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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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nicht den Versuch, seine Enttäuschung zu verbergen.
    »So dürfen Sie das nicht sagen, Herr Kollege«, versuchte der Kriminaldirektor zu beschwichtigen.
    Die Formulierung ließ Lüder aufhorchen. »Herr Kollege«. So hatte Dr.   Starke noch nie einen seiner Mitarbeiter genannt.
    »Nichts wird mich davon abhalten, weiter im Nebel herumzustochern«, erklärte Lüder und war ein weiteres Mal erstaunt, dass auch hierzu kein Widerspruch von seinem Vorgesetzten erfolgte.
    Lüder kehrte in sein Büro zurück und rief in Husum an.
    »Hast du mit dem Verfassungsschutz gesprochen?«, fragte er Große Jäger.
    »Mit dem Männchen?«, verballhornte der Oberkommissar den Namen des Regierungsamtmanns Geert Mennchen. »Der konnte mir auch nur das Bekannte über Abu Talha berichten. Vermutlich ist der tot. Andere Informationen liegen nicht vor. Ich habe auch noch einmal beim Bundesnachrichtendienst angefragt, aber keine Antwort erhalten. Die Herren sprechen nicht mit der Provinz, schon gar nicht, wenn es sich um eine Polizeidienststelle in Randdeutschland handelt.«
    »Nun«, besänftigte Lüder den Oberkommissar, »Husum ist doch der Nabel der Welt, gleich nach Kiel.«
    »Sage ich ja auch immer, aber die Geografen wollen es nicht begreifen. Die bleiben bei ihrer historischen Lehrmeinung und faseln etwas von Nord- und Südpol und Äquator.«
    »Lass dich nicht verdrießen«, empfahl Lüder, besorgte sich einen weiteren Kaffee und wählte von seinem Telefon aus eine ellenlange Nummer an.
    Es dauerte ewig, bis sich eine Frauenstimme meldete, die ein kehliges Englisch sprach.
    »›Kenia Mirror‹?«, fragte Lüder.
    »Yes« , versicherte die Frau und verband Lüder auf seine Bitte hin mit John Kiambi, dem dunkelhäutigen Journalisten aus Nairobi.
    »Lüder Lüders, deutsche Polizei«, sagte Lüder und wiederholte es noch zweimal, da Kiambi mit dem Namen nichts anfangen konnte. »Kennen Sie Achim Wolfram?«, fragte er dann.
    »Ja«, kam es gedehnt über die Leitung.
    »Dem haben Sie in Kenia geholfen? Wolfram hat mir davon berichtet.«
    »Sie rufen wirklich aus Deutschland an?« Kiambi blieb misstrauisch.
    »Wenn Sie sichergehen möchten, rufen Sie zurück. Lüders. Polizeihauptquartier Kiel.«
    »Das geht nicht«, wurde Kiambi zugänglicher. »Zum einen kostet das viel Geld, über das wir nicht verfügen, zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob nicht jemand mithört. Was wollen Sie?«
    »Sie haben Achim Wolfram einen Kontakt nach Mogadischu vermittelt.«
    Lüder unterließ es, Kiambi über seine doppelte Rolle aufzuklären. Ihm war wichtig zu erfahren, ob der Kenianer von Lüders Funktion als Polizist wusste. Das war nicht der Fall.
    »Ja. Wolfram hat in Sachen Piraterie in Somalia recherchiert. Ich kenne in Mogadischu einen Schweizer –«
    »Urs Hürlimann«, unterbrach ihn Lüder.
    Kiambi bestätigte es. »Da habe ich die Verbindung hergestellt.«
    »Über Kontaktleute?«
    »Journalisten haben auch direkte Verbindungen«, sagte Kiambi vorsichtig. »Mir war nicht wohl zumute, als Wolfram partout darauf bestand, nach Mogadischu zu fliegen. Ich habe seitdem nichts wieder von ihm gehört und mache mir Sorgen.«
    »Achim Wolfram ist wohlbehalten nach Deutschland zurückgekehrt«, beruhigte ihn Lüder.
    »Gott sei Dank.« Es klang ehrlich. »Falls Sie ihn sehen … Grüßen Sie ihn von John aus Nairobi.«
    Lüder versprach es.
    Kiambi, davon war er nach dem Telefonat überzeugt, hatte ihn nicht verraten.
    Anschließend versuchte es Lüder mit der gleichen Methode bei Dr.   Mbago. Er war erstaunt, dass er gleich mit dem geschäftstüchtigen Anwalt verbunden wurde.
    Dr.   Mbago leugnete nicht, Achim Wolfram begegnet zu sein. »Wo ist er?«, fragte er.
    »Er ist wieder zu Hause. Wir haben gestern miteinander gesprochen.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Hat Wolfram mit Hürlimann gesprochen?«, fragte Lüder. »Er behauptet es.«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte der Anwalt. »Ich habe ihm gegenüber den Namen erwähnt. Jeder kennt Hürlimann. Das ist kein Geheimnis.«
    Du hast mir aber geschickt viel Geld entlockt dafür, dass das kein Geheimnis ist, dachte Lüder bitter.
    »Wissen Sie, ob Wolfram in Somalia war?«
    »Möglich. Aber genau weiß ich es nicht. Ich habe nur zweimal mit Ihrem Landsmann gesprochen und ihm ein paar Fragen beantwortet. Das war alles. Ist sonst noch etwas? Meine Zeit ist kostbar.«
    Und teuer, ergänzte Lüder im Stillen.
    Den Satellitenanschluss in Mogadischu zu erreichen erwies sich als schwieriger

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