Fächerkalt
weißt du, warum ich dich beauftragt habe, bei ihr anzurufen.«
Doch auch
von der Kriminaltechnik, der Fahrzeugfahndung und der französischen Polizei lagen
keinerlei neue Erkenntnisse vor und so beschloss Lindt, sich Konstantin von Villing
noch einmal vorzunehmen.
Gemeinsam
mit Jan Sternberg suchte er die JVA Bruchsal auf, um irgendwie mit dem Häftling
ins Gespräch zu kommen. Rein äußerlich war er kaum wiederzuerkennen.
»Was Dusche,
Rasierer und ein Satz frischer Kleider doch ausmachen«, flüsterte Jan seinem Chef
ins Ohr.
Lindt kommentierte
das nicht, sondern setzte sein friedfertigstes Gesicht auf. »Sie wollten ja unbedingt
ins Gefängnis. Wie gefällt es Ihnen denn nun hier in unserem Hotel mit Vollpension?«
»Danke der
Nachfrage«, grinste von Villing. »Es gab Tage, da habe ich schlechter gegessen und
härter geschlafen.«
»Das heißt,
Sie möchten gerne hier bleiben?«
»Warum nicht?
Draußen wird es bald ziemlich ungemütlich. Herbststürme, Novembernebel, Eis und
Schnee.«
»Was ist
das schon gegen die persönliche Freiheit?«
»Im Frühjahr
können wir ja noch mal darüber reden …«
»So einfach,
wie Sie sich das vorstellen, wird das Ganze nicht funktionieren. Zumindest bräuchten
wir einen hinreichenden Tatverdacht, dass Sie …«
»Ist doch
einfach: Sie schreiben’s auf und ich setz meine Unterschrift darunter. Dann haben
Sie Ihren Erfolg und ich mein warmes Plätzchen.«
»Traumhafter
Zustand.« Lindt nickte. »Ich bin dabei. Allerdings wüsste ich natürlich gerne, was
ich da aufsetzen soll.«
»Vollkommen
egal, Hauptsache, ich kann eine Weile hierbleiben.«
Der Kommissar
wandte sich an seinen Mitarbeiter: »Jan, das Notebook.«
Als der
Computer hochgefahren war, diktierte Lindt: »Geständnis. Ich, Konstantin von Villing,
geboren am …«
»24. Dezember
1978 in Karlsruhe.«
»Oh, Sie
sind ein Christkind. Wohnhaft in Karlsruhe-Knielingen …« Weiter kam er nicht.
»Nein, nein,
schreiben Sie bitte: ohne festen Wohnsitz.«
»Soll ich
das?«, wollte Sternberg wissen.
»Meinetwegen,
aber nimm die letzte Meldeadresse dazu. – … habe am 11. Oktober 2011 meine Tante
…«
Von Villing
schrie auf: »Woher wissen Sie denn das?«
»Denken
Sie vielleicht, wir waren untätig? Also schreib: Habe meine Tante, Frau Irene Stoll
…, dann die Anschrift.« Lindt fixierte von Villing. »Was haben Sie eigentlich mit
ihr gemacht?«
»Egal, schreiben
Sie halt was.«
»In der
Jauchegrube ertränkt«, zischte der Kommissar.
Von Villing
schoss von seinem Stuhl in die Höhe. »Niemals«, schrie er. »Sie hing im Schrank.«
»Und Sie
haben ihr dabei geholfen, sich dort drin aufzuknüpfen, in einem alten Schrank, der
kaum 1,70 Meter hoch ist?«
»Sie glauben
mir nicht?«
»Kein Wort!«
Lindt haute mit der flachen Hand auf den Tisch. »Rücken Sie endlich mit der Wahrheit
heraus!«
»Wie lange
dauert es bis zur Gerichtsverhandlung?«
»Bestimmt
einige Monate«, antwortete Jan Sternberg vorschnell.
»Von wegen«,
schnaufte Lindt. »Solange ich selbst nicht glauben kann, was Sie uns auftischen,
gibt es überhaupt kein Verfahren. Da bekommen Sie eine viel schlimmere Strafe.«
Er zeigte mit seinem Daumen zur Wand.
»Was, raus?
Sie wollen mich hier rauswerfen? Nein!«, kreischte von Villing.
»Also die
Wahrheit, los, los!«
»Ihre schlauen
Ärzte haben doch sicherlich Strangulationsmerkmale gefunden.«
Der Kommissar
antwortete nicht.
»Ich gestehe,
sie erst betäubt und dann erhängt zu haben«, sagte Konstantin von Villing. »Mit
dieser Aussage wird mich kein Haftrichter der Welt freilassen.«
»Sie wissen
nicht, wohin? Stimmt’s?« Es war offensichtlich, dass Konstantin von Villing log.
»Schreiben
Sie, was ich gesagt habe«, wandte sich der Häftling an Jan Sternberg. »Mehr bekommen
Sie von mir nicht.«
»Sie sind
eine harte Nuss«, brummte der Kommissar. »Aber ich, ich bin der Nussknacker! Ich
komme wieder, immer wieder. Verlassen Sie sich drauf.«
Dann zog
er ein Proberöhrchen aus seiner Aktentasche. »Freiwillig?«
»Was, Sie
wollen meine DNA analysieren?«
»Exakt!«
»Wozu? Ich
gestehe doch.«
»Routine«,
antwortete Lindt.
»Darf ich
ablehnen?«, fragte von Villing und seine Augen wurden schmal.
»Ich sagte
ja, wir kommen wieder. Beim nächsten Mal mit einer richterlichen Anordnung.«
»Also bis
demnächst.« Er stand auf und ging zur Tür.
»Nicht so
schnell«, sagte der Kommissar. »Sie bleiben erst mal hier. Ich kläre das gleich.«
Er klopfte und ein
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