Faeden des Schicksals
Hinterbeinen!
Ein Auge war geschlossen, eine Narbe verlief darüber. Doch der Blick aus dem verbleibenden Auge reichte , um Caitlyn erstarren zu lassen.
Das war unmöglich! So etwas gab es nicht, so etwas durfte es nicht geben !
Es holte aus!
Sie sah die Klauen, die auf sie zurasten.
Caitlyn war unfähig , sich zu bewegen und kurz bevor die Krallen sie erreichten …
… sackte sie in die Knie und Dunkelheit brach über sie herein.
7.
Caitlyn erwachte wie aus einem langen Traum. Schmerz pochte in ihrem Kopf, sie fühlte sich im Brustbereich seltsam beengt.
„Wie konntest du es wagen, sie dorthin zu bringen?“ Eine Männerstimme, aber sie konnte sie nicht zuordnen.
„Ich wollte nur …“ Eine Frau, sie brach ab. „Unsere Leute waren da, ich dachte, sie wäre in Sicherheit.“
„Unsere Leute?“ Die männliche Stimme wurde lauernd. „Wohl eher deine Leute.“ Ein Moment der Stille, kurz darauf ein Krachen, als wäre jemand gegen eine Holzwand geprallt.
Caitlyn zuckte zusammen. Sie versucht e, ihren Blick zu schärfen.
Wo war sie? Und wie kam sie hierher?
Nur langsam konnte sie etwas erkennen. Sie lag in einem großen Bett, einem fremden Bett. Neben ihr war auf jeder Seite ein kleiner Nachttisch. Auf einem lag ihre Handtasche. Ein Schrank nahm eine Wand ein und auf der anderen Seite stand ein Tisch mit einer Obstschale, einer Wasserkaraffe und Gläsern. Bilder hingen an den Wänden, dominiert von Rot- und Schwarztönen. Sie wirkten, als hätte der Künstler versucht, ein Flammeninferno einzufangen. Caitlyn wandte ihre Aufmerksamkeit anderem zu. Zwei Türen führten aus dem Zimmer. Die eine stand offen und zeigte ein Bad. Die andere war ein wenig angelehnt. Von dort hatte sie die Stimmen gehört, die nun verstummt waren.
Caitlyn wollte aufstehen und schlug die Bettdecke zurück. Verwirrt sah sie an sich herab. Ihr Oberkörper war bandagiert, ihre Klamotten waren, bis auf die Unterwäsche, verschwunden.
Jetzt erst bemerkte sie den seidenen Bademantel neben sich und griff schnell danach. Vorsichtig richtete sie sich auf. Alles begann sich zu drehen und ein Stöhnen kam über ihre Lippen. Gerade wollte sie in Richtung des Bades wanken, als sie aus den Augenwinkeln einen Schatten wahrnahm.
Sie änderte die Richtung, ging auf die gewaltige Fensterfront zu. Erst jetzt bemerkte sie, wo sie sich befand. Ein Loft auf einem der höchsten Hochhäuser. Sie sah das flache Dach vor sich und dahinter ragte die Stadt auf.
Vorsichtig schob sie die Tür auf, kalte Luft wehte herein und ließ sie zittern. Trotzdem setzte sie ihren Weg fort.
„Dein Faden sollte sich an einem anderen Ort verheddern.“ Die Stimme ließ sie herumfahren.
Caitlyn verlor fast das Gleichgewicht. Sie prallte mit dem Rücken gegen das Glas. Ein stechender Schmerz erinnerte sie an ihre Verletzung und nahm ihr die Luft.
Ein Schlapphut, weiße Haare, die darunter hervorlugten, ein Ledermantel, der die Gestalt einhüllte. Das war der Typ aus dem Hochhaus.
„Wer sind Sie?“ Der Schmerz war vergessen, sie versuchte sich rückwärtsgehend von ihm zu entfernen.
„Caitlyn“, flüsterte er ihren Namen und kam ein paar Schritte näher. Sie wich weiter zurück. Schob sich an der Außenseite des Fensters entlang.
„Woher …“ Sie stockte und setzte erneut an. „Kennen wir uns?“
Ein seltsames Gefühl beschlich sie. Es konnte kein Zufall sein, dass er hier auftauchte. Das konnte doch wohl kaum seine Wohnung sein. Wenn sie seine Klamotten mit der Preisklasse dieser Wohnung verglich, passte es definitiv nicht zusammen.
„Nicht … in diesem Leben“, seufzte er.
Das reichte ihr. Der Typ schien eindeutig nicht alle Tassen im Schrank zu haben.
„Dann sollten wir es dabei belassen.“ In einem großen Bogen ging sie um ihn herum und verschwand wieder im Zimmer. Sein Blick war ihr gefolgt, sie hatte versucht, ihn zu ignorieren. Doch als sie durch die Tür trat und sie schloss, sah sie ihn selbst noch einmal an.
Graue Augen. Als hätten sie sämtliche Farbe verloren. Ein trauriger Blick, voller Verständnis.
Caitlyn wich zurück, ein Geräusch ließ sie den Blick abwenden. Die zweite Tür öffnete sich. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Alex stand dort.
„Du bist wach .“ Er klang erleichtert.
Sie warf einen Blick zurück nach draußen. Von dem Mann war keine Spur mehr zu sehen. Langsam ging sie zurück zum Bett, ließ sich darauf niedersinken und sah Alex entgegen.
„Ich bin eben aufgewacht .“ Sie versuchte zu lächeln.
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