Faenger des Gluecks
Gelegenheiten er für Berührungen fand – Claires weiche, manikürte Hände, ihre runde Schulter, sogar ihr in einer Gabardinehose steckendes Knie. Was noch fesselnder für sie war: Claire verwies ihn nicht, wie es sonst ihre Art war, mit einem eisigen Lächeln oder mit einem schneidend höflichen Wort in seine Schranken. Soweit Brooke erkennen konnte, schien Claire es zu genießen. Oder vielleicht übersah sie die Berührungen auch wegen der Bedeutung des de Marco-Auftrags und Parks Jones. Wie auch immer, Brooke war entschlossen, ihre Freundin und den Agenten im Auge zu behalten. Schließlich hörte man immer wieder von Frauen, die auf die Fünfzig zugingen, wie naiv und darum empfänglich sie Männern gegenüber werden konnten.
Brooke genoss es, Parks zu beobachten. Ohne Zweifel, auf dem Spielfeld war er in seinem Element. Genau wie er auf der Superparty in der de Marco-Villa in seinem Element gewesen war, in dem betont zur Schau gestellten Reichtum mit einem Champagnerglas in der Hand, sich am unverbindlichen Party-Geplauder beteiligend. Und warum auch nicht? Nach ihrer letzten Begegnung hatte Brooke sich vorgenommen, mehr über ihn herauszufinden.
Er war in Geld hineingeboren worden. Schweres Geld. »Parkinson Chemicals« war ein Multimillionen-Imperium, mittlerweile in der dritten Generation, das mit allem handelte, von Schmerzpillen bis Raketentreibstoff. Er war mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden. Seine beiden Schwestern hatten sich gut und standesgemäß verheiratet. Doch der Erbe, der Mann, der den alten, wenn auch nicht gerade einzigartigen Familiennamen Jones trug, hatte eine »Liebesaffäre« mit dem Baseball begonnen.
Das Verhältnis hatte durch seine Studienzeit in Oxford keinen Schaden gelitten, es war einfach nur aufgeschoben worden. Nach dem Abschluss war Parks schnurstracks ins Trainingscamp der »Kings« gegangen. Was seine Familie dabei wohl empfunden hatte? Dort war er ein Jahrzehnt geblieben.
Er spielt also nicht wegen des Geldes, überlegte Brooke, sondern aus Spaß am Spiel. Vielleicht war das der Grund für seinen Spielstil und seine solide Beständigkeit.
Brooke dachte an sein Auftreten auf der de Marco-Party. Charmant, dann hart, dann wieder gleichmütig freundlich. Und nichts davon erschien Brooke als vorgetäuscht. In erster Linie aber zeichnete sich Parks Jones durch große Selbstbeherrschung aus, auf dem Spielfeld und auch außerhalb. Das respektierte Brooke, das kannte sie von sich. Doch es drängte sich ihr natürlich die Frage auf, in welchen Machtkampf sie geraten könnten, wenn sie zusammen arbeiteten. Eine für sie ganz eindeutig interessante Konstellation.
Im Stadion stieg die Spannung, und Brooke fühlte direkt, wie der Adrenalinspiegel in die Höhe schoss.
»Warum wechseln sie eigentlich die Werfer aus?«, fragte Brooke Lee, dessen Hand auf Claires lag. Brooke wäre richtig wild geworden, wenn sie jemand aus einem Job herausgezogen hätte, bevor der beendet war. »Ich würde den Kameramann nicht mitten beim Drehen auswechseln.«
Lee warf ihr einen väterlichen Blick zu und zog eine dünne Zigarre in Schutzhülle aus der Tasche. »Sie würden, wenn er die Linsen nicht mehr scharf einstellen könnte.«
Lachend griff Brooke in den Beutel mit Erdnüssen, die er ihr anbot. »Ja, wahrscheinlich.«
Trotz der strategischen Maßnahmen lief das Spiel nicht so, wie die Zuschauer es gern gehabt hätten. Die Menge stöhnte immer wieder auf, verfluchte den Schiedsrichter und einzelne Spieler.
»Also, das nenne ich sportliche Fairness«, stellte Brooke nüchtern fest und warf einen Blick über die Schulter, als jemand hinter ihr laut schreiend forderte, dass der Schlagmann hinausgeworfen werden müsste und ihn dabei mit nicht gerade freundlichen Bezeichnungen bedachte.
Lee stieß ein kurzes Lachen aus, wobei er ganz selbstverständlich einen Arm um Claires Schulter legte. »Sie sollten sie erst hören, wenn wir verlieren, Kindchen.«
Mit hochgezogenen Brauen registrierte Brooke die intime Geste, und ihre Freundin erwiderte ganz ruhig ihren Blick. »Begeisterung kommt in allen Formen«, stellte Claire fest. Sie lächelte Lee an und machte es sich dann in seinem Arm bequem, um das weitere Spiel zu beobachten.
Ein merkwürdiges Paar, dachte Brooke und nahm wieder ihre übliche Position mit den Ellbogen auf der Absperrung ein. Parks schaute nicht in ihre Richtung. Er hatte es nur einmal gemacht, zu Beginn des Spiels, als er seine Position einnahm. Es war ein langer
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