Faeden des Schicksals
verschwunden, ohne ihr Bescheid zu geben.
Nach einer weiteren Runde kam Laarni ins Lager zurück. Sie stürmte um einen der Wagen und –
… prallte zurück.
Vor ihr erschien der Inkubus, der Caitlyn bei ihrem Ankommen schon hatte verführen wollen.
„Hallo, so stürmisch, junge Frau?“ Er beugte sich zu ihr und hielt ihr die Hand hin. Schon begann sich sein Äußeres zu verändern, versuchte sich Laarnis Wunschtraum eines Mannes anzupassen. Die Haare änderten die Farbe, sie wuchsen, das Gesicht nahm ganz allmählich eine andere Form an und wurde kantiger.
Laarni schob ihn entschieden zurück und drehte das Gesicht weg. Sie konnte es sich nicht leisten , sich jetzt auf ein Abenteuer mit einem Inkubus einzulassen. Zumal sie das Schicksal jener kannte, die seinem Charme verfielen.
Einen Inkubus liebte man nur einmal, dafür aber für immer, selbst im Tod.
Sie wollte weitergehen, als sie erneut stehen blieb. Sie sah über ihre Schulter hinweg zu ihm.
„Die Frau, mit der ich hier ankam“, begann sie. „Hast du sie heute noch einmal gesehen?“
Er seufzte. „Diese blonde?“ Er schien zu überlegen. „Ja, hatte beim zweiten Mal leider auch kein Glück bei ihr.“
„Bringt man dir nicht bei, deine Lust in den Griff zu kriegen?“, zischte Laarni nur.
Ein abfälliger Laut von ihrem Gegenüber erklang. „Ihr und eure Regeln.“ Er verschränkte lässig die Arme hinter dem Kopf. „Ich weiß nicht, was euer Problem ist.“ Er drehte sich um und ging einige Schritte. „Immer beschwert ihr euch, wenn ein Inkubus euch eure sehnlichsten Träume erfüllen könnte, aber wenn jemand mit einem Vampir durchbrennt, dann kräht kein Hahn danach.“
„Was?“ Laarni horchte auf. „Wer bitte sollte mit einem Vampir abhauen?“
„Na, deine Freundin.“ Er drehte sich um. „Ich dachte, er wäre mit euch gekommen. Sah ziemlich unheimlich aus, der Gute. Aber ihr Frauen steht ja auf diese unnahbaren Badboys.“
„Wie sah er aus? Wohin sind die beiden?“ Sofort war Laarni heran und packte den Inkubus am Kragen.
„Hey!“ Er keuchte auf. „Nun mal langsam …“
„Es gibt kein ‚Langsam‘“, knurrte sie ihn an und ihr Gesicht begann sich zu verändern. Sie ließ die Zähne wachsen, die Schnauze bildete sich ein wenig heraus und ihre Augen mussten regelrechte Blitze abfeuern. „Wo ist sie?“
„Ich weiß es nicht.“ Er griff nach ihren Händen und versuchte sie von sich wegzuziehen. „Ich habe doch nicht viel mitbekommen.“
„Und was hast du mitbekommen?“ Laarnis Stimme war ein Fauchen. Sie hatte den Eindruck , als würde der Ton ihre Stimmbänder zerreißen.
„Nicht viel. Er tauchte auf, hat mich weggestoßen und ich bin schnell verschwunden, bevor er mich weiter angreifen konnte.“
„Wer war es? Wie sah er aus?“
„Keine Ahnung .“ Der Inkubus schien überfordert. „Lange schwarze Haare, ein Kinnbart.“ Er stotterte und brach ab. „Mehr habe ich nicht gesehen. Ich interessiere mich normalerweise nicht für Männer.“
„Verdammt.“ Laarni ließ ihn los.
„Aber deine Freundin hatte sehr hübsche graue Augen.“
„Grau?“ Noch einmal fuhr sie zu ihm herum.
Laarni kannte Caitlyns wechselnde Augenfarbe. Sie hatte es bei ihr schon oft gesehen. Allerdings schien es, dass die Verwandlungen mit etwas zusammenhingen. Häufig geschah es, wenn Laarni ihre wahre Herkunft nicht unter Kontrolle hatte, oder ein anderes Wesen in ihrer Nähe seine Kräfte gebraucht hatte. Sicher war sie sich nicht, ob das der Grund für die Verwandlung war.
Doch was war mit dem Vampir, der hier gewesen war? Kayne war es sicher nicht. Er trug keinen Kinnbart. Außerdem hätte er keinen Grund gehabt, Caitlyn zu entführen.
Oder doch?
Immerhin stand er unter Verdacht, jetzt auch noch ihre Mutter umgebracht zu haben.
Laarni ballte die Hände zu Fäusten. Dieser Mann hatte so viel zerstört. Sie spürte , wie die alte Wut in ihr wieder aufstieg.
Schnell fuhr sie herum, wollte Kassandra aufsuchen, als vom Eingang des Lagers Lärm zu ihr drang. Sofort änderte sie die Richtung und ging darauf zu.
Am Eingang traf sie Delilah, hinter der eine Gruppe anderer Vampire stand. Einige davon hatte Laarni bereits in der Kneipe gesehen.
Sie fauchte , als sie näher kam. „Was willst du hier?“
„Ich wollte nur etwas abholen.“ Delilah grinste überheblich. Ihr Blick war arrogant, das Kinn nach oben gereckt.
„Ihr habt sie entführt!“ Laarni spürte wie der Wolf in ihr das Denken übernahm. Ihre Finger
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