Fahr zur Hölle
anekdotische Indizien dafür haben, wer das ist. Was ist passiert?«
»Gamble arbeitete hier mit einem anderen Mechaniker, sie führten irgendeinen Test durch, bei dem man die Hinterräder anhebt und dann das Gas bis zum Anschlag durchdrückt. Ich habe vergessen, wie der Test heißt, aber anscheinend ist das echter Stress für den Motor.«
Larabee sah zu, wie ich einen Backenzahn mit der Pinzette aufhob und in einen Beutel steckte.
»Der andere ging weg, um zu pinkeln und Kaffee zu holen. Sagt, er wäre zwanzig Minuten weg gewesen. Als er zurückkam, war das Auto an der Rückwand, Gamble am Boden und sein Hirn Hackfleisch. Seine Wortwahl, nicht die meine.«
»Anscheinend hatten die Hinterräder Bodenkontakt bekommen, das Auto schoss vorwärts und schmetterte Gambles Schädel gegen den Beton.«
»Ja. Die Position der Leiche deutet darauf hin, dass er sich über die Motorhaube gebeugt hatte, sodass sein Kopf zwischen Wand und Kühlergrill war. Nur sagt dieser andere Mechaniker, dass so etwas unmöglich passieren kann. Meint, er und Gamble würden diesen Test vor jedem Rennen machen. Und schwört, dass er sicher ist.«
»Das ist Schwimmen auch. Trotzdem ertrinken Leute.«
»Amen.«
Alle paar Minuten rief Reno durch die offene Tür, ob er den Abschleppwagen kommen lassen könne.
»Was hat dieser Reno denn?«, fragte ich Larabee mit gesenkter Stimme.
»Stupaks Leute wollen sofort an das Auto ran, um nachzusehen, ob es bis zum Rennen noch repariert werden kann oder ob sie sich ein Reserveauto besorgen müssen.«
»Ziemlich abgebrüht. Um welche Zeit wurde er gefunden?«
»Kurz nach neun.«
»O Mann. Neuigkeiten verbreiten sich schnell.«
»Da haben Sie recht. Die Fernsehleute haben sich schon um die ersten Reihen gerauft, als ich angekommen bin. Anscheinend hat irgendein Reporter unangekündigt in Stupaks Trailer angerufen und einen seiner Jungs befragt, der zufällig da war.«
»Das ist ja unheimlich.«
»Brauchen Sie mich für irgendwas?«
»Irgendwas Neues über Ted Raines?«
»Noch nicht. Rein rechtlich kriegen wir zahnärztliche Unterlagen erst, wenn ein Vermisster wirklich als Leiche auftaucht. Aber Raines’ Frau hat den Behörden von Georgia gestattet, seine Computerfestplatte und seine Telefondaten zu durchsuchen.«
Ich nickte. Meine Gedanken waren in diesem Augenblick nicht wirklich bei Raines.
»Ich komme hier gut zurecht.«
»Ich gehe nach draußen, um mit Hawkins zu reden.«
In den nächsten eineinhalb Stunden sammelte ich ein, was ich erreichen konnte, löste Zähne und Knochensplitter behutsam aus dem Motorblock oder zog sie aus Reifen, Unterboden, Wänden und Decke.
Während ich mit der Pinzette hantierte, eintütete und Informationen zur Identifikation jeder Probe notierte, gingen mir Gesprächsfetzen durch den Kopf. Gamble, der darauf beharrte, dass er verfolgt werde. Der behauptete, jemand wäre in seinen Trailer eingebrochen. Und sagte, dass er seinen Verfolger zur Rede stellen wollte.
War das hier ein Unfall? Oder hatten wir es mit Mord zu tun?
Es war ein Uhr morgens, als ich schließlich aus der Werkstatt kam. Meine Arbeit war getan. Larabee würde jetzt mit der Untersuchung und der Bergung der Überreste weitermachen.
Während ich eingesammelt hatte, was von Gambles Kopf noch übrig war, war die Versammlung draußen größer geworden. Galimore war mit dem Geschäftsführer der Rennstrecke und weiterem Sicherheitspersonal dazugekommen.
Sandy Stupak war ebenfalls da. Er, Hawkins und Larabee redeten über Möglichkeiten, den Chevy mit geringstmöglichem Schaden herauszuziehen.
Beim Zuhören wurde mir klar, dass sie unterschiedliche Interessen hatten. Larabee und Hawkins war daran gelegen, die Leiche und ihre Umgebung möglichst unverändert zu lassen. Stupak ging es vorwiegend um sein Auto.
Ich verstaute eben meine Gläser und Tüten im Transporter, als ich Reifenknirschen und dann das Zuschlagen einer Autotür hörte.
Ich drehte mich um.
Und konnte nicht glauben, wer da auf mich zukam.
22
Williams und Randall trugen identische blaue Anzüge und Krawatten, weiße Hemden und dieselben ernsten Mienen wie am Samstag, als sie mich vor meinem Haus überfallen hatten.
»Guten Abend, Special Agents«, sagte ich, als sie noch drei Meter entfernt waren.
Beide schauten überrascht. Glaube ich.
»Dr. Brennan.« Wie beim ersten Mal übernahm Williams wieder das Reden. »Schön, Sie zu sehen. Wenn auch nicht unter diesen Umständen.«
»Wie sind diese Umstände?«, fragte
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