Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Gegensprechanlage. Mit bösen Blicken kehrte er zu Colanis
Sitzmöbeln zurück und setzte sich wieder.
Petra,
die zum fünften Mal ihre Sitzposition geändert hatte, grinste Keno an, kniff
ein Auge zu, als der Steuerberater aus dem Fenster blickte.
De
Boer befragte ihn weiter. »Woher hatte Schuster das Geld für die
Grundstücksbeteiligung an der Nödiker Straße? Sie wissen, worum es geht?«
Sperber
fasste sich an die Nase und blähte dann die Backen auf, sein Kehlkopf bewegte
sich mehrmals rauf und runter. »Das weiß ich nicht so genau«, er machte eine
Gedankenpause, griff sich jetzt ans linke Ohr, »er hatte das Geld, wie er mir
sagte, besorgt.«
»Besorgt?«,
fragte Petra. »Woher? Könnten Sie etwas präziser werden? Um welchen Betrag
handelte es sich überhaupt?«
Dem
Steuerberater stand der kalte Schweiß auf der Stirn. Der muss wohl in Gedanken
die einschlägigen Paragraphen des Geldwäschegesetzes rauf- und runterlesen,
vermutete Petra Vogt.
Petra
rutschte im Sessel nach vorne. Sie ahnte seine Gedanken und ließ ihm Zeit zu
antworten.
Die
nutzte er auch. Nach einer langen Minute intensiven Grübelns, er kratzte sich
mehrfach an der Stirn, rückte er schweren Herzens mit der Antwort raus.
»Einhunderttausend. Ich weiß nicht, woher er das Geld hatte. Er hatte es in
bar.« Der Mann mit den schicken Schuhen wurde zuerst blass, dann rot im
Gesicht. An seinem Hals blieben einige rote Flecken.
»Wie
viel wurde für die Grundstücke bezahlt?« Petra beobachtete ihn dabei, wie er
seine Hände zum Beten faltete. Das nützt ihm jetzt auch nichts mehr, dachte sie
und gab es auf, eine neue Sitzposition zu finden.
»Dreihunderttausend«,
platzte es aus ihm heraus.
»Tja«,
bemerkte sie beiläufig, »da fehlen noch zweihunderttausend. Woher kam das
restliche Geld? Es waren drei Investoren, die die Wiese gekauft haben. Wer sind
die zwei anderen?«
Sperber
rang mit sich und dem Steuergeheimnis, vielleicht suchte er auch weiter im
Telefonverzeichnis nach dem Steuerfahnder?, vermutete sie.
Weil
er nicht sofort antwortete, setzte sie nach. »Wir bekommen das auch beim
Katasteramt heraus, den Weg könnten Sie uns aber ersparen.« Sie suchte den
direkten Blickkontakt.
Er
wich ihrem Blick aus und sah auf den Teppichboden. »Anwalt Peters und
Bäckermeister Platen, aber das steht auch so in der Urkunde«, erwiderte er.
»Peters?
Der ist doch Ihr Partner? Steht so an Ihrer Tür«, schaltete sich de Boer wieder
ein.
»Ja,
der ist aber heute nicht im Hause. Er hat auswärts ein paar Termine und wollte
dann später zur Beerdigung kommen«, erwiderte er. Sein Blick ruhte weiterhin
auf der teuren Auslegeware.
»Wir
werden ihn später noch aufsuchen. Schuster hat seinem Schwager ein Darlehen
gewährt. Hat er das Geld auch besorgt oder ging es durch die Bücher? Es waren
immerhin fünfundzwanzigtausend Euro«, hakte de Boer nach.
Sperber
blickte auf und öffnete den oberen Knopf seines Hemdkragens. Sein
anschwellender Hals benötigte dringend Platz. Der Knoten der Krawatte wurde ihm
auch zu eng. »Davon weiß ich nichts«, behauptete er, »das ist mir neu. Keine
Ahnung, woher das Geld stammt. Es gibt Dinge, von denen auch der Steuerberater
nichts weiß. Er hatte eine recht große Summe Bargeld zur Verfügung, die in den
Büchern nicht auftaucht. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, da brauchen Sie auch
nicht mit der Steuerfahndung drohen.« Er griff nach einem Glas Wasser und trank
es in einem Zug aus.
Petra
warf de Boer einen kurzen Blick zu und erhob sich. Endlich befreite sie sich
von dem Scheißsessel. »Gut. Vielen Dank«, sagte sie, »auch für Ihre Offenheit.
Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns.« An der Tür angekommen, blickte sie
ihm tief in die Augen. Sie entdeckte in ihnen ein Flackern und aufkommende
Panik.
»Herr
Sperber, Sie wissen, dass wir wegen des Geldwäschegesetzes verpflichtet sind,
gegen Sie zu ermitteln. Nicht nur unsere Kollegen von der
Wirtschaftskriminalität werden sich bei Ihnen melden, Sie bekommen auch Besuch
vom Finanzamt. Das ist keine Drohung, sondern Gesetz.«
Mit
einem dicken Aktenordner, der die letzten Bilanzen der Fahrschule Schuster
enthielt, und neuen Erkenntnissen über gewisse Machenschaften einiger Herren
verließen sie das Gebäude und einen völlig am Boden liegenden Steuerberater, dessen
steile Karriere ein baldiges Ende nehmen würde.
Kapitel 27
Der Winter hatte das Emsland weiterhin fest im Griff. Seit über
acht Wochen fiel nachts das Thermometer zeitweise unter
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