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Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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Bank gewesen, die stets die ganze Nacht geöffnet war, mit den Robotern am Schalter), und hörte im Gehen Nachrichten von der Funkmuschel im Ohr ... »Wir haben eine Million Mann unter die Waffen gerufen. Ein rascher Sieg ist unser, wenn es zum Krieg kommt ...« Musik schwemmte die Stimme hinweg.
    »Zehn Millionen Mann unter den Waffen«, raunte Fabers Stimme in seinem andern Ohr. »Sprich eine Million. Die Leute hören es lieber.«
    »Faber?«
    »Ja?«
    »Ich denke nicht selber, ich führe nur aus, was man mir aufgetragen, wie schon immer. Sie hießen mich das Geld holen, und ich hab's geholt. Selber wäre es mir nicht eingefallen. Wann fange ich an, mir selber etwas auszudenken?«
    »Sie haben bereits angefangen, indem Sie sagten, was Sie eben gesagt haben. Sie werden mir aufs Wort glauben müssen.«
    »Den andern habe ich auch aufs Wort geglaubt!«
    »Ja, und weit haben wir's dabei gebracht! Sie werden eine Zeitlang blind steuern müssen. Hier ist mein Arm, an den Sie sich halten können.«
    »Wenn ich zum Gegner überlaufe, will ich nicht nur tun, was man mir heißt. Sonst brauche ich gar nicht überzulaufen.«
    »Sie sind bereits weise!«
    Wie von selber bewegte sich Montag auf dein Gehsteig, seinem Haus zu. »Reden Sie weiter.«
    »Soll ich Ihnen etwas vorlesen? Ich lese Ihnen etwas, damit Sie es sich einverleiben können. Ich brauche ohnehin nur fünf Stunden Schlaf und habe nichts zu tun. Wenn Sie wollen, lese ich Sie nachts im Schlummer. Es heißt, Dinge bleiben im Gedächtnis haften, wenn sie dem Schlafenden ins Ohr geflüstert werden.«
    »Ja, bitte.«
    »Also.« In weiter Ferne, vom andern Ende der Stadt her, das kaum hörbare Geräusch des Umblätterns. »Das Buch Hiob.«
    Der Mond ging auf, während Montag dahinschritt, ein leises Zucken um die Lippen.
     
    Um neun Uhr saß er beim Abendessen, als die Haustür sich meldete und Mildred aus dem Wohnzimmer gelaufen kam wie jemand auf der Flucht vor einem Vulkanausbruch. Frau Phelps und Frau Bowles kamen von draußen herein und verschwanden im Innern des Vulkans mit Martinis in der Hand. Montag hörte auf zu essen. Wie das Glöckchenspiel eines übergroßen Kristalleuchters hatten die Stimmen der drei Frauen durcheinander gebimmelt; er sah ihr ewiges Lächeln förmlich Löcher in die Wand brennen; und jetzt suchten sie mit Gekreisch den Höllenspektakel zu übertönen.
    Unwillkürlich trat er, mit vollem Mund kauend, unter die Wohnzimmertür.
    »Wie nett alle aussehen!«
    »Nett.«
    »Du siehst blendend aus, Millie!«
    »Blendend.«
    »Alle sehen toll aus.«
    »Toll.«
    Montag sah sich das an.
    »Geduld«, sagte Faber leise.
    »Ich sollte gar nicht hier sein«, murmelte Montag vor sich hin, »ich sollte mit dem Geld unterwegs zu Ihnen sein.«
    »Das hat Zeit bis morgen. Vorsicht!«
    »Ist die Wochenschau nicht wunderbar«, rief Mildred.
    »Wunderbar.«
    Auf der einen Wand lächelte eine Dame und trank gleichzeitig Orangensaft. Wie macht sie das bloß, beides miteinander? dachte Montag unpassenderweise. Auf den andern Wänden zeigte eine Röntgenaufnahme derselben Dame, wie das erfrischende Getränk in ihren entzückten Magen hinunterkullerte. Unvermittelt stieg das Zimmer zu einem Raketenflug in die Wolken auf, es tauchte in eine hellgrüne See, wo blaue Fische rote und gelbe verschluckten. Eine Minute später folgte eine Trickzeichnung, in welcher Drei Weiße Clowns sich gegenseitig die Glieder abhackten, umbrandet von tosendem Gelächter. Zwei Minuten danach schnellte das Zimmer mitten auf eine Rennbahn draußen vor der Stadt, wo Turbinenautos ringsum fauchten, zusammenprallten, sich voneinander lösten und wieder ineinander verkeilten. Montag sah eine Anzahl Körper durch die Luft fliegen.
    »Millie, hast du das gesehen!«
    »Ich hab's gesehen, ich hab's gesehen!«
    Montag langte um den Türpfosten herum und zog drinnen am Hauptschalter. Die Bilder verliefen, als hätte man aus einem ungeheuren Glasbecken mit zappelnden Fischen das Wasser abgelassen.
    Langsam wandten sich die drei Frauen um und betrachteten Montag mit unverhohlener Mißbilligung, ja Feindseligkeit.
    »Wann, glaubt ihr, bricht der Krieg aus?« fragte er.
    »Warum sind eure Männer heute nicht da?«
    »Ach, die kommen und gehen, kommen und gehen«, erklärte Frau Phelps. »Bald da, bald dort. Peter ist gestern einberufen worden. Wird nächste Woche wieder zurück sein, versichert das Oberkommando. Blitzkrieg. Achtundvierzig Stunden, hieß es, und jeder ist wieder zu Hause. Das Oberkommando

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