Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
Vom Netzwerk:
wenigstens ab und zu mal was g’sagt. Aber Miete hat die garantiert
keine bezahlt.«
    »Dann hat
hier in der Nachbarschaft bestimmt jeder gewusst, was da gelaufen ist«, mutmaßte
Oskar Lindt.
    »Ja, aber
im Lauf der Zeit ist er ruhiger g’worden, der Eduard, und wie die Ilse verschwunden
war, ist das Haus da drüben drei ganze Jahr’ leer g’standen.«
    »Bis dann
die Frau Stoll …«
    »Ach, die
Irene. Lang hab ich’s ja net g’wusst, aber nachdem der Eduard fast gar nie mehr
zu B’such kommen isch, hab ich sie mal gradraus g’fragt, ob sie vielleicht mit ihm
verwandt sei. Da hat sie fürchterlich zum Lache’ ang’fange’ und mir anvertraut,
dass sie seine Schwester isch.«
    »Leider
jetzt auch tot«, sagte Wellmann knapp.
    Emilie schlug
die Hände vors Gesicht. »Ich hab’ mir gedacht, dass da was net stimmt. Seit sie
sich vor zwei Jahr’ den junge’ Kerl da ang’lacht hat, da isch es bergab gange’ mit
ihr. Der hat immer so finster dreing’schaut. Immer fettige Haar und so ein’ langen
Mantel hat er ang’habt. Vor dem hat jeder hier irgendwie Angst g’habt.«
    »Meinen
Sie, der könnt’s gewesen sein?«, fragte Paul Wellmann.
    »Ja, wieso?
Isch die Irene etwa …?«
    Lindt nickte.
»Es steht ja sowieso bald in der Zeitung. Wir haben sie im Gülleloch gefunden.«
    Emilie Barnsteiner
schrie auf und schlug sich erneut die Hände vors Gesicht. »Auch wenn sie mir net
b’sonders sympathisch war, aber des hat sie wirklich net verdient g’habt, die Irene.«
Dicke Tränen rannen über ihre Wangen. »Nein«, schluchzte sie, »versäuft im Brühloch
wie a junge Katz. Wer macht denn auch so was?«
    »Sie war
schon tot, als jemand sie da rein …«, legte Paul Wellmann tröstend den Arm um die
alte Frau.
    Emilie schwieg.
Ihre blauen Äuglein glänzten ganz feucht.
    »Tut mir
sehr leid, dass wir Sie damit behelligen mussten«, sagte Oskar Lindt, »aber für
uns ist es natürlich sehr wichtig zu wissen, ob Sie in den letzten 14 Tagen da drüben
irgendetwas Außergewöhnliches bemerkt haben.«
    Sie überlegte:
»Ganz ruhig war’s halt. Die Irene hab ich net g’sehn und den jungen Kerl auch net.
Bloß der weiße Kastenwagen, der ist öfter mal rein- und rausg’fahren.«
    »Ein Kastenwagen?«
    »Ja, aber
net der Transporter, der sonst alle paar Monat’ gekommen isch. Der war ja schwarz
und hat die Möbel abg’holt, wenn sie wieder mal was fertig g’habt hat.«
    »Also ein
weißes Fahrzeug?«
    »So einer
wie der vom Paketdienst, aber net so neu, eher ziemlich rostig. Immer mit zwei Mann
drin.«
    »Waren die
früher schon mal da?«
    »Kann sein.
Seit die drüben das automatische Tor haben, muss ja niemand mehr aussteigen zum
Aufmachen. Ich hab halt gedacht, es kommt ein anderer wege’ die Möbel.«
    »Hat die
Irene Ihnen da mal was gezeigt?«
    »Ach, wo
denken Sie hin. Da isch niemand reinkommen in den Hof. Sie hat’s mir nur erzählt
und manchmal hat man die Maschinen g’hört.«
    Wellmann
hakte nach: »Der Transporter, überlegen Sie bitte, ist Ihnen an dem etwas aufgefallen?
Eine Aufschrift vielleicht oder die Autonummer?«
    Emilie schüttelte
den Kopf. »Ganz weiß und ziemlich dreckig war er. Die Aufschrift auf der Tür hab’
ich net lesen können, deswegen hab ich meine Nachbarin g’fragt. Die hat den auch
mal g’sehen. ›Haushaltsauflösung‹ hat sie g’sagt und dass er aus Rastatt g’wesen
wär.«
    Lindt und
Wellmann tranken eilig aus und erhoben sich von der Eckbank. »So, wir haben Sie
lange genug geplagt mit unserer Fragerei. Sie haben uns wirklich sehr weitergeholfen.
Vielen Dank für den Kaffee. Falls Ihnen noch was einfällt …« Lindt legte seine Karte
auf den Tisch.
    Emilie Barnsteiner
setzte ihre Brille auf. »Ooh, sogar ein Kriminalhauptkommissar.«
    »Zwei Hauptkommissare«,
antwortete Lindt und zeigte auf seinen Kollegen. »Da sehen Sie, wie wichtig Ihre
Beobachtungen für uns sind. Sie können uns gerne jederzeit anrufen.«
    Die alte
Frau winkte von ihrer Haustür aus so lange, bis sie den blauen Volvo nicht mehr
sehen konnte.

11
     
    »Der war ja wirklich zum Tote Aufwecken,
dieser Kaffee«, meinte Paul Wellmann. »Jeden Tag könnt’ ich den nicht vertragen.«
    »Nur mit
drei Löffeln Zucker«, schmunzelte Lindt. »Und bloß dann, wenn’s der Arzt nicht sieht.«
    Er rief
umgehend im Büro an. »Jan, find mal raus, welche Firmen es für Haushaltsauflösungen
in Rastatt gibt. Weißer rostiger Kastenwagen. Ach, und wenn du schon dabei bist,
das Auto von Irene Stoll. Da

Weitere Kostenlose Bücher