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Fahr zur Hölle

Fahr zur Hölle

Titel: Fahr zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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ein Flatscreen-Fernseher von der Größe einer Highway-Reklametafel. Der Rest des Zimmers war ein Schrein für die NASCAR.
    Schaukästen und Regale säumten die Wände, alle zum Bersten gefüllt. Über den Kästen hingen gerahmte Poster, Fotos und Andenken. Frei stehende Objekte füllten jeden Zentimeter des Bodens.
    Ich bezweifelte, dass die Hall of Fame mehr zu bieten hatte.
    Mein Blick wanderte über die Sammlung.
    Ein zur Ziffer Drei geschnitztes Stück Asphalt mit der Erläuterung, dass es aus der ersten Kurve in Daytona stamme. Eine lebensgroße Pappfigur von Denny Hamlin. Ein Stück rotes Blech in einem Plastikrahmen, in den der Namen irgendeines Fahrers eingeprägt war. Autogrammkarten. Erinnerungsmünzen in Samtkästchen. Fahnen. Kappen. Spritzgussmodelle von Hunderten von Autos.
    Ich vermutete, dass einige der Sachen wertvoll waren. Ein Schwarzweiß-Foto, das mindestens fünfzig Jahre alt aussah. Fahreroveralls, die offensichtlich schon längst aus der Mode waren. Eine Autotür mit der Nummer 24 darauf.
    »Das ist ja unglaublich.« Galimore war ähnlich verblüfft.
    »Der Mann ist ein Fan«, sagte ich.
    »Wie in fanatisch.«
    Ich ging durchs Zimmer, um mir einige der postergroßen Fotos anzusehen. Jimmie Johnson, der nach seinem Sieg beim 2007er Brickyard den Asphalt küsste. Jeff Gordon bei einem Boxenstopp. Tony Stewart, der Watkins Glen mit erhobenem Zeigefinger drohte.
    Ich ging zu dem alten Foto. Es zeigte einen Mann mit Schutzbrille und hohen Stiefeln auf einem altmodischen Motorrad.
    »Wissen Sie, wer das ist?« Bogan stand mit drei Dosen Pepsi in der Tür.
    Ich betrachtete die krakelige Unterschrift. »Erwin Baker?«
    »Erwin ›Cannonball‹ Baker gewann das erste Rennen, das je auf dem Indianapolis Motor Speedway veranstaltet wurde. Das war 1909, als die Rennstrecke noch brandneu war. Cannonball fuhr auf seiner Maschine mehr als hundertmal von Küste zu Küste und wurde später NASCAR-Chef. Der Typ war eine Legende.«
    Bogan streckte mir eine Pepsi hin. Ich nahm sie.
    »Das war vor der Verweichlichung der Stockcar-Rennen. Vor der Diversifizierung.« Er verlängerte die vorletzte Silbe, um seine Verachtung auszudrücken.
    »Wie bitte?«
    »Damals wusste noch jeder, wessen Sport das war. Und die Fahrer waren zähe Burschen.«
    »Sind sie jetzt nicht mehr zäh?«
    »Damals waren Männer noch Männer.«
    »Mister, einen Mann wie J. Edgar Hoover könnten wir jetzt wieder gut gebrauchen.« Ohne jeden Humor. Die Einstellung, die mir da entgegenkam, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Was?«
    »Egal.«
    Bogan gab Galimore eine Pepsi, ließ sich dann in den Sessel fallen und hängte seine Storchenbeine über eine Lehne.
    Galimore und ich setzten uns auf die entgegengesetzten Enden der Couch. Sekundenbruchteile später zog er sein Handy aus der Tasche, schaltete es ein und sprach hinein.
    »Einen Augenblick.« Und zu uns: »Tut mir leid. Ich muss den Anruf entgegennehmen.« Galimore stellte die Dose ab und ging hinaus.
    »Sie sind hier, weil Wayne Gamble sich hat umbringen lassen, nicht?«
    »Ich dachte, Sie schauen keine Nachrichten«, sagte ich.
    »Tue ich auch nicht. Ich schaue Rennen. Gamble ist ein Thema wegen des Coca-Cola 600. Stupak ist einer der Favoriten. War einer der Favoriten.«
    »Kannten Sie Wayne Gamble?«
    »Kannte seine Schwester.« Bogan riss seine Dose auf. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ihre Meinung zum Schicksal Ihres Sohns.«
    »Ich habe keine.«
    »Erzählen Sie mir, woran Sie sich noch erinnern.«
    »An herzlich wenig. Ich habe Cale ja kaum noch gesehen, nachdem er mit Cindi Gamble zusammen war. Warum fragen Sie mich das jetzt? Sie haben doch meine Aussage.«
    »Wir versuchen nur herauszufinden, ob vielleicht irgendetwas übersehen wurde. Haben Sie auf eigene Faust versucht, Cale zu finden?« Ich öffnete meine Pepsi und trank einen Schluck. Sie war warm, aber ich wollte, dass Bogan sich entspannt fühlte.
    »Ich habe mich mit jedem in Verbindung gesetzt, der mir einfiel. Das Problem war, ich wusste nicht viel über das Leben des Jungen. Das Einzige, was er und ich je gemeinsam hatten, war die NASCAR.«
    »Sie und Cale waren entfremdet«, sagte ich.
    »Er hat mir die Schuld am Tod seiner Mutter gegeben. Als hätte ich irgendwas verhindern können. Sie war ein Alki und ein Junkie.«
    »Glauben Sie, dass Ihr Sohn aus eigenem Antrieb aus der Gegend verschwunden ist?«
    »Ja. Das kann ich mir vorstellen.«
    »Warum?«
    »Er und seine Freundin waren ja mittendrin in diesem Verein.«
    »Der

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