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Fahrenheit 451

Fahrenheit 451

Titel: Fahrenheit 451 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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rief: »Wir wollen von Politik reden, Guy zuliebe.«
    »Mir auch recht«, meinte Frau Bowles. »Bei der letzten Wahl werde ich stimmen wie jedermann, und zwar für Präsident Noble. Ich finde, er ist einer der hübschesten Präsidenten, die wir je hatten.«
    »Wenn man an den Mann denkt, der gegen ihn aufgestellt wurde!«
    »Der war nicht viel, wie? Eher klein und unansehnlich, und besonders gut rasiert war er auch nicht, und dann seine Frisur!«
    »Unerfindlich, wie ein solcher Wicht überhaupt aufgestellt werden konnte. Der konnte doch gegen einen großgewachsenen Mann gar nicht aufkommen. Außerdem sprach er undeutlich. Ich habe nicht die Hälfte von dem gehört, was er sagte, und was ich hörte, war unverständliches Zeug!«
    »Dick war er auch und tat rein gar nichts, um vorteilhafter zu erscheinen. Kein Wunder, daß Winston Noble haushoch siegte. Schon die Namen trugen dazu bei. Man brauchte nur Winston Noble gegen Hubert Hoag zu halten, und man konnte sich das Ergebnis ungefähr ausrechnen.«
    »Himmelkreuzdonnerwetter!« rief Montag. »Was wißt ihr von Hoag und Noble!«
    »Nun, sie waren doch hier auf der Wand, es ist noch kein halbes Jahr her. Der eine pulte sich immer in der Nase, es machte mich ganz wild.«
    »Sagen Sie selbst, Herr Montag«, meinte Frau Phelps, »sollen wir einem solchen Menschen unsere Stimme geben?«
    Mildred war die Freundlichkeit selber. »Geh hübsch brav von der Tür weg, Guy, und mach uns nicht nervös.«
    Aber Montag war schon weg und im Nu wieder da, mit einem Buch in der Hand.
    »Guy!«
    »Wenn schon, wenn schon; jetzt hat's gebumst!«
    »Was haben Sie denn da, ist das nicht ein Buch? Ich dachte, die Berufsausbildung erfolge heute ausschließlich durch Lehrfilm.« Frau Phelps klappte mit den Lidern.
    »Bilden Sie sich theoretisch weiter aus?«
    »Theoretisch, hat sich was«, höhnte Montag. »Es sind Gedichte.«
    »Montag«, kam es ganz leise.
    »Lassen Sie mich aus!« Montag war wie von einem dröhnenden Wirbel erfaßt.
    »Montag, halten Sie ein, Sie werden doch nicht ...«
    »Haben Sie gehört, haben Sie diese Unmenschen gehört, wie sie über Unmenschen sprechen, wie sie drauflos reden über andere Leute, über ihre eigenen Kinder, über sich selber, und wie sie über ihre Ehemänner sprechen und über den Krieg, verflucht noch mal, ich stehe hier und kann's nicht fassen!«
    »Von Krieg habe ich dann überhaupt kein Wort gesagt, möchte ich betonen«, warf Frau Phelps ein.
    »Was Gedichte anbetrifft, die sind mir sowieso verhaßt«, erklärte Frau Bowles.
    »Haben Sie je welche gehört?«
    »Montag«, kratzte ihn Fabers Stimme weiter an. »Sie werden alles verderben, Sie Narr!«
    Die drei Frauen waren aufgesprungen.
    »Setzen Sie sich hin!«
    Sie saßen.
    »Ich gehe nach Hause«, wimmerte Frau Bowles.
    »Montag, Montag, um Gottes willen, was haben Sie vor?« flehte Faber.
    »Warum lesen Sie uns nicht einfach eines der Gedichte aus Ihrem Büchlein vor«, nickte Frau Phelps. »Das wäre sicher sehr interessant.«
    »Es gehört sich nicht«, jammerte Frau Bowles, »es ist verboten!«
    »Schau dir Herrn Montag an, er brennt darauf, ich sehe es ihm an. Wenn wir hübsch zuhören, ist Herr Montag zufrieden, und dann dürfen wir vielleicht zu etwas anderem übergehen.« Sie warf einen Seitenblick auf die leeren Wände ringsum.
    »Montag, machen Sie so weiter, und ich schalte ab, ich lasse Sie allein.« Das Insekt bohrte weiter an ihm herum.
    »Was soll denn das, was wollen Sie eigentlich?«
    »Den Weibern einen Schrecken einjagen, das will ich; ein Höllenschrecken soll ihnen in die Knochen fahren!« Mildred sah in die leere Luft. »Sag mal, Guy, mit wem sprichst du eigentlich?«
    Eine silberne Nadel stach ihm ins Ohr. »Montag, hören Sie her, es gibt nur einen Ausweg, geben Sie es als einen Jux aus, vertuschen Sie's, tun Sie, als seien Sie gar nicht erbost. Dann – gehen Sie zum Einäscherungsofen an der Wand und werfen Sie das Buch hinein!«
    Mildred war dem bereits zuvorgekommen; mit stockender Stimme sagte sie: »Einmal im Jahr darf jeder Feuerwehrmann ein Buch nach Hause bringen, eines von ehedem, um den Angehörigen zu zeigen, wie dumm das alles war, wie nervös es einen macht, wie toll. Guy wollte uns heute abend damit überraschen, daß er uns ein Müsterchen vorliest, damit wir sehen, was für krauses Zeug das war, und uns nie mehr das Köpfchen zerbrechen über diesen Mumpitz, hab' ich nicht recht, Liebling?«
    Er zerdrückte das Buch fast in der Hand.
    »Sagen Sie

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