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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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Riverside-Krankenhauses abholen. Das behagt mir ganz und gar nicht. Mr Lassiter und der Fahrer gehen zehn Schritte weiter, reden laut und gestikulieren wie wild. Wie es aussieht, ist keiner scharf darauf, den Bericht zu schreiben.
    »Können Sie mich nicht einfach im Boot nach Hause fahren?«, erkundige ich mich.
    Mr Lassiter kennt kein Pardon. »Nein, das Krankenhaus ist Vorschrift, sobald das Rettungsteam gerufen wird.«
    Meredith verzieht sich, als der Sanitäter alle von den Türen des Krankenwagens wegscheucht. Ich höre, wie der Bootsmotor Wasser spuckt. Dann ist es vorbei. Die Türen werden geschlossen, der Rettungswagen rollt an, und alles, woran ich denken kann, ist, dass Meredith jetzt allein nach Hause gehen muss. Nachdem sie den größten Loser von Essex County geküsst hat.
    Zu Moms großer Überraschung bekomme ich keine Lungenentzündung. Sie backt drei Laibe Bananenbrot und bringt sie Mr Lassiter, dem Rettungsteam und den Rilkes. Ich darf nicht mitgehen, auch nicht zu Meredith. Mom begründet es damit, dass der Arzt gesagt hätte, ich dürfe meinen Knöchel nicht belasten. Mein Fuß steckt in einer Schiene,eine Art blau-grauer Stützverband mit Stücken aus Hartplastik rechts und links am Knöchel entlang, die alles steif halten. Mein Knöchel ist nicht gebrochen, nur verstaucht von der Drehung durch die festgeklemmte Sandale, als ich über die Brüstung gestürzt bin.
    Trotz allem ruft Meredith am Montagabend an. Danke, Mack, dass du ihr unsere Nummer gegeben hast. Ich finde es immer wieder idiotisch, dass die Mobilfunkanbieter keine Telefonbücher drucken, damit mehr Leute ihre Handys benutzen und mehr Minuten abgerechnet werden können. Ich meine, die wollen doch Geld verdienen, oder?
    »Du hast deinen Rucksack auf der Brücke stehen lassen«, sagt sie.
    »Mit kostbarer Salsa und Chips.«
    Sie lacht. »Mir haben sie geschmeckt.«
    »Wie war der erste Schultag?«
    »Ganz okay«, antwortet sie. »Bev hat uns alle vorgestellt, und Mack meint, ich soll dir sagen, die Stepford-Hanes ist zur Highschool aufgestiegen und trägt immer noch diese heißen Röcke.«
    »Oh, toll.«
    »Wer ist sie?« Als ich die Anspannung in ihrer Stimme höre, bin ich sofort wieder auf der Brücke und höre sie »himmlisch« rufen.
    »Nur eine Lehrerin«, sage ich. »Hatten wir in der Neunten in Englisch. Sie ist okay.«
    Meredith atmet laut genug aus, dass ich durchs Telefon hören kann, wie erleichtert sie ist. »Ich schätze, deine Eltern werden dich dieses Jahr nicht zur Schule gehen lassen, oder?«
    »Sie haben noch nichts gesagt«, antworte ich. »Im Moment schieben sie es auf den verstauchten Knöchel – aber sie forschen immer noch nach Alternativen für ... was anderes, Entscheidungen. Es ist kompliziert.«
    »Letztes Jahr hat sich dieser Junge an der Albemarle beim Fußball verletzt und das Bewusstsein verloren«, sagt Meredith. »Seine Eltern verweigerten den Sanitätern, ihn mitzunehmen. Wie sich herausstellte, gehörten sie einer bestimmten Kirche an, der Christian Science, dienicht an Keime glauben und Medizin ablehnen. Sie gehen davon aus, dass nur Christus heilen kann.« Sie spricht schnell, als hätte sie Angst, dass gleich jemand sagt, sie müsse auflegen. »Der Junge hatte vorher schon ungefähr sechs Gehirnerschütterungen gehabt. Aber diesmal hatte er eine Gehirnblutung. Der Staat hat die Eltern verklagt.«
    »Wegen Mord?«
    »Nein, er ist nicht gestorben«, antwortet sie »Wegen Kindsmisshandlung oder so etwas. Ein Kind hat auch Rechte.«
    Mutig frage ich sie: »Dann findest du, ich sollte meine Eltern verklagen, damit sie mich zur Schule gehen lassen?«
    »Es wäre lustiger, wenn du da wärst.«
    Ihr Argument leuchtet mir völlig ein. Irgendwie glaube ich aber nicht, dass es meine Eltern umstimmen wird.
    Während ich auf der Couch liege, den Fuß auf Kissen gebettet, überlege ich, was Holden tun würde. Gut, es ist schon etwas weit hergeholt, Parallelen zu ziehen zwischen einem Jungen, der aus der Schule geworfen wird, weil er bewusst seine Hausarbeiten verweigert, und einem Jungen, der wegen einer Sache nicht zur Schule gehen darf, die er überhaupt nicht beeinflussen kann. HC war der Erste, der zugab, dass er die Regeln nicht befolgt hatte. Und ich habe keinen blassen Schimmer, welche Regeln ich gebrochen haben soll.
    Meine Eltern, die selbst keine großartigen Regelbefolger sind, geben sich große Mühe, keine Regelaufsteller zu sein. Ich habe ihre Gespräche mit Joe gehört. Dinge, über die die

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