »Ich hätte nicht mit magischen Geschöpfen herumspielen dürfen«, gestand er schließlich.
    Opa legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. An diesem Ort kann das, was du nicht weißt, zu einer Gefahr für dich werden. Und für andere. Wenn du gelernt hast, in der Zukunft vorsichtiger und mitfühlender zu sein und den Bewohnern dieses Reservats größeren Respekt entgegenzubringen, dann war das Ganze zumindest für etwas gut.«
    »Ich habe auch etwas gelernt«, warf Kendra ein. »Menschen sollten sich nicht mit Walrossen einlassen.«

KAPITEL 9
Hugo
    K endra hatte das dreieckige Holzbrett auf dem Schoß. Sie betrachtete die Zapfen und dachte über ihren nächsten Sprung nach. Neben ihr wippte Lena sachte auf einem Schaukelstuhl und beobachtete, wie der Mond aufging. Von der Veranda aus konnte man nur wenige Feen durch den Garten schweben sehen, und Glühwürmchen leuchteten zwischen ihnen im silbernen Mondlicht.
    »Nicht viele Feen unterwegs heute Abend«, bemerkte Kendra.
    »Es könnte einige Zeit dauern, bis die Feen in größerer Zahl in unsere Gärten zurückkehren«, sagte Lena.
    »Kannst du ihnen nicht alles erklären?«
    Lena lachte. »Sie würden eher deinem Großvater zuhören als mir auch nur die geringste Beachtung zu schenken.«
    »Warst du nicht sozusagen eine von ihnen?«
    »Das ist ja das Problem. Pass auf.« Lena schloss die Augen und begann leise zu singen. Ihre hohe, trällernde Stimme ließ sehnsüchtige Melodie erklingen. Mehrere Feen huschten aus dem Garten herbei, bildeten einen Halbkreis um sie und unterbrachen den wunderschönen Gesang mit inbrünstigem Zirpen.
    Lena hörte auf zu singen und sagte etwas in einer unverständlichen Sprache. Die Feen zirpten zurück. Lena machte eine letzte Bemerkung, und die Feen flogen davon.
    »Was haben sie gesagt?«, fragte Kendra.
    »Sie haben mir erklärt, dass ich mich schämen sollte, ein najadisches Lied zu singen«, antwortete Lena. »Sie werden nur äußerst ungern daran erinnert, dass ich einst eine Nixe war, vor allem, wenn ich gleichzeitig zu erkennen gebe, dass ich mit meiner Entscheidung im Reinen bin.«
    »Sie wirkten ziemlich aufgeregt.«
    »Einen großen Teil ihrer Zeit verbringen sie damit, Sterbliche zu verspotten. Wann immer eine von uns zu den Sterblichen überwechselt, fragen die anderen sich, was sie wohl verpassen. Vor allem, wenn wir einen zufriedenen Eindruck machen. Sie verspotten mich erbarmungslos.«
    »Macht Ihnen das gar nichts aus?«
    »Fast nichts. Sie wissen allerdings, wie sie mich piesacken können. Sie ziehen mich wegen meines Alters auf – wegen meinen Haaren, meinen Falten. Sie fragen, wie mir die Aussicht gefällt, in einer Kiste begraben zu werden.« Lena runzelte die Stirn und blickte nachdenklich in die Nacht. »Als du heute nach Hilfe gerufen hast, habe ich mein Alter deutlich

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