Fahr zur Hölle
sagen.«
»Aber das Abrin ist noch nicht alles.«
Ich erzählte Slidell von Gambles Anrufen bei mir, von seiner Angst und seiner Entschlossenheit, sich die Person vorzuknöpfen, die ihn verfolgte.
»Das FBI denkt also, Gamble wurde umgebracht. Warum?«
»Ich weiß es nicht. Aber da ist noch mehr.«
Ich erzählte ihm, was Williams uns in Bezug auf Ted Raines mitgeteilt hatte.
»Die Jungs tippen also auf Raines?«
»Niemand behauptet, dass Raines Gamble umgebracht hat.«
»Wo ist dann die Verbindung?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sie sagen das ziemlich oft.«
Ich zögerte, kam aber dann zu dem Schluss, dass es besser war, jeden Beteiligten auf Augenhöhe zu haben. Ohne die Sache mit der Flinte zu erwähnen, beschrieb ich meine Begegnung mit Eugene Fries.
»Ich sag’s Ihnen. Galimore ist eine Schlange.«
»Lassen Sie es gut sein.«
Einige Sekunden lang hörte ich nur Slidells wütendes Aus- und Einatmen. »Wer könnte diesen Fries bedroht haben?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber sie haben Eindruck gemacht.«
»Wer liegt falsch? Fries oder Winge?«
»Ja.«
Eine kurze Pause.
»Glauben Sie, einer der beiden hat gelogen?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, Owen Poteat könnte es getan haben.«
Ich erklärte Slidell meine Interpretation von Rinaldis kodierter Notiz.
»Himmel, Arsch und Zwirn.«
»Himmel, Arsch sowie Zwirn«, pflichtete ich ihm bei.
24
Galimore kam mit einer prallen Tüte von Chick-fil-A an. Sein Hemd war zerknittert und unter den Achseln schweißfleckig. Seine Augen waren verquollen, die Wangen unrasiert. Nicht der sexy Schmuddellook, den Bruce Willis manchmal hat. Sondern die gammelige Durchmach-Version.
Das Hühnchen war gut, Galimores Stimmung allerdings nicht.
Wir aßen in angespanntem Schweigen.
Als ich nach unserem Ziel fragte, bekam ich als Antwort drei Silben. Weddington.
Während ich mein Sandwichpapier und den Frittenkarton zusammenknüllte und wieder in die Tüte steckte, überlegte ich, ob ich Galimore über die Autopsie, das Abrin und die Fakten, die ich von Willams und Randall erhalten hatte, informieren sollte.
Noch nicht.
»Was macht Bogan?«, fragte ich.
»Habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Haben Sie Nachsicht mit mir.«
»Er baut Gemüse an.«
»Sie sehen aus, als hätten Sie nicht viel Schlaf abbekommen.«
»Bin okay.«
»Ich habe heute Vormittag mit Slidell gesprochen.«
»Immer ein Grund zur Freude.«
»Er zweifelt an Ihren Motiven, warum Sie sich nach all den Jahren noch mal mit dem Gamble-Lovette-Fall beschäftigen.«
Galimore schnaubte.
»Würde nicht schaden, mit ihm zu reden.«
»Lieber lasse ich mir in die Eier treten.«
Nun gut.
Galimore bog von der Providence auf die Weddigton Road ein, die sehr bald einen Bogen nach Südosten beschrieb. Durch mein Fenster sah ich Einkaufszentren und die Einfahrten zu Grundstücken vorbeiziehen. Ich stellte mir protzige Häuser hinter makellos niedlichen Schildern vor, die alle versuchten, den Tudor-, den toskanischen oder den provenzalischen Stil nachzuäffen. Vor ein paar Jahren war die ganze Gegend noch Ackerland gewesen. Wo war die ganze Landschaft geblieben?
Schließlich kamen wir in ein Waldstück. Galimore bog rechts ab, dann noch einmal und schließlich ein letztes Mal in eine Einfahrt. Ein geschnitztes Holzschild verriet uns, dass wir CB Botanicals erreicht hatten.
Durch eine Kieferngruppe hindurch sah ich einen Bungalow und dahinter ein Gewächshaus. Neben dem Gewächshaus lag ein kleiner Teich.
Der Bungalow war alt, aber gut in Schuss. Die Wandverkleidung war blau, wahrscheinlich die Art, die man nie streichen musste. Die Tür war rot, die Regenrinnen und Fenstereinfassungen weiß.
Die Gärten um das Haus zeigten eine üppige Farbenpracht. Ich erkannte einige der Gewächse. Phlox, Gänseblümchen, Lilien, Begonien. Die meisten kannte ich nicht.
Auf einer Leiter stand ein Junge und zog altes Laub aus einer Regenrinne an der rechten Seite des Hauses. Aus beiden Ohren hingen Kabel, und er reagierte nicht auf das Geräusch unseres Autos.
Galimore und ich stiegen aus und folgten einem Pfad quer durch einen saftig grünen Rasen. Die Luft roch nach Jasmin und frisch gemähtem Gras. Von irgendwoher kam das Tick-Tick eines Sprinklers.
Galimore drückte auf die Klingel. Im Haus war ein gedämpftes Läuten zu hören.
Sekunden vergingen. Galimore hob eben wieder die Hand, als die Tür geöffnet wurde.
Die Frau war sehr groß und wog ungefähr so viel wie meine Handtasche. Sie trug schwarze
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