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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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Villing
wies den Kommissaren Plätze auf der Eckbank zu, er selbst setzte sich an die gegenüberliegende
Tischseite, stand dann jedoch wieder auf, ging zur Theke und holte drei dicke altertümliche
Gläser, einen Krug mit Wasser und eine Flasche teuren französischen Rotwein herbei.
    »Brunnenwasser
oder Bordeaux, etwas anderes gibt’s hier nicht.«
    Lindt nahm
die Flasche in die Hand, las aufmerksam das Etikett und pfiff leise durch die Zähne.
»Nicht schlecht«, lobte er. »Lassen Sie sich den auch schicken so wie Ihre Zigarren?«
    »Aha, ein
Kenner«, stellte Eduard von Villing fest. »Bitte, bedienen Sie sich.«
    Der Kommissar
schaute zu Sternberg. »Auf der Heimfahrt tauschen wir die Plätze.« Zuerst goss er
dem Hausherrn und anschließend sich selbst das dunkle Rot in die Gläser. Jan hatte
keine Wahl und musste sich mit dem Wasser der Hofquelle begnügen.
    Als sie
ein paar Schlucke getrunken hatten, angelte Lindt zwei verblichene Fotografien aus
der Innentasche seiner Cordjacke und schob sie über den Tisch.
    »Können
Sie sich an diese beiden Frauen erinnern?«, fragte er.
    Es war nur
eine winzige Entgleisung in den Gesichtszügen des Alten, doch sie gab dem Kommissar
Gewissheit.
    »Wer soll
das sein?«, brummte von Villing betont gleichgültig.
    »Marianne
Buchmüller und Angelika Dörfel.«
    »Was hab
ich mit denen zu tun?«
    »Vielleicht
handelt es sich um frühere Bekannte von Ihnen?«
    Von Villing
verzog keine Miene. »Wann soll das gewesen sein?«
    »60er-Jahre.«
    »Was, vor
über 40 Jahren? Unmöglich, dass ich mich noch an alle …« Er stockte.
    »Sie hatten
damals ein bewegtes Leben«, stellte Lindt fest.
    »Sie vielleicht
nicht, als Sie jünger waren?«
    Der Kommissar
hatte genügend Gesprächsroutine, um sich durch solche Gegenfragen nicht aus dem
Konzept bringen zu lassen. Er verzichtete wie immer auf eine Antwort.
    »Wenn nicht,
dann sind Sie selbst schuld«, knurrte von Villing.
    Lindt lächelte.
»Bitte, schauen Sie sich die Bilder noch einmal genauer an. Wir sind uns sicher,
dass Sie die Frauen gekannt haben. Gut gekannt, sehr gut.«
    Die Augen
des Alten wurden schmal. »Wieso fragen Sie mich das überhaupt?«
    »Wir versuchen
herauszufinden, was damals passiert ist.«
    »Wieso?«,
kam die barsche Antwort. »Sind sie tot?«
    »Wir haben
ihre Knochen in der Jauchegrube Ihres Karlsruher Hauses gefunden.«
    Von Villing
nahm die Hände vom Tisch, lehnte sich zurück und verzog verächtlich sein Gesicht.
»Werden Sie bloß nicht unverschämt. Sie haben wohl vergessen, wer Ihnen hier gegenübersitzt.
Sie bluffen doch! Pah! Ein paar alte Knochen! Was können Sie mit denen schon groß
beweisen?«
    »Das lassen
Sie ruhig unsere Sorge sein. Auf jeden Fall sind die Frauen damals spurlos verschwunden
und in ihren Tagebüchern …« Lindt stockte, denn ihm wurde schlagartig klar, dass
er mit dieser Täuschung einen kapitalen Fehler gemacht hatte. Das Klicken unter
dem Tisch kannte er nur zu gut.
    »Hände über
den Kopf, keine Bewegung«, befahl von Villing und zog den gespannten Trommelrevolver
unter der Tischplatte hervor. Er sprang auf, stieß den Tisch zur Seite und brüllte:
»Aufstehen! Und die Pistolen! Erst der da!« Er zielte auf Jan, der überhaupt nicht
wusste, was geschah. »Los, los, schneller. Dort auf den Tisch damit.«
    Sternberg
gehorchte, zog in Zeitlupentempo die Dienstpistole aus dem Gürtelholster und schob
sie über die Tischplatte.
    Dann deutete
die Laufmündung auf Lindt. »Jetzt der Fettsack!«
    Lindt, totenbleich,
stotterte: »Es … es …«
    »Was ist?
Her damit!«
    Vorsichtig
hob der Kommissar seine Jacke in die Höhe. »Ich trage keine Waffe.«
    Von Villing
schrie: »Willst du mich verarschen? Jacke aus! Und du auf den Boden!«
    Beide gehorchten.
    Tatsächlich
hatte der Kommissar entgegen jeglicher Dienstvorschrift seine Pistole im Handschuhfach
des Wagens gelassen.
    »An die
Wand.« Der Alte tastete Lindt ab und gab der auf dem Boden liegenden Jacke einen
Tritt, dass sie in die Ecke der Gaststube flog. »Taschen ausleeren! Halt, du noch
nicht.« Er zielte auf Sternberg, der sich bewegt hatte.
    »Wirf alles
dorthin.« Lindts Geldbörse, Feuerzeug, Pfeifenstopfer, Autoschlüssel, Schnupftuch
und Taschenmesser flogen in Richtung seiner Jacke.
    »Das Handy!«
    Der Kommissar
zog es aus seiner Brusttasche, warf es in Richtung der Jacke und hoffte inständig,
dass es den Aufschlag heil überstehen würde.
    »Gesicht
zur Wand, Beine breit, Hände über den Kopf.« Der Alte

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