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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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darüber reden?«
    »Da waren viele Vögel mit buntem Gefieder. Sie haben das Auto attackiert.«
    »Wie bei Hitchcock.«
    »Es waren exotische Vögel. Sie sind durch die Fenster in den Wagen gelangt, irgendwie, und dann ist der Wagen In die Themse gestürzt.«
    Livia wirkte ernst, als sie sagte: »Manchmal, wenn man ganz fest an sie denkt, dann reden die Toten mit einem.«
    Gerade wollte Colin etwas sagen, als er den Wagen bemerkte, der auf den Parkplatz jenseits der Friedhofsmauer fuhr. Es war ein alter Vauxhall, wie der Constable einen fuhr. Colin verbesserte sich, denn genau genommen war es exakt der Vauxhall, den der Constable fuhr.
    »Was, in aller Welt, will der denn hier?«
    Livia fügte hinzu: »Woher hat er gewusst, dass wir hier sind?«
    Die Dinge, dachte Colin Darcy, kommen jetzt ins Rollen.
    Und als tatsächlich Constable Plummer dem Wagen entstieg und den Galloway Graveyard betrat, ihnen mit höchst ernster Mine zuwinkte und schnellen Schrittes auf sie zukam, da fragte sich Colin, in welche Richtung die Dinge jetzt wohl ins Rollen kamen.
    Eigentlich wollte keiner der beiden abwarten, was den Polizisten hier an diesen Ort führte.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Livia und ergriff Colins Hand.
    »Ja«, flüsterte er ihr zu, »das sollten wir.«
    Dann trat er einen Schritt nach vorn, und während der Constable ihnen erneut etwas zurief, was sie beide ganz und gar nicht mehr hörten, spürte Colin das Friedhofsmädchen neben sich, und beide gingen nach Rio Bravo, ohne auch nur eine Sekunde zu vergeuden.
    achtes kapitel
    in dem Danny Darcy ein Lied spielt, Colin beunruhigende Neuigkeiten erfährt, Livia etwas bemerkt und alle zusammen die Mondmoore aufsuchen
    Die Musik drang aus der Ferne an ihre Ohren. Es war keine Trompete, und es war auch kein Mexikaner, der da spielte. Colin kannte diese Gitarre, die mittlerweile eine sehr alte Gitarre war. Sie gehörte Danny, und er hatte den Klang so oft aus dem Zimmer neben seinem dringen hören, dass er ihn wohl vom Klang Hunderter anderer Gitarren bis an sein Lebensende würde unterscheiden können. Das Lied war The River von Bruce Springsteen, und die Stimme, die undeutlich und dumpf nuschelnd klang, gehörte ohne jeden Zweifel Danny Darcy.
    »Er ist es«, sagte Colin nur.
    Livia stand neben ihm an diesem fremden Ort, der aussah wie ein klein wenig Schottland, aus dem man die Kulisse für einen Hollywood-Western gezaubert hatte.
    »Er ist tatsächlich hier.«
    Vor ihnen erstreckte sich die Hauptstraße von Rio Bravo, das nicht wie eine Filmkulisse aussah, sondern wie ein schottisches Dorf, das nach Texas oder Mexiko gewandert war. Ja, dieser Vergleich passte. Ein warmer Wind wehte, und er roch nach der Hitze der Wüste nach Tagesanbruch. Irgendwo in der Ferne rauschte das Meer, und Colin fragte sich, ob es der Atlantik war oder ein anderes Meer, das weder einen Namen besaß noch je von einem Menschen entdeckt, geschweige denn befahren worden war. Dies war eine Welt, die aus Gedanken bestand, die sich fortwährend veränderte und nie das war, was man von ihr erwartete. Für Danny und Colin war diese Welt schon immer Rio Bravo gewesen, von Anläng an, aber die Jungs hatten sich schon damals gefragt, ob diese Welt für andere Kinder mit anderen Eltern nicht ganz andere Gesichter hatte.
    »Erkennst du den Ort wieder?« Livia sah sich voller Erstaunen um. »Es ist so schnell passiert. Wo ist der Galloway Graveyard abgeblieben?« Viele Fragen auf einmal eben.
    Zu wechseln war wie blinzeln, nur schneller. Meist war da ein leichtes Schwindelgefühl, das einen wanken ließ, und am Anfang, als er ungeübt im Wechseln gewesen war, da hatte sich Colin immer irgendwo festhalten müssen. Kurioserweise hatte der Gegenstand, an dem er sich festhielt, dann auch in Rio Bravo existiert. Mit der Zeit dann war er geübter darin geworden, hierher zu wechseln.
    »Es ist wärmer hier«, stellte Livia fest. »Wärmer jedenfalls als auf dem Friedhof.«
    »Das ist Rio Bravo«, sagte Colin. »Hier sind wir immer hergekommen, wenn die Luft in Ravenscraig zu dünn zum Atmen wurde. Hier war unser Versteck.« Er konnte es kaum fassen, wieder hier zu sein. Er konnte es kaum fassen, dass dieser Ort wirklich existierte.
    Er sah an sich herab, und dann betrachtete er Livia.
    Sie sahen beide noch genauso aus wie vorhin, die Kleidung hatte sich nicht verändert.
    Livia, die seinen Blick bemerkte, fragte: »Müssten wir nicht anders aussehen?«
    »Ja, eigentlich müssten wir aussehen wie jemand, der

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