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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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Gedenkstein
vorüberfuhren.
    »Zum Glück
war das 1921, sonst würdest du jetzt wieder ermitteln«, gab Carla zurück.
    »Angeblich
war er nach sechs Schüssen immer noch nicht tot. Erst nach zwei weiteren in den
Kopf.«
    »Schluss
mit diesen Grausamkeiten. Wir wollen doch die schöne Gegend genießen. Oooh, übernachten
wir dort drüben?« Carla zeigte entzückt auf den Komplex des vornehmen Sternehotels
›Dollenberg‹.
    »Sag mal,
wovon träumst du denn nachts, wenn du solche Tagträume hast?«, murrte Lindt. »Ein
Spitzenklassewellnesstempel ist mit meinem schmalen Beamtengehalt sicher nicht drin.«
    Sie kurvten
hinunter nach Bad Griesbach und Bad Peterstal, überwanden danach den Löcherberg
und mussten in Oberharmersbach ein wenig suchen, um die Abzweigung des engen Sträßchens
zu finden, das zum Brandenkopf führt.
    Oben jedoch,
auf dem fast 30 Meter hohen Aussichtsturm, wurden sie für die anstrengende Fahrt
mehr als entschädigt. Sie hatten einen der wenigen Tage mit exzellenter Fernsicht
erwischt. Über dem Nebelmeer des Rheintales waren die Vogesen zum Greifen nah, sogar
die Alpen konnten sie klar erkennen und in östlicher Richtung den langen Höhenzug
der Schwäbischen Alb.
    Oskar Lindt
schaute nach Osten, allerdings interessierte er sich mehr für die näher liegenden
grünen Rodungsinseln im dunklen Wäldermeer. »Da drüben, siehst du, Carla, dort müssen
wir hin.«
    Er reichte
seiner Frau das Fernglas und wies ihr die richtige Richtung, bis sie den riesigen
dunklen Hof von Eduard von Villing in der Optik erkennen konnte. »Da waren wir,
Paul und ich. Große saftige Wiesenflächen rings um das Anwesen – dazu Wald, so weit
das Auge reicht. Der Besitz ist größer als die Fläche des Fürstentums Monaco.«
    »Du willst
doch diesen Eigenbrötler hoffentlich nicht aufsuchen«, empörte sie sich. »Mit mir
zusammen auf gar keinen Fall. Nichts Dienstliches, das hast du mir versprochen!
Wenn du mich dort hinbringst, rufe ich mir ein Taxi und bin weg!«
    »Da kannst
du lange rufen. Glaub kaum, dass dich einer hört, und das Handy funktioniert nur
an wenigen Stellen. Aber keine Sorge, wir machen nur, was uns gefällt. Spaziergänge,
Ausruhen, in der Sonne sitzen …«
    »Und vespern!
Kann’s mir schon denken. Und in so einer alten Hütte, wo einem die Mäuse über die
Bettdecke hüpfen, werde ich bestimmt nicht übernachten. Oskar, ich hoffe, du weißt,
was du mit mir vorhast.«
    »Lass dich
überraschen«, zwinkerte Lindt und nahm den Abstieg vom Turm.
    Mit geöffnetem
Schiebedach lenkte er den dunkelblauen Mercedes in das nächste Tal hinunter und
parkte in der früheren Kreisstadt Wolfach, wo er seine Frau nach einem Spaziergang
entlang der Kinzig in der malerischen Altstadt zu einem riesigen Zwei-Personen-Eisbecher
einlud.
    Carla war
wieder versöhnt, lehnte sich zurück und ließ sich die warmen Strahlen der Nachmittagssonne
ins Gesicht scheinen.
    »Ist das
nicht auch ein wenig Wellness?«, wollte Lindt wissen.
    »Bis jetzt
bin ich zufrieden«, meinte seine Frau. »Bis jetzt …«
    »Abwarten«
war Oskars knappe Antwort.
    Es dämmerte
schon, als er einige Kilometer weiter von der Bundesstraße abbog und der Beschilderung
›St. Roman‹ folgte.
    Das enge
Tälchen machte bei der hereinbrechenden Nacht keinen besonders einladenden Eindruck
und je mehr sie sich im Schatten der hoch aufragenden Tannen um die Kurven schlängelten,
umso mulmiger wurde es Carla.
    »Hier sagen
sich doch Fuchs und Hase Gute Nacht!«, nörgelte sie.
    »Abwarten,
wir sind gleich da.« Lindt tastete zum Beifahrersitz.
    »Nimm beide
Hände ans Steuer«, wies sie ihn ab. »Ich will nicht dort unten landen.« Mit kritischem
Blick schielte sie in Richtung des Baches, aber dann: »Oooh! Hier wohnen ja doch
noch Menschen. Das sieht ja …«
    »… nicht
schlecht aus«, ergänzte Oskar, als sie vor dem malerisch erleuchteten ›Silencehotel
Adler‹ auf den Parkplatz einbogen, der mit vornehmen Karossen der unterschiedlichsten
Herkunft bereits gut gefüllt war.
    »So was
hätte ich nach dieser Fahrt nicht mehr erwartet.«
     
    »Wann hattest du denn Zeit, zu reservieren?«,
wollte Carla wissen und war entzückt von dem großen, mit hellem Holz eingerichteten
Balkonzimmer, in das sie geführt wurden.
    »Du hast
unseren Koffer gepackt und ich …«, freute sich Lindt, dass er anscheinend keine
schlechte Wahl getroffen hatte.
    »Schade,
wenn ich gewusst hätte, dass es hier eine Badelandschaft gibt, dann …«
    Doch auch
hier konnte Oskar

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