Faeden des Schicksals
hinter dem Ersten, der die Bar betreten hatte, aufgestellt.
Na toll, jetzt waren sie hier nicht nur in eine Auseinandersetzung zwischen Kayne und einem anderen geraten, sondern saßen zwischen zwei Banden und konnten aus erster Reihe zusehen , wie ein Krieg ausbrach. Ihre Hand tastete nach Delilah und versuchte sie zu erreichen. Sie spürte eiskalte Haut und verkrampfte Finger. Caitlyn sah zu ihr, sie war blass, als hätte sie den leibhaftigen Teufel gesehen und ihre gesamte Körperhaltung war angespannt.
„Was …“, begann Caitlyn und brach ab, als sich die Finger ihrer Freundin um die ihren klammerten.
„Raus hier! Und zwar alle!“ Der Schrei des Wirtes ließ Caitlyn den Blick wenden. Der Mann stand wütend hinter seinem Tresen, hatte die Hände darauf gestützt.
„Von so was wie euch, lassen wir uns keine Befehle erteilen.“ Einer der Rocker trat vor. Derjenige, der bereits beim Hereinkommen gesprochen hatte. Er trug ein Tuch um den Kopf, unter dem seine Haare hervorlugten, die im Nacken zusammengebunden waren. Sein Gesicht hatte indianische Züge. Über sein Shirt hatte er eine mitgenommene Jeansweste gezogen.
Caitlyn spürte wie sich in ihrem Hals ein Kloß bildete, der scheinbar immer größer wurde und ihr langsam die Luft abschnürte. Ihre Gedanken gingen zu Laarni. Sie tat das hier, um sie zu finden. Sie musste ausharren.
Allerdings kam ihr die Idee immer dümmer vor. Wäre die Gesuchte hier dabei gewesen, wäre es leichter gewesen. Laarni ließ sich von solchen Schlägern nie beeindrucken und wahrscheinlich hätte sie die ganze Situation schon lange wegdiskutiert. Aber sie war nicht hier und Delilah, die selbst einem Reh glich, das in grelle Scheinwerfer starrte, war im Moment keine Hilfe.
„Mein Gott, Laarni, warum kannst du nicht einfach hier sein?“, flüsterte Caitlyn vor sich hin. Sie hatte nicht laut gesprochen, eigentlich sogar so leise, dass sie selbst Mühe gehabt hätte , es zu verstehen, wenn sie nicht gewusst hätte, was sie da sagte. Kaum hatte sie es ausgesprochen, flog Delilahs Kopf zu ihr herum, die Augen weit aufgerissen. Sie war nicht die Einzige. Plötzlich war Caitlyn der Mittelpunkt sämtlicher Aufmerksamkeit. Die Blicke der beiden Gangmitglieder waren mit einem Mal auf sie gerichtet.
Was war hier los? Zum einen hatte sie wirklich nicht so laut gesprochen, dass sie es hätten hören können und zum anderen, was war an ihren Worten so heikel gewesen?
Der Mann mit dem Holzfällerhemd reagierte als Erster und kam mit schnellen Schritten auf sie zu. Caitlyn stockte erneut der Atem. Er schien wie eine unaufhaltsame Naturgewalt auf sie zuzurollen und lähmte sie allein durch seinen Anblick. Ein Knurren und Dröhnen schien mit ihm auf sie zuzukommen. Caitlyn starrte aus geweiteten Augen zu ihm auf, als –
Delilah sprang plötzlich auf. Sie stützte sich mit den Händen auf den Tisch und schleuderte dem Fremden die Beine entgegen. Ein starker Tritt, der ihn taumeln und ein wenig zurückwanken ließ. Wahrscheinlich , weil er nicht mit einem solchen Angriff gerechnet hatte. Erst recht nicht von einer schlanken Frau, die keine Masse zu haben schien.
„Raus!“, schrie sie Caitlyn zu, als sie mit einer eleganten Bewegung auf der anderen Seite des Tisches auf dem Boden aufkam.
In diesem Moment brach die Hölle los. Die anderen stürmten plötzlich los. Caitlyn reagierte instinktiv und sprang auf. Sie rannte auf die Tür zu. Es waren nur wenige Schritte und sie war näher am Ausgang als alle anderen. Sie musste sie erreichen.
Ein Schlag riss sie zu Boden. Ein brennender Schmerz fuhr ihr durch den Rücken.
Was um alles in der Welt war das gewesen? Hatte man ihr eine Axt in den Rücken gerammt? Sie spürte, wie warmes Blut an ihrem Körper herabrann. – Es war wirklich eine Wunde.
Dann sah sie ein wütendes Gesicht vor sich. Gefletschte Zähne, ein Knurren. War das noch ein Mensch? Caitlyn erkannte geringe Ähnlichkeiten mit dem Fremden, der auf sie zugesprungen war. Dann wurde sie in die Höhe gerissen.
„Wer …“, keuchte ihr Angreifer auf. Weiter kam er nicht, plötzlich wurde er weggerissen und landete mit einem lauten Krachen an einer Wand.
Caitlyn wurde losgelassen und fiel auf die Knie. Ihr Blick verschwamm. Sie verlor Blut, sie fühlte es. Womit hatten sie sie nur angegriffen?
Sie zwang sich, die Augen offenzuhalten, versuchte etwas zu erkennen. Um sie herum waren ein paar der Tische zu Bruch gegangen. Hinter ihr standen die anderen Mitglieder beider Gruppen.
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