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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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drin wird euch niemand jemals finden. Ihr werdet erfrieren oder verhungern,
wenn ihr nicht vorher in der Dunkelheit wahnsinnig werdet. Ihr werdet vermodern
und eure Gebeine werden bald genauso aussehen wie die, die schon hier liegen.«
    »Die Kollegen
wissen, dass wir zu Ihnen gefahren sind«, bemühte sich Lindt verzweifelt.
    »Ich werde
längst über alle Berge sein«, lachte der Alte mit einer abgrundtiefen Kehlstimme.
    »Niemals
lassen Sie Ihr Stahlwerk zurück!«
    Von Villing
trat vor das Tor. »Für wen soll ich es denn erhalten? Dieser Nichtsnutz ist ja sowieso
nicht von mir! Fahrt zur Hölle!«
    Krachend
schlug er das dicke Eisentor von außen zu und drehte den Schlüssel zweimal um.
    Das Motorengeräusch
verschwand talwärts.

16
     
    Eine Weile war Stille. Grausame
Stille. Stille, die immer kälter wurde. Schon nach fünf Minuten wurde den beiden
Gefangenen schmerzhaft bewusst, dass sie ihre Jacken hatten zurücklassen müssen.
    Durch das
Schlüsselloch und entlang des Türrahmens drang minimale Helligkeit in den Stollen.
Doch auch als sich ihre Augen an die Düsternis gewöhnt hatten, war es so dunkel,
dass sie den Verlauf des Ganges auf höchstens drei Meter in die Tiefe erahnen konnten.
    Jan fand
zuerst wieder Worte. »Auf späten Feierabend hatte ich mich eingestellt, aber nicht
auf ewigen.«
    »Die Lage
ist hoffnungslos, aber nicht ernst«, wagte Lindt einen kleinen Witz zu machen.
    »Andersrum?
Oder?«, zweifelte Sternberg.
    »Quatsch!
Versuch mal, ob du meine Fesseln aufbekommst.«
    Sie stellten
sich Rücken an Rücken und Jan begann, am Kabel entlangtastend, den Verlauf des Knotens
zu erfühlen. Tatsächlich schaffte er es nach einigen Minuten, die Hände des Kommissars
zu befreien.
    »Danke,
ich hatte schon kein Gefühl mehr in meinen Fingern.« Nun band Lindt seinen Kollegen
los.
    »Okay, Chef.
Prinzip Hoffnung. Niemals aufgeben. Das war unser erster Erfolg. Wir können uns
wieder frei bewegen.«
    »Ja, genau
auf vier Quadratmetern«, brummte Oskar.
    »Du hast
keine Chance, nutze sie!«, deklamierte Jan.
    »Von wem
kommt denn dieser unsinnige Spruch?«
    Sternberg
begann, das nach innen ragende Kastenschloss zu befühlen. »Wenn wir einen Draht
hätten, einen Schraubenzieher oder eine Zange.«
    »Moment,
ich hol nur rasch den Werkzeugkasten«, knurrte Lindt.
    »Irgendwas
findet sich immer«, antwortete Jan und ließ sich vorsichtig auf die Knie hinunter.
»Au!« Scharfkantige Granitsplitter drückten durch seine Jeans ins Knie. Trotzdem
kroch er Zentimeter für Zentimeter in die Dunkelheit und befühlte dabei sorgfältig
den Boden und die Wände des alten Stollens.
    »Wasser«,
rief er auf einmal. »Hier ist eine Pfütze. Verdursten werden wir also nicht so schnell.«
    »Komm wieder
her! Das kann gefähr…« Weiter kam Lindt nicht, denn lautes Platschen und ein gurgelnder
Laut erschallten von hinten. »Jan!«, schrie Lindt. »Jan!«, doch keine Antwort hallte
aus dem Dunkel zurück.
    Panisch
versuchte der Kommissar, in die Richtung voranzukommen, in der Jan verschwunden
war. Gebückt, um nicht an die Felsen zu stoßen, setzte er vorsichtig einen Fuß vor
den anderen und tastete sich seitlich an den Wänden des Bergwerks entlang.
    Plötzlich
platschte und spritzte es direkt vor ihm. Instinktiv griff er zu und erwischte die
Haare von Sternberg, der prustend nach Luft schnappte. Zwei nasse Hände klammerten
sich um Lindts Beine. Er rang um das Gleichgewicht und richtete sich reflexartig
auf. Mit dem Hinterkopf prallte er dabei mit voller Wucht gegen die grob behauenen
Felsen der Stollendecke. »Auuuuh!« Dennoch fiel er nicht um, was wiederum seinem
Mitarbeiter genügte, um sich vollends aus dem Loch herauszuziehen.
    Hustend
und wasserspuckend kauerte er auf dem Boden. »Das … das … war keine Pfütze.«
    Lindt klopfte
ihm ein paarmal kräftig auf den Rücken. »Bisschen tief dafür. Wird wohl die abgesoffene
Verbindung zum nächst unteren Stockwerk sein.«
    Sie krochen
nach vorn zur Tür. Der Kommissar betastete seinen Kopf und spürte etwas Warmes,
Feuchtes. Er schloss die Augen. Auch das noch! Das Blut sickerte langsam hinten
in seinen Hemdkragen.
    »Wir müssen
uns wärmen«, meinte Lindt schließlich.
    »Sie machen
mir Spaß«, erwiderte Jan vor Kälte zitternd. »Ich hab keinen trockenen Faden mehr
am Leib.«
    »Trotzdem.
Wir setzen uns in die Hocke, Rücken an Rücken.«
    Sie pressten
sich aneinander und ließen sich beide langsam nieder.
    »Sogar halbwegs
bequem«, staunte

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