Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
Vom Netzwerk:
Telefonat mit
der Rechtsmedizin hatten sich Lindt, Wellmann und von Villing auf den Weg dorthin
gemacht.
    »Worauf
müssen wir uns einstellen?«, wollte der Kommissar wissen.
    »Seit wann
sind Sie denn so zimperlich?«, antwortete Dr. Adelheid Salzmann und ging voraus
in den grün gekachelten hallenartigen Raum. »Willkommen in unserem ›kalten OP‹«,
lächelte die grauhaarige Ärztin.
    »Kunstfehler
mit Todesfolge können Ihnen in diesem Operationssaal ja wohl nicht passieren«, gab
Lindt zurück.
    »Trotzdem
sind wir voll im Stress. Sie sehen ja: lauter Not-OPs.«
    Der Kommissar
zählte laut: »Eins, zwei, drei«, und zeigte dabei auf die Edelstahltische, an denen
sie vorbeigingen. Überall wölbten sich weiße Leintücher über Personen, die auf ihre
Obduktion warteten.
    »Tisch zwei
als Nächstes«, sagte die Gerichtsmedizinerin zu ihrem großen stämmigen Mitarbeiter,
der offenbar mit Vorbereitungen beschäftigt war.
    Am hintersten
Tisch griff Dr. Salzmann nach einem Zipfel des Tuches und zog es so weit zurück,
dass das Gesicht der Toten frei lag.
    Von Villings
Augen wurden immer größer, bis er schließlich ein »Nein … nein« herauswürgte.
    »Bitte?«,
fragte Oskar Lindt. »Sie kennen diese Frau nicht?«
    »Ääh … nein,
wirklich nicht.« Völliges Unverständnis stand in Konstantin von Villings Gesicht.
    »Nie gesehen?«
    »Nein, nein,
ich kenne sie wirklich nicht.«
    Die Ärztin
zog das Leintuch wieder hoch. »Na dann, bis zum nächsten Mal, die Herren Kommissare.«
    »Abflug«, sagte Lindt und ging voraus
in Richtung Tür.
    Am Nebentisch
war der Obduktionshelfer mittlerweile dabei, die Sektionsinstrumente auf einem fahrbaren
Beistelltisch nebeneinander anzuordnen.
    »Lothar,
was soll denn das?«, schallte die schneidende Stimme von Dr. Salzmann durch den
neonhellen Raum. »Zudecken, aber schnell.«
    In Windeseile
zog der Mann das Tuch hoch. »Ich dachte …«, stotterte er. »Sie … sie haben doch
gesagt, Tisch zwei als Nächstes.«
    »Aber nicht,
so lange Fremde hier drin sind!«, rügte sie ihn scharf.
    Der große
breite Mann mit einem Brustkasten wie ein Schwergewichtsboxer schlug schuldbewusst
die Augen nieder.
    »Muckis
sind eben nicht alles«, kommentierte die Ärztin das Fehlverhalten. »Auf ein bisschen
Hirn sollten die von der Personalabteilung bei den Einstellungsgesprächen schon
achten.«
    Lindt wandte
sich zur Tür. »Na, dann wollen wir Sie mal nicht länger von der Arbeit abhalt…«
    Weiter kam
er nicht, denn mit einem Satz war Konstantin von Villing am Fußende von Tisch zwei,
fasste das weiße Tuch und riss es mit einem Ruck von dem toten Körper. »Da … da
… das ist …«, stammelte er.
    »Was machen
Sie denn?«, herrschte Lindt ihn an.
    Der Obduktionshelfer
baute sich drohend vor von Villing auf. Paul Wellmann schnappte sich mit geübtem
Griff dessen rechten Arm und drehte ihn auf den Rücken.
    Mit einem
strengen Blick hob die Ärztin das Leintuch auf und ließ es erneut über den Leichnam
von Tisch zwei gleiten.
    »Halt«,
protestierte von Villing. »Halt, das da … Das ist sie!«
    »Was?«,
wollte Oskar Lindt wissen. »Wer soll das sein?«
    »Irene«,
kam die Antwort, stöhnend unter Wellmanns schmerzhaftem Polizeigriff. »Das ist sie,
Irene.«
    »Lass ihn,
Paul.« Lindt wandte sich an die Ärztin. »Bitte, Dr. Salzmann, dürfen wir die Frau
noch einmal sehen?«
    Sie nickte
und der Helfer hob das Tuch abermals vom Gesicht der Toten.
    Langsam,
sehr langsam schob sich Konstantin von Villing den Edelstahltisch entlang bis ans
Kopfende. Zitternd strecke er die Hand aus und legte seine Fingerspitzen auf die
Wange der Toten. Erschrocken zuckte er zurück. »Kalt … Sie ist so …«
    »Kalt«,
ergänzte Oskar Lindt, zog den Kopf ein und schob die Hände tief in die Taschen seiner
dicken schwarzen Jacke. »Sind Sie sich sicher?« Er schaute dem Verdächtigen geradewegs
in die Augen.
    Von Villing
nickte. »Ganz sicher, das ist Irene, Irene Stoll.« Erneut streckte er seine Hand
aus und tastete nach dem bedeckten Hals der Toten. Vorsichtig schob er das Tuch
herunter, doch den dicken dunklen Streifen berührte er nicht.
     
    Beim Hinausgehen ließ sich Hauptkommissar
Lindt im Flur des Rechtsmedizinischen Instituts etwas zurückfallen. »Paul, bringst
du ihn schon mal zum Wagen?«, bat er. Als die anderen außer Hörweite waren, drückte
er Adelheid Salzmann die Hand. »Danke, dass Sie mitgespielt haben. Jetzt können
wir wirklich sicher sein.«
    »Kein Problem
für uns, so eine

Weitere Kostenlose Bücher