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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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entfaltete die Flügel und flog zu einem der Fenster hinaus. »Die Vermittlungsgebühr«, fügte sie an, »entrichtet Mr. Moon, damit haben weder Ihr Bruder noch Sie etwas zu tun. Ist das nicht nett?«
    Colin fragte sich, wie sie das meinte.
    Am Ende war es vermutlich egal, es tat nichts zur Sache, und mit einer Antwort hatte er wohl kaum zu rechnen.
    »Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb ich Sie aufgesucht habe, Mr. Darcy.«
    »Ich sollte Ihnen Danny ausliefern.«
    Sie lächelte jetzt nicht mehr. »Sie haben ihn demnach gefunden?«
    »Sagte ich das nicht bereits?«
    »Sie deuteten es an, mehr nicht.«
    Colin brachte sein Anliegen auf den Punkt. »Es reicht also durchaus, wenn nur einer von uns den Preis entrichtet?«
    Madame Redgrave nickte, wirkte wachsam wie jemand, der an einer Partie Schach teilnimmt.« Irgendjemand, der wie Daniel Darcy ist, steht bei Mr. Moon und mir in der Schuld.«
    Colin nickte zufrieden.
    Genau das hatte er hören wollen.
    »Und worin genau«, fragte Madame Redgrave, »besteht jetzt das neue Spiel?«
    Livia trat vor.
    Und sagte es ihr.
    Madame Redgrave lauschte ihr aufmerksam, nickte und lächelte ab und zu. »Sie haben eine sehr bemerkenswerte Freundin, Mr. Darcy, das muss ich schon sagen.«
    »Ich weiß.«
    Madame Redgrave ging zu einem kleinen runden Tisch, der neben dem Eingang stand. Eine Blechdose stand auf dem Tisch. Sie war sehr zerbeult und fleckig und sah uralt aus.
    »Was ist das?«, fragte Livia.
    »Eine Büchse«, sagte Madame Redgrave und stellte das rostige Ding an seinen Platz zurück. »Sie enthält Dinge, die von persönlichem Wert für mich sind, das ist alles.«
    »Erinnerungen?«
    »Nein, Mr. Darcy. Erinnerungen tragen wir alle in unseren Herzen. Das tun sogar die Ewigen, die gar keine Herzen mehr haben. Erinnerungen sind das, was wir niemals fortgeben können, auch wenn wir uns Mühe geben.«
    »Sie sieht interessant aus«, stellte Livia fest.
    Etwas Faszinierendes ging von der alten Blechdose aus.
    »Ich habe sie schon lange, lange nicht mehr geöffnet«, sagte Madame Redgrave, »und so soll es auch bleiben.« Sie lächelte müde und fuhr fort: »Ich werde also Mr. Moon unterrichten, und dann schauen wir, was passiert.« Sie betrachtete Livia mit Augen, die weit entfernte Welten erblickt hatten. »Sie sind in der Tat außergewöhnlich, Kind. Es wäre schade, wenn Sie der Wabe zum Opfer fallen würden.« Ihr Blick wanderte zu Colin. »Deshalb«, trug sie ihm mit strengem Blick auf, »geben Sie sich Mühe.« Zwei Bienen entschlüpften dem Mund mit den rot geschminkten Lippen und flogen aus dem Fenster. »Wir werden bald eine Antwort erhalten.«
    »Wann?«, fragte Colin.
    Madame Redgrave streckte die Hand aus, und wieder setzte sich eine Biene darauf nieder. Sie surrte leise, und ihre Flügel flirrten. Die Frau in Weiß hob die Hand und leckte die Biene mit einer flinken Bewegung auf Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, schnurrte leise wie eine Katze, die gekrault wird, und öffnete dann erneut den Mund, sodass die Biene entweichen konnte, »Er ist einverstanden«, teilte sie ihren beiden Gästen mit.
    »Das ging aber schnell«, sagte Livia.
    Madame Redgrave grinste. »So ist er, unser Mr. Moon. Außerdem geht es schneller, wenn wir statt der Briefkästen Bienenstöcke benutzen, das war schon früher so.«
    »Aha«, machte Colin.
    »Dann können wir jetzt gehen?«
    »Sie können auch noch auf einen Tee bleiben«, bot Madame Redgrave ihnen an.
    »Das ist nett«, sagte Colin, »aber ich finde, wir sollten nach Stranraer zurückkehren. Es gibt da einen Constable, der uns etwas zu sagen hat.« Er grinste, als er an den Plan dachte. »Und außerdem haben wir ihm auch etwas zu sagen.« »Darf ich fragen, wie Sie dorthin zurückkommen?«
    Colin verdrehte die Augen.
    Mist!
    Daran hatte er nicht gedacht. Der Rover stand noch immer neben Livias Kate.
    »Ich kann Ihnen die Bienen anbieten«, schlug Madame Redgrave vor.
    Livia schluckte.
    »Wie meinen Sie das?« Colin hatte eigentlich keine Angst vor Bienen, aber nach dem Erlebnis in der Ancient Mariner 's Lodge war er, was diese Sache anging, vorsichtiger geworden.
    »So, wie ich es sage. Ich biete Ihnen meine Bienen an. Sie bringen Sie sicherer und vor allem auch schneller nach Stranraer als der öffentliche Bus von Prestwick in die Rhinns.«
    »Okay«, sagte Livia mit einem dennoch etwas vorsichtigen Blick in Richtung der Bienenstöcke.«Man sollte hin und wieder mal etwas Neues ausprobieren.«
    Madame Redgrave

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