Fächerkalt
Kurzen, als das Vernehmungszimmer wieder leer
war. »Könnten Sie auch noch einer Überwachung zustimmen?«
Conradi
war überrascht. »Sie wollen ihn observieren lassen? Im Stadtbereich kann eine solche
Aktion vielleicht unbemerkt gelingen, aber dort oben im Schwarzwald? In einer solchen
Einöde fällt jeder Fremde sofort auf.«
Ein Lächeln
umspielte Lindts Lippen. »Ich dachte eher an eine technische Lösung.«
Der Staatsanwalt
runzelte die Stirn. »Wenn Sie mich so fragen, haben Sie doch längst …«
»Selbstverständlich
nur, wenn Sie einverstanden sind – aber das waren Sie bisher ja immer.«
Der Kurze
atmete tief durch und stand auf. »Meinetwegen. Lassen Sie mir das Formblatt zukommen.«
»Liegt auf
meinem Schreibtisch bereit. Sie brauchen es nur noch zu unterzeichnen.«
Eine gute Stunde später rief Jan
Sternberg im Büro an. »Der Range Rover ist eben losgefahren.«
»Mit dem
Alten drin?«
»Ich hab
ihn zu seinem Wagen gebracht und momentan fährt er schnurstracks Richtung Autobahn.«
»Okay, hier
auf dem Monitor kann ich die Position sehen. Unbemerkt dranbleiben, bis er auf der
A 5 ist. Dann kannst du abdrehen.«
»Er besitzt
noch einen alten Jeep und einen Unimog, an dem ein Schneepflug montiert ist«, sagte
Paul Wellmann.
»Haben das
die Offenburger Kollegen gemeldet?«
Wellmann
nickte. »Sind gerade oben auf dem Hof. Der Hund tobt anscheinend im Zwinger herum,
menschliche Wesen sind ihnen jedoch nicht begegnet. Sollen sie beide Fahrzeuge präparieren?«
Lindt überlegte
kurz. »Ich kann ihn nicht recht einschätzen. Echt ein alter Fuchs. Ja, sie sollen
die GPS-Module auch dort anbringen.«
»Akustische
Raumüberwachung?«
Der Kommissar
zögerte. »Das ist mit Conradis Einverständnis sicherlich nicht abgedeckt. Andererseits
… wenn die Kollegen nun schon mal dort sind … Ja, gut, aber mit maximaler Vorsicht.«
»Oskar,
die sind genauso gut wie unsere Technikertruppe hier. Mach dir keine Sorgen.«
Die fatalen
Folgen dieser Entscheidung würden sich allerdings erst einige Tage später zeigen.
10
»Oskar, du solltest mal dringend
in deinen PC schauen. Die Mail von der Salzmann.« Paul Wellmann hatte die Nachricht
bereits gelesen. »Todeszeitpunkt vor 12 bis 16 Tagen. Genauer geht nicht wegen der
Lage in dem Güllewassergemisch.«
»Die Todesart
war nicht Ertrinken, oder?« Lindt erinnerte sich an den dunkelblauen Striemen quer
über den Hals.
»Nein, eindeutig
Tod durch Strangulation«, berichtete er.
»Ohne Zweifel?«
»Ja, so
steht es hier. Unsere Frau Doktor hat eine deutliche Strangfurche gefunden. Auf
jeden Fall war Irene Stoll bereits mehrere Stunden tot, als sie in die Jauchegrube
versenkt wurde.«
»Demnach
wäre das die dritte Person, die in diesem kalten Anwesen mit einem Strick Bekanntschaft
gemacht hat. Jetzt die Stoll und davor Mutter und Tochter … Wann war das noch gleich?«
»Die Akte
müsste eigentlich schon da sein.« Wellmann durchsuchte die Eingangspost. »Ja, hier.
Das war … 1978. eindeutig Suizid. So steht’s zumindest im Bericht.«
»Du hast
also auch Zweifel?«
»Immer,
Oskar. Nach dem, was sich jetzt dort ereignet hat, müssen wir uns diese alte Sache
noch einmal genauer ansehen.«
»Wann hat
Eduard von Villing das Haus eigentlich gekauft?«
Wellmann
holte die Akte mit der Auskunft des Grundbuchamtes. »Das war 1963.«
»Und die
Meldeliste? Wer hat dort gewohnt?«
Wellmann
las vor: »Bis 1962 Alois Hartmann, im selben Jahr verstorben. Seine Frau Berta ist
ihm bereits 1953 im Alter von nur 59 Jahren vorausgegangen. Von den Erben dieses
Hartmann – sieht so aus, als wäre das Ehepaar kinderlos gewesen – hat von Villing
das Anwesen ein Jahr später gekauft.«
»War der
Alte selbst mal dort gemeldet?«
»Ab 1963,
sieben Jahre lang.«
»Alleine?«
»Ja, niemand
sonst. War wohl schon früher eher ein Einzelgänger.«
»Paul, ich
glaube, da müssen wir noch mal mit deiner netten Bekannten reden.«
Wellmann
stutzte: »Was, wen meinst du?«
»Stichwort
Rollator.«
»Ach herrje,
ob das was bringt? So wie da der Kalk gerieselt ist.«
»Manchmal
können sich alte Leute hervorragend an lange zurückliegende Zeiten erinnern.«
»Na gut,
wir können’s ja versuchen«, meinte Wellmann und fuhr fort: »Ab 1970 sind Maria und
Karin Lempp dort gemeldet, Mutter und Tochter, 1942 und 1960 geboren.«
»Also mit
18 Jahren schon Mutter geworden«, rechnete Lindt schnell nach. »Haben wir einen
Hinweis auf den Vater des
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