Faeden des Schicksals
zu hören. Sie kam sich vor, als wäre sie in der Unterwelt, überall krochen Körper an ihr hoch. Helle Haut, schwarze Fingernägel und dazwischen stand … eine Frau?
Die Vision riss ab. Er stieß sie weg, ging einige Schritte zurück und sah sie an. Seine Augen, die Spiegel, die einen einfach nicht hineinsehen ließen. Was lag in ihnen? Windende Schatten versuchten etwas zu kaschieren, schienen ihren Blick von etwas fernhalten zu wollen. Ein Bild tauchte auf, ein Gesicht, das langsam deutlich wurde. Caitlyn streckte sich ihm entgegen.
Ein Schuss!
Ein Fauchen. Der Mann vor ihr zuckte zurück und sein Kopf ruckte herum.
„Keine Bewegung!“ Caitlyn kannte die Stimme. Sie drehte sich um, sah Detective Bennett in der Tür stehen, die zum Dach führte. Die Pistole erhoben. Bevor sie etwas sagen oder tun konnte, fuhr ihr Begleiter herum und stürzte sich auf den Polizisten.
Bennett schoss erneut. Einmal, zweimal.
Ein erstickter Laut erklang.
Caitlyn riss die Augen auf. Die Bewegungen ihres Begleiters waren so schnell gewesen, dass sie ihnen fast nicht hatte folgen können. Wie eine schwarze Wolke kam er auf den Polizisten zugerast, sie hatte keine Schritte gehört, keine Bewegung identifizieren können. Mit einem Schlag stand der Fremde vor Bennett, riss die Hände mit der Waffe nach oben und schleuderte ihn nach hinten. Der Detective hob den Arm und zielte.
„Nicht!“ Caitlyn wurde von Panik erfüllt. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte nicht, dass er erschossen wurde, sie wollte ihn nicht verlieren. Ihr Körper reagierte sofort und sie lief auf die beiden Kämpfenden zu.
Ein Schuss. Er ging scheinbar durch ihren Begleiter hindurch, als wäre er nur eine Wolke. Dafür traf die Kugel etwas anderes.
Ein stechender Schmerz erfasste Caitlyn. Die Kugel fuhr ihr durch die Schulter. Schatten traten in ihr Gesichtsfeld und sie stürzte schwer zu Boden. Die Geräusche und Bewegungen schienen grausam verzerrt und wie in Zeitlupe. Sie sah den Blick des Fremden. Etwas schien darin zu zerbrechen. Wut und Zorn sammelten sich in seinen Augen. Die Fangzähne traten hervor und er schien sich in etwas Neues zu verwandeln.
„Nein“, wollte sie flüstern, doch es erreichte ihn nicht.
Mit einem Sprung war er bei Bennett und riss ihn von den Füßen. Ein Fauchen erklang, gefolgt von einem widerlichen Knacken, das Caitlyn den Magen umdrehte.
Der Polizist schrie auf und versuchte sich an die Schulter zu fassen, die der Fremde kurzerhand ausgekugelt hatte. Sein Gesicht war verzerrt, doch er versuchte ihn weiterhin zu bekämpfen. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung zog Bennett die Beine an und trat seinem Kontrahenten vor den Brustkorb. Es machte ihn nur wütender. Wie ein Blitz schoss er erneut auf ihn zu, riss ihn hoch und schleuderte ihn davon.
Ein Schlittern und ein erschrockener Aufschrei erklangen. Caitlyn versuchte den Blick zu heben. Sie konnte sehen, wie der Fremde Bennett nachstürmte und einen weiteren Schlag landete. Dieser ließ den Polizisten nach hinten taumeln und über das Geländer stolpern. Er versuchte nicht , ihm zu helfen.
Oh mein Gott , raste es durch ihre Gedanken. Der Fremde drehte sich noch einmal zu ihr und sie sah seine Augen. Leuchtende grüne Augen, die vor Hass und Sadismus brannten. Er hatte ihn töten wollen!
Ein Lächeln verzerrte seine Lippen und ließ ihn wie ein Monster erscheinen. Und er kam immer weiter auf sie zu. Sie kannte diesen Blick. Caitlyn kroch zurück. Sie hatte ihn schon irgendwo gesehen. Eine blutverschmierte Hand, einen Körper, den er einfach zerriss und zur Seite schleuderte. Die Bilder zuckten immer wieder auf, doch sie konnte sie nicht in einen Zusammenhang bringen. Diese Kälte, dieser Hass. Sie fühlte sich ausgeliefert, als –
Eine Hand griff nach der ihren, sie wurde vom Boden weggezogen, ihr Körper gedreht und sie lag plötzlich in den Armen von –
Alex?
Ihr Blick war auf ihn gerichtet. Sein Gesichtsausdruck war ernst, er presste sie mit einem Arm an sich und riss den anderen nach oben. Seine Augen schienen aufzuglühen und plötzlich krachte ein schwarzer Blitz vom Himmel; direkt vor den Fremden.
Caitlyn sah , wie er sich mit einem Fauchen abwandte. Sein Mantel schien mit unheimlichen Flammen bedeckt zu sein. Er riss ihn von sich und sackte ein wenig in die Knie.
Alex wartete nicht länger, er nahm Caitlyn auf die Arme, die bei jeder Bewegung erneut vor Schmerz aufstöhnte und lief mit ihr auf den Ausgang des Daches zu.
Die Tür fiel hinter ihr
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