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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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jetzt besser Bescheid. Danke, Meredith.
    Wie sich herausstellt, liegt er mit seiner Vermutung richtiger, als er dachte. Nachdem wir eine Stunde in Doktor Morleys Wartezimmer herumgesessen haben, sind die Laborergebnisse da, und mein Blut ist so vermurkst, dass der erste Chemo-Termin gar nicht stattfinden kann. Wir fahren in Dads Wagen nach Hause, Sheriff Jessups Polizeiwagen als Schatten hinter uns. Wahrscheinlich muss er dem Gericht melden, dass wir die Anordnung befolgt haben.
    Bevor meine Blutwerte sich erholen, kriegt dieser Vollspacko Walker tatsächlich noch die Kurve. Seine Berufung hat Erfolg, und derGerichtsbeschluss zur Chemotherapie wird ausgesetzt. Für den Augenblick können sie uns also nicht dazu zwingen. Besser gesagt: mich.
    Trotz Moms geheimer Pläne gehen wir im Oktober doch nicht nach Mexiko. Walker sagt, sie würde sich strafbar machen, wenn sie während des ausgesetzten Vernachlässigungsverfahrens das Land verließe. Sie könnten sie per Gerichtsbeschluss zurückholen. Auslieferungsvertrag. Ich muss im Lexikon nachschlagen, was das bedeutet.
    Während meine Eltern und Walker verhandeln, wie sie die Verzögerung der Chemotherapie während der Berufung weiter verlängern können, kriege ich eine Grippe. Weil der Wert meiner weißen Blutkörperchen so miserabel ist, komme ich ins Krankenhaus, damit sie ausreichend Antibiotika in mich reinpumpen können, um eine weitere Infektion zu vermeiden. Obwohl meine Eltern sich gar nicht wieder einkriegen mit gegenseitigen Vorwürfen, wer Schuld hat, kümmert mich das herzlich wenig, weil ich weiß, woher ich sie hab. Von Meredith natürlich.
    Leonard Yowell beschließt, eine Halloween-Party zu schmeißen. Mack ist furchtbar angepisst. Wahrscheinlich wollte er der König aller Halloween-Partys werden. Er sagt, er habe in der Schule viel um die Ohren wegen eines neuen Wahlfachs und weil der Unterricht in der Zehnten härter sei. Außerdem haben wir uns ja gestritten, weil er nicht gut genug auf Meredith aufgepasst hat, also haben wir in letzter Zeit nicht viel gesprochen.
    Ich weigere mich, um Freundschaft zu betteln. Ich könnte sowieso nicht sagen, wer dann nur Mitleid mit mir hat. Selbst Leute wie Holden, die gut darin sind, den Charakter von Leuten einzuschätzen, hätten da Probleme.
    Also, zur Party: Die Yowells haben weitaus mehr Geld als die Petrianos – oder sonst jemand in der Stadt, wenn man’s genau nimmt –, was bedeutet, dass das Essen viel besser sein wird. Und sie haben mehr Platz für mehr Leute. Das könnte interessant werden oder Zoff geben,je nachdem, welche Leute Leonard einlädt. Wenn er die ganze Sache als Vorwand nimmt, all seinen Schnöselfreunden zu imponieren, könnte es mehr als heikel werden.
    Schnösel sind auf jeder Highschool die gefährlichste Gruppe. Erwachsene verstehen das nicht. Es ist wie Tarnung. Schnösel haben gute Manieren gelernt, aber sie lassen den Abscheu vor ihrer eigenen Klasse so sehr raushängen, dass du fälschlicherweise annimmst, sie wären auf deiner Seite, während sie sich eigentlich nur auf deine Kosten amüsieren wollen. Die sind wie Barrakudas. Wie Stradlater, Holdens Zimmergenosse an der Pencey, der beim Haarekämmen seine ganzen Haare auf dich runterrieseln lässt, als wärst du der letzte Dreck, obwohl er so tut, als würde er gerne mit dir rumhängen. Der sich dein Jackett ausborgt und es dann mit seinen muskulösen Schultern ausleiert, nur um ein Mädchen zu beeindrucken, mit dem er eigentlich gar nicht rummachen sollte. Wenn solche Leute – oder welche, die es gewohnt sind, Anführer zu sein – spendabel und gut drauf sind, dann planen sie eigentlich nur ihre nächste Mahlzeit. Und wenn die richtigen Freunde auftauchen, wirst du im Handumdrehen zum Appetithappen.
    Was mich an Yowells Party beschäftigt – abgesehen von Macks Gefühlszustand –, ist, dass Meredith hoffentlich nicht zu sehr von all dem Glamourscheiß beeindruckt ist. Es würde zwar nicht zu ihr passen, aber es sind schon seltsamere Dinge passiert. Ich kann bestimmt nicht behaupten, ich wüsste, wie Mädchen ticken.
    Meine Rettung ist Joe, der am Wochenende vor der Party auftaucht. Perfektes Timing, wie immer. Als er unangekündigt reinschneit, fängt Mom an zu heulen. Würd ich sie nicht besser kennen, würd ich denken, dass sie Medikamente einwirft, wenn er nicht da ist. Nachdem Joe uns alle umarmt hat, fragt Nick, ob wir Pizza essen können. Das ist echt komisch bei Nick. Er muss einen Käsemangel haben oder so etwas. Joe

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