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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Malev ein Vertreter der israelischen Botschaft in Berlin war. Der Militärattaché? Oder war Malev ein Mossad-Agent so wie Schöster?
    Lüder wollte Rukcza mit seiner Theorie konfrontieren und rief im Bundeskanzleramt an. Er kam nicht über den Kontakt zu einem Referenten hinaus.
    »Unmöglich«, beschied ihm der arrogant klingende Mann. »Der Herr Staatsminister hat einen ausgefüllten Terminplan und steht für niemanden zur Verfügung.«
    »Für mich schon«, erklärte Lüder.
    Der Referent zog vernehmlich die Nase hoch. »Das glaube ich nicht. Kann Ihnen ein Beamter aus dem Amt behilflich sein?«
    »Fragen Sie den Staatsminister. Ich gebe Ihnen dreißig Minuten. Dann werde ich meine Ermittlungen in Sachen Israel an anderer Stelle fortsetzen«, erklärte Lüder. »Dreißig Minuten. Rukcza kennt meine Telefonnummer in Kiel.«
    Es dauerte neunzig Minuten, bis Lüders Telefon klingelte.
    »Sind Sie völlig übergeschnappt?«, brüllte Rukcza in den Hörer. »Was glauben Sie, wer Sie sind?«
    »Das weiß ich«, erwiderte Lüder gelassen. »Ich bin Kriminalrat Dr.   Lüders vom Landeskriminalamt Schleswig-Holstein. Auch wenn der Bildungsmonitor unserem Land bescheinigt, auf dem letzten Platz zu liegen, haben wir eine gute Allgemeinbildung und wissen, wo Israel liegt.«
    »Hä?«, war alles, was Rukcza von sich gab.
    »Israel braucht Waffen. Die haben Sie mit der ›Holstenexpress‹ geliefert. Dabei ist –«
    »Seien Sie sofort still«, schrie der Staatsminister mit sich überschlagender Stimme. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, so etwas am Telefon zu sagen?«
    Lüder lachte laut. »Sind Sie in Sorge, dass uns ein Nachrichtendienst abhört? Der einheimische? Oder andersfarbige Schlapphüte?«
    Der Staatsminister stöhnte hörbar auf. »Wer hat Ihnen das erzählt? Ich will sofort wissen, wo die undichte Stelle ist. Wer hat Ihnen diese strengen Staatsgeheimnisse anvertraut?«
    »Ich habe meine Quellen«, stellte Lüder sein Licht unter den Scheffel. Hätte er Rukcza erklärt, dass er durch eigene Kombination darauf gekommen war, hätte der Berliner es womöglich als Hirngespinst abgetan. So aber spiegelte Lüder vor, dass es noch mehr Leute mit Insiderwissen gab, und – angeblich – hatte einer geplaudert.
    »Hat Ihnen Dov Hodorov das verraten, als Sie in Somalia in Gefangenschaft waren?«
    »Sie meinen den Mossad-Agenten, der unter dem Namen Schöster aufgetreten ist?«, riet Lüder.
    »Fragen Sie nicht so merkwürdig. Sie wissen doch schon alles.«
    »Richtig. Mir ist auch bekannt, dass es keine Lösegeldforderung gab.«
    »Hat Shiikh mit Ihnen darüber gesprochen? Ich habe es gleich gewusst. Auf die da unten in Afrika ist kein Verlass.«
    Der Staatsminister war erneut auf eine Finte hereingefallen.
    »Auf informellem Weg hat man aus Berlin die Regierung von Puntland um Unterstützung gebeten. Das ist über Hürlimann gelaufen. Deshalb gab es auch keine Lösegeldforderungen, sondern unbestimmte Hilfszusagen Deutschlands an die teilautonome Region Puntland. Uns ist erst hinterher aufgefallen, dass das ein Fehler war. Sie sind sofort darüber gestolpert. Details und Gründe für unser Angebot an die Puntländer werde ich Ihnen nicht mitteilen.«
    Lüder holte tief Luft. Er hatte nicht erwartet, dass der Staatsminister so bereitwillig plaudern würde. Das war vermutlich nur darin begründet, dass Rukcza annahm, Lüders Wissensstand wäre sehr viel höher. Jetzt verhielt sich der Staatsminister wie jeder Verdächtigte, den die Polizei überführt hatte. Man versuchte, das Geschehene zu rechtfertigen, und glaubte, keine Geheimnisse mehr zu verraten.
    »Sie haben die Entführung über die Puntländer veranlasst?« Lüder hielt den Atem an. Zu gewagt schien ihm seine These.
    »Das ist etwas aus dem Ruder gelaufen«, gestand Rukcza. »Es sollte nur wie eine Entführung aussehen. Die ›Holstenexpress‹ sollte vorübergehend aus dem Verkehr gezogen werden, da der Kapitän Dschidda anlaufen wollte. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Stellen Sie sich vor, wenn die Saudis die Ladung entdeckt hätten. Wie hätte man das erklären sollen vor der Weltöffentlichkeit. Deutschland hätte seine Reputation in der arabischen Welt verloren.«
    »Und der Milliardendeal mit den Saudis wäre auch den Bach runtergegangen«, schob Lüder ein.
    »Richtig«, gestand Rukcza. »Deshalb saß auch der Kollege Graupenschlager vom Wirtschaftsministerium mit am Tisch. Wir wissen bis heute nicht, ob die Saudis nicht einen Tipp

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