Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
in ihr befand sich ein Jagdmesser.
Winkler
hatte so ein ähnliches Messer bereits in einem anderen Fall gesehen, er nahm
Eckelhoff die Tüte aus der Hand und sah es sich genauer an. Das Messer hatte
eine Gesamtlänge von circa 20 Zentimetern und einen Griff aus verziertem
Edelholz. Die leicht gebogene Klinge wies deutliche Blutspuren auf, das stieß
ihm gleich ins Auge.
»Wo
wurde das Messer gefunden?«, fragte Petra.
»Ungefähr
hundert Meter von der Hütte entfernt in einem Gebüsch. Es lag offen herum,
nicht irgendwie versteckt unter Laub oder so.«
»Der
Täter oder die Täterin hat es also achtlos weggeworfen und sich nicht die Mühe
gemacht, es zu verstecken. Ganz schön blöd, wenn ihr mich fragt«, bemerkte
Winkler, »wahrscheinlich ist der Täter in Panik geraten.« Er reichte das Messer
an Petra weiter.
Sie
sah es sich von allen Seiten an. »Die Jagdhütte gehört Werner Holtmann, dem
Bruder von Frau Schuster. Er ist Förster und Jäger. Die Hütte nutzt er
gelegentlich zum Feiern.« Sie reichte das Messer an Erik zurück.
»Und
bestimmt auch für Treffen mit dem anderen Geschlecht. Würde mich nicht wundern,
wenn Gerd Schuster hier ebenfalls mal einen weggesteckt hat. Oh, sorry, Petra,
ist mir so rausgerutscht.«
Petra
lächelte den Kollegen Eckelhoff an. »Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst.«
Kapitel 18
Väter von Töchtern finden es in höchstem Maße ärgerlich, wenn
sie frühmorgens nach dem Aufstehen vor der verschlossenen Badezimmertür stehen
und der Freund der Tochter das Bad blockiert. Noch schlimmer ist es für Väter,
wenn sie hinter der Badezimmertür plötzlich die Geräusche ihres eigenen
Rasierapparates vernehmen. Winkler fuhr verärgert mit der Hand über sein
unrasiertes Kinn, ging zurück ins Schlafzimmer und warf sich einen Bademantel
über, dann tapste er nach unten.
Töchterchen
Svenja werkelte vernehmlich laut in der Küche herum und bereitete das
gemeinsame Frühstück vor, als er sie begrüßte.
»Moin,
mein Kind! Hat der ›Franzmann‹ keinen eigenen Rasierer mit? Ich habe es nicht
so gerne, wenn sich fremde Leute mit meinem Apparat die Stoppeln aus dem
Gesicht entfernen.«
Svenja
nahm ihren Vater in den Arm und küsste ihn auf die Stirn. »Ach, Papa, du sollst
Michel nicht immer ›Franzmann‹ nennen. Ja, er hat seinen Rasierapparat
vergessen. Ich habe ihm gesagt, er soll deinen benutzen. Ist das denn so
schlimm?« Sie küsste ihn nun auf die Wangen.
Dennis
hatte sich beruhigt und nahm sie in den Arm. »Gut, von mir aus. Es gibt
Schlimmeres. Aber von meinem Rasierwasser soll er die Finger lassen. Ist ein
Geschenk von deiner Mutter und es war sehr teuer. Ich benutze es immer ganz
sparsam. Schön, dass du Frühstück gemacht hast.« Seine Laune verbesserte sich
zusehends.
Svenja
hatte Brötchen geholt, Eier gekocht und Orangen ausgepresst. Der gedeckte Tisch
lud zum gemütlichen Frühstück ein. Vater und Tochter setzten sich gegenüber an
den Tisch.
»Hoffentlich
sucht der Junge nicht ein Loch auf dem Boden«, frotzelte er und biss herzhaft,
ein Auge dabei zukneifend, in ein Brötchen.
»Warum
sollte er das?«, erwiderte Svenja.
»Die
haben doch in Frankreich so komische Toiletten und müssen im Stehen … «
»Papa,
nicht beim Essen!«, gab sie entsetzt von sich. »Du lebst auf dem Mond. Die
haben die gleichen Toiletten wie wir. Vielleicht ist das in den dörflichen
Gebieten anders?«
»Ich
dachte ja nur. Gibst du mir mal den Honig?«
Der
Freund von Svenja trat frisch rasiert und gut gelaunt in die Küche. Er zog eine
Duftwolke von Gucci hinter sich her und füllte damit den gesamten Raum.
»Morgen!«, sagte er mit französischem Akzent.
»Moin,
Michel. Setz dich!«, gab Winkler zurück und verzog seine Stirn in Falten. Also
hatte er sich doch an dem Fläschchen bedient, stellte er fest und schnupperte
die Duftwolke ein.
Svenja
dagegen strahlte den Rasierwasserdieb an, stand auf und küsste die ihr
hingehaltene frisch rasierte und parfümierte Wange.
»Weiß
der Bengel eigentlich, was die kleine Flasche von Gucci gekostet hat?«,
murmelte Winkler mit einem bösen Blick auf Michel. Dann schlug er sein
Frühstücksei auf.
»Papa,
beruhige dich wieder. Es war doch ein Geschenk von Mama. Oder hast du es
bezahlt?«
Winkler
zuckte verständnislos mit den Achseln. Der Junge musste mal in seine Schranken
gewiesen werden und seiner Tochter würde er ebenfalls eine Lektion erteilen. Er
wartete auf einen günstigen Augenblick.
Michel
grinste, setzte
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