Fächerkalt
tastete ihn ab.
»Du bist
dran, steh auf!«
Sternberg
rappelte sich hoch und leerte ebenfalls seine Taschen. Von Villing trat hinter ihn,
drückte ihm den Revolverlauf in den Rücken und befahl: »Auch die Jacke!«
Vorsichtig
schlüpfte Jan aus den Ärmeln, doch das dauerte von Villing zu lange. Brutal riss
er ihm den Blouson nach hinten weg. Nun musste sich auch Sternberg an die Wand stellen.
»Am besten
mache ich mit euch kurzen Prozess! Hier gilt mein Gesetz! Das habe ich euch schon
einmal gesagt!« Dann schwieg er. Stand hinter Lindt und Sternberg, zielte und schwieg.
Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Jan begann, am ganzen Leib zu zittern.
»Dir ist
wohl kalt«, hörte er die höhnische Stimme hinter sich. »Du bringst mich auf eine
gute Idee. Einen schnellen Schuss seid ihr nicht wert. Euer Ende kommt langsam,
langsam und kalt. E-i-s-k-a-l-t!«
Seine Schritte
entfernten sich in Richtung Tresen. Eine Schublade wurde aufgezogen, schnapp, schnapp,
zweimal das Geräusch einer Schere. Von Villing kam wieder näher.
Er drückte
Sternberg erneut die Laufmündung in den Rücken. »Umdrehen!«
Jan tat
wie geheißen.
Der Alte
warf ihm etwas zu. »Bind ihm die Hände auf den Rücken!«
Sternberg
nahm das abgezwickte Stück eines dünnen Elektrokabels und befolgte den Befehl. »Chef,
nicht böse sein«, bat er.
Gehorsam
streckte Lindt die Arme nach hinten. Jan schlang ihm das schwarze Kabel um die Handgelenke.
»Fester«
schrie ihn von Villing an. »Bis er schreit.«
»Au!«, brüllte
Lindt sofort.
»Noch mehr!
Bis die Hände blau werden.«
Von Villing
prüfte die Fessel und kommandierte: »Jetzt auf den Boden! Beide!«
Sternberg
lag als Erster, da er sich abstützen konnte. Lindt zögerte. Wie sollte er mit den
Händen auf dem Rücken …?
Der Alte
reagierte sofort. Von hinten versetzte er dem Kommissar einen kräftigen Tritt in
die Kniekehlen, sodass der erst einknickte, mit den Knien aufschlug und dann anschließend
mit dem Gesicht voran auf den Boden platschte. »Geht doch!«, lachte es höhnisch
durch den großen Raum.
Von Villings
linkes Knie bohrte sich hart in den Rücken von Jan Sternberg. Er packte dessen Hände,
band sie in Windeseile zusammen und riss ihm dann die Arme nach hinten hoch.
»Aaah!«
Jan schrie auf.
»Weichei!
Das macht ihr Bullen doch auch, wenn ihr einen in Handschellen abführt!« Umgehend
zog der Alte wieder an Jans Armen. »Hoch mit dir, los, auf die Beine!«
Bei Lindt
versuchte er dasselbe, aber mit dem schwergewichtigen Kommissar, der sich gerade
an die Wärme der polierten Fußbodendielen gewöhnt hatte, tat sich der Alte schwer.
Schließlich gelang es doch. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand Oskar Lindt schwankend
auf beiden Beinen. »Es fehlt etwas in diesem Raum«, würgte er hervor und blickte
voller Abscheu auf den hochgewachsenen Mann mit dem schlohweißen Bart und den stechenden
schwarzen Augen.
Von Villing
verstand sofort und zischte: »Das war das Erste, als ich hier eingezogen bin. Dort
zum Fenster habe ich es hinausgeworfen.« Sein Lachen prallte dröhnend von der dunklen
Holzvertäfelung zurück. »Ihr Polizisten seid doch das Dümmste, was auf dieser Welt
herumläuft«, höhnte er dann. »Glaubt ihr wirklich, ich merke nicht, wenn hier ein
paar Dilettanten eindringen, um mein Haus zu verwanzen? In jedem Raum gibt es mindestens
eine Kamera.« Er zeigte auf die Wand hinter dem Tresen. »Aber so winzig und so gut
versteckt, dass eure blöden Kollegen davon überhaupt nichts mitgekriegt haben.«
Er klatschte mit seiner flachen Hand an einen der mächtigen Stützbalken. »Und jetzt,
bevor ich euch zwei Arschlöcher reingelassen habe, bin ich noch schnell auf Insektenjagd
gegangen.« Erneut schlug er auf den Balken. »Patsch – alle Wanzen tot! Alle!« Er
zeigte seine vom Zigarrenrauch gelb gefärbten Zähne. »Und euch beiden wird es genau
gleich ergehen. Lästiges Ungeziefer muss vernichtet werden. So habe ich es schon
immer gemacht! Und nun raus hier, sofort!«
Er ging
zur Tür und riss sie auf. Aus dem Nichts erschien der Jagdhund und umkreiste die
Gefesselten.
»Hoch! Die
Treppe hoch!«
Lindt und
Sternberg stolperten auf ausgetretenen Holztritten ein Stockwerk nach oben. Staunend
sahen sie sich um.
»Heuboden«,
kam von hinten. »Los, dort zum Geländer. Runterschauen!« Vorsichtig lehnten sich
die Kripobeamten über den Rand der großen Öffnung. Tief unten im düsteren ehemaligen
Stall erahnten sie den dunklen Sandsteinboden.
»Früher
das
Weitere Kostenlose Bücher