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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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schließlich doch reagiert und die Marine in Marsch gesetzt, weil die Aktion aus zu vielen Kanälen gefordert wurde? Wenn nicht, hätte man Lüder möglicherweise geopfert? Diesen Gedanken wollte er nicht fortsetzen.
    »Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Mission«, sagte er zu Hürlimann.
    »Danke. Ihr Besuch war eine sympathische Abwechslung. Ich würde mich freuen, wenn Sie wieder einmal vorbeischauen. Sie sind jederzeit herzlich willkommen in Mogadischu.«
    »Vielen Dank«, sagte Lüder zum Abschied. »Aber so viel Geld hat selbst ein reiches Land wie Deutschland nicht, dass wir uns einen zweiten Aufenthalt bei Ihnen leisten könnten.«
    Konnte Lüder Hürlimann glauben? Mit Sicherheit würde der Schweizer nicht bekennen, dass er mit den Hintermännern der Entführung zusammengearbeitet hatte. Andererseits klang es glaubwürdig, was er von den Kontakten zur deutschen Botschaft berichtete. Es war denkbar, dass Herzog sich in bestimmten Dingen diskret der Hilfe Hürlimanns bediente.
    Es gab noch zu viele Ungereimtheiten. Wer war Hans-Günter Schöster mit dem merkwürdigen Dialekt, der Lüder entfernt ans Böhmische erinnerte? Richtig!
    Jetzt keimte in ihm ein Verdacht. Große Schauspieler hatten den »braven Soldaten Schwejk« verkörpert und dabei einen Dialekt gesprochen, der ähnlich klang. Fritz Muliar hatte diese Rolle ideal ausgefüllt. Und der österreichische Schauspieler war auch bekannt für seine »jiddischen Witze und Geschichten«. Daran fühlte sich Lüder erinnert. Es war ein gewagter Gedanke, aber Hans-Günter Schöster könnte Israeli sein. Das würde einiges erklären.
    Die Bundesrepublik unterstützte Israel mit der Lieferung von Waffensystemen. Der U-Boot-Deal, bei dessen Bezahlung man Israel zusätzlich entgegenkam, war allgemein bekannt. Nun gab es auch Wünsche arabischer Staaten nach deutscher Waffentechnologie, besonders Kuwait und Saudi-Arabien fragten nach Leopard-Panzern. Und deutsche Handfeuerwaffen wie das Gewehr G36 waren bei Freund und Feind beliebt. Den Milliardendeal mit den Saudis wollte sich die deutsche Wirtschaft ungern entgehen lassen, zumal im Zuge des Sparzwangs die Bestellungen für die Bundeswehr und die Streitkräfte der NATO -Partner spärlicher ausfielen.
    Andererseits gab es die auch von der Kanzlerin erneut bekräftigte Zusicherung, fest an Israels Seite zu stehen. So war man offenbar auf die Idee gekommen, das Material nicht direkt aus Deutschland zu liefern, sondern den Export zu verschleiern und über das unverdächtige Indien nach Israel zu transportieren. Natürlich durfte das Schiff nicht Haifa anlaufen. Deshalb hatte man kurzfristig Limassol auf Zypern als Zwischenstation bestimmt. Dort wurden häufig Waren für Israel umgeschlagen, die aus welchem Grund auch immer nicht direkt nach Haifa geliefert werden konnten.
    Und Schöster war in Indien als Aufpasser für die heiße Fracht mit an Bord gekommen. Der Mann hätte mitsamt den Containern die ›Holstenexpress‹ in Limassol wieder verlassen. Das erklärte auch, weshalb sich Schöster so vehement dagegen gewehrt hatte, in Dschibuti an Land zu gehen. Hätte man ihn dort erkannt, wäre das sein sicherer Tod gewesen.
    Aus diesem Grund hatte man in Berlin auch schnell reagiert und Schöster freigelassen. Seine Vernehmung hätte nicht nur zu Verstimmungen mit Israel geführt, sondern auch unangenehme Dinge ans Tageslicht gebracht.
    In Berlin musste helle Panik ausgebrochen sein, als die Entführung der »Holstenexpress« mit ihrer brisanten Fracht bekannt geworden war. Deshalb war der Krisenstab auch beim Kanzleramt angesiedelt, weil alles zur geheimen Chefsache erklärt wurde. Um niemanden aufzuscheuchen, hatte man den Bundesnachrichtendienst nicht eingeschaltet, und das Bundeskriminalamt saß gar nicht erst mit am Tisch. Man wollte jede formelle Beteiligung vermeiden.
    Lüder durchfuhr es. Als Alibi hatte man eine Landespolizeibehörde miteinbezogen, idealerweise eine aus einem kleineren Bundesland. Und er, Lüder, sollte für Berlin den Deppen spielen. Als man dort mit Schrecken feststellte, wie weit seine Ermittlungen gediehen waren, pfiff man ihn schnell zurück. Das war die Drohung Rukczas, als er Lüder in Garoowe drohte, Lüders Zugang zur Kreditkarte zu sperren.
    Warum hatte Lüder nicht früher daran gedacht, sondern es verdrängt? In Berlin saß ein weiterer Mann am Tisch, der sich mit keiner Silbe an den Überlegungen beteiligt hatte. Malev hieß er. Lüder war davon überzeugt, dass

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