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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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ein Idiot. Juliann wird da nie drauf stehen. Und Cal und seine Freunde sind echte Schwachköpfe, falls du das noch nicht bemerkt hast.«
    »Verurteile es nicht, bevor du’s nicht selbst probiert hast.« Seine Stimme klingt hart. »Du warst nicht gerade häufig da.«
    »Was ist nur mit dir los?«, frage ich. »Du bist doch eigentlich zu schlau für so was.«
    Aber er ist schon auf der anderen Seite ausgestiegen, schwingt die Garagentür nach oben und steht mit ausgestrecktem Arm wie eine dieser berühmten Jockey-Statuen da, die Augen halb geschlossen. Schisser.
    Bei den Zwillingen ist niemand zu Hause. Ich hinterlasse eine Nachricht auf einem alten Zettel aus meiner Hosentasche, dass Meredith mich anrufen soll. Auf halbem Weg nach Hause muss ich mich hinsetzen, um wieder Luft zu kriegen. Vom Creek bis zu Mack und zurück sind es eineinhalb Kilometer, und eigentlich bin ich den ganzen Weg umsonst gegangen. Die Friedhofsmauer von St. John’s ist warm in der Sonne. Als Yowell mit einem Mädchen, das ich nicht kenne, in einem glänzend neuen Kabrio vorbeifährt, bin ich immer noch sauer auf Mack und frage mich, ob Joe wohl irgendwelche Ideen hat, wie man ihn von den Drogen wegbekommt. Yowell winkt, hält aber nicht an.
    Neben meinen Schuhen lugen vier kleine grüne Spitzen aus dem Boden. Narzissen. Ich frage mich, ob Bethany wohl bemerkt hat, dass Frühling ist, da, wo sie ist. Oder Mr Hovenfelt.

19
    Die Idee ist brillant. So brillant, dass ich nicht schlafen kann. Meine Beine zucken, mein Rücken puckert, und meine Augen brennen, aber ich wandere in dunkler, sternenloser Nacht übers Deck. Das ist die Lösung. Keine Schläuche und Maschinen, keine diensteifrigen Ärzte, die »Zurückbleiben!« bellen, oder Schwestern, die »Nur für Familie!« zischen. Kein Theater von Mom, keine durchdringenden Blicke von Dad, als hätte er Angst zu vergessen, wie ich aussehe, kein zum Häuflein Elend zusammengesunkener Nick auf einem Krankenhausstuhl, wo er doch noch nie zuvor in seinem Leben still gesessen hat, kein Armtätscheln in letzter Minute von Joe und auch nicht Merediths stumme Tränen. Letzten Endes wären es nur Holden und ich in New York City, auf der Suche nach was auch immer, am Leben hängend, wie beim ersten Mal im Riesenrad, wenn du entdeckst, wie groß die Welt in Wahrheit ist.
    Nachdem ich ein paar Sachen in Dads kleinem Rollkoffer verstaut habe, schließe ich die Kabinentür von innen ab und hole einen alten Notizblock aus der Schreibtischschublade. Jeder weiß, dass du, wenn du stirbst, ein Testament machen solltest. Nicht, dass ich das recherchiert hätte, aber es ist bestimmt egal, was für Papier ich benutze, solange es nur offiziell genug klingt. Sinn der Sache ist, alle losen Enden zu verknüpfen. Die Leute sollen wissen, dass du bereit warst. Das muss sie trösten.
    In Filmen lesen sie das Testament immer der ganzen versammelten Familie vor. Die Vorstellung gefällt mir. Sehr sogar. Selbst wenn das Testament am Ende nicht gültig sein sollte – was kümmert’s mich? Ichbin dann sowieso nicht mehr da, aber Nick und Joe und meine Eltern und Meredith und Mack werden wissen, dass ich an sie gedacht hab.
    Um ehrlich zu sein, krieg ich schon bei der bloßen Vorstellung das Kotzen, dass Meredith in irgendeinem muffigen Anwaltsbüro sitzt und einen arschgesichtigen Anwalt wie Henry Walker meine letzten Worte lesen hört. Fast schreibe ich das Ganze gar nicht. Aber dann hör ich immerzu Holden im Kopf:
Du kannst nicht gehen, ohne was zu sagen, ohne Erklärung. Sie werden sich schuldig fühlen, und das willst du nicht.
    Zuerst schreibe ich diesen Gesetzesquatsch wie in den Filmen, danach das Datum und meinen Namen, das Ganze in Druckbuchstaben, sodass es keine Missverständnisse gibt.
Dies ist mein letzter Wille und Testament.
Ich beginne mit Joe. Bei ihm ist es am leichtesten. Er war den Großteil der Zeit nicht da, als ich immer kränker wurde. Er wird mich nicht so sehr vermissen. Ich bin wie ein Fingerabdruck am Rand seiner Brillengläser. Die meiste Zeit wird er durch die Erinnerung an mich hindurchsehen und mich nur hin und wieder vage und zerstreut bemerken, wie wenn man seine Brille putzt. Die Erinnerung an mich wird weder seine Karriere noch sein Privatleben beeinträchtigen.
    Um Joe mache ich mir keine Sorgen. Später, wenn er verheiratet ist und einen Haufen Kinder hat, wird er ihnen vielleicht Geschichten über seinen Bruder Daniel erzählen. Abends vorm Schlafengehen oder auf langen Autofahrten. Es

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