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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Bruder?«
    »Ich glaube, der ist auch außer Haus.«
    »Dann möchte ich mit Herrn Iversen, dem Prokuristen, sprechen.«
    Die Frau schenkte Lüder ein Lächeln, das sympathisch wirkte, aber auch Bedauern ausdrückte. »Der ist mit dem Chef unterwegs. Mit Nils Jessen«, ergänzte sie. »Die sind erst wenige Minuten weg.«
    »Wissen Sie, wohin die gefahren sind?«
    Sie bedauerte, bat ihn aber herein und ging mit ihm zu einem Büro.
    »Wisst ihr, wo Nils Jessen und Jens hin sind?«, fragte sie.
    »Die wollten doch … doch …«, antwortete eine unsichtbare weibliche Stimme.
    »Die sind zum Essen«, half eine andere Frau aus.
    »Wohin?«, fragte Lüder.
    »Nach Glücksburg … Nehm ich an.«
    »Und wo dort?«
    »Sicher ins Strandhotel. Da ist Nils doch immer«, sagte die unsichtbare Stimme.
    »Tut mir leid«, bedauerte die Angestellte, die Lüder eingelassen hatte.
    Er dankte ihr und fuhr den beiden Männern hinterher.
    Glücksburg mit seinem weithin bekannten Wasserschloss gilt als die Wiege mancher europäischer Königs- und Fürstenhäuser. Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stellte die Monarchen von Dänemark und Norwegen und – bis zur Abschaffung – auch von Griechenland, und der Ehemann der englischen König ist ebenso wie die Thronfolger Charles und dessen Söhne »Glücksburger«. Auch die spanische Königin gehört dazu.
    Das Strandhotel war in einem der schönsten Häuser der Region direkt an der Förde untergebracht. Lüder fand einen Parkplatz direkt am Hotel. Ein wenig weiter parkte ein Porsche Cayenne mit der Buchstabenkombination » FL-NJ «. Lüder vermutete, dass sie für »Nils Jessen« stand.
    Er sah die beiden Männer im Restaurant mit Ausblick auf die Förde.
    Das blaue Wasser kräuselte sich, die Spitzen der leichten Wellenkämme waren weiß. In den Wogen brach sich glitzernd das Sonnenlicht. Am weißen Sandstrand, auf dem sich Strandkörbe aneinanderreihten, herrschte ein munteres Treiben. Der Strand in Hafun war noch feinsandiger, erinnerte sich Lüder. Aber für nichts in der Welt wollte er Somalia mit Glücksburg tauschen.
    Nils Jessen entdeckte ihn zuerst.
    »Herr Dr.   Lüders. Zufall, dass Sie hier sind?«
    »Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Jessen sah Iversen an. Der Prokurist hatte gegenüber Platz genommen.
    »Es ist gut, dass ich Sie beide hier treffe«, sagte Lüder und setzte sich unaufgefordert.
    Sie wurden durch den Ober unterbrochen.
    »Als Aperitif hätte ich gern einen Sandeman Sherry Seco«, sagte Nils Jessen.
    Lüder wählte einen Campari Orange, Jens Iversen entschied sich für das aktuelle Modegetränk, einen Aperol Spritz.
    Einigkeit herrschte beim Menü.
    »Sie mögen es bodenständig«, sagte Jessen, als Lüder wählte, und sah auf die Uhr. »Sie haben recht. Mittags mag ich es auch nicht so aufwendig.« Er griff zur Weinkarte, ließ seinen Finger über die Seiten wandern, sah Lüder über den Brillenrand an und entschied: »Vin d’Alsace Riesling A.O.C. Elsass, Riquewihr.«
    »Für mich bitte Mineralwasser«, ergänzte Lüder in Richtung des wartenden Kellners.
    »Aus Frankreich? Aus Italien?« Nils Jessen klang spitz. »Es gibt himmelweite Unterschiede.«
    »Politisch und ökologisch korrekt«, erwiderte Lüder und sagte zum Kellner: »Husumer Mineralwasser.« Dann ergänzte er gegenüber Jessen: »Ich lasse mich nicht durch Namen verführen, sondern von meinem Gaumen leiten.«
    »Bringen Sie mir bitte ein Pils«, fühlte sich Iversen durch Lüder ermuntert und fing sich damit einen geringschätzigen Blick seines Chefs ein.
    »Wie war es in Afrika?«, fragte Jessen. »Sie haben es aus einer ganz anderen Perspektive kennengelernt als ich.«
    »Ich war auf keinem für Manager bestimmten Abenteuerevent, und mit dem Dschungelbesuch abgehalfterter Expromis im Einfachfernsehen hatte es auch nichts zu tun.«
    Jessen beugte sich interessiert vor.
    »Erzählen Sie«, forderte er Lüder auf.
    »Wenn ich meine Memoiren schreibe, bekommen Sie ein signiertes Exemplar«, antwortete Lüder schroff.
    Der Kellner tauchte mit dem Wein auf, hielt Jessen die Flasche hin, und als der nickte, schenkte er ein. Der Reeder hielt das Glas gegen das Licht. Lüder hielt die Geste für übertrieben. Schließlich trank er einen Weißwein.
    »Ein wunderbar rot leuchtendes Bouquet«, sagte Lüder und versuchte gar nicht, den spöttischen Unterton zu verbergen.
    Iversen lächelte kaum wahrnehmbar, während Jessen die Anmerkung nicht verstanden hatte. Er nahm einen Schluck, ließ ihn im Mund

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