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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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angekommen? Wie ist das Hotel? Hattest du einen guten Flug? Erzähl, wie ist das? Musst du viel ins Freie? Sei vorsichtig.«
    »Wie gut, dass du zwischendurch mal Luft holen musst«, sagte Lüder lachend. »Sonst komme ich überhaupt nicht zum Erzählen. Mach dir keine Sorgen. Alles ist wunderbar. Und im Hotel wohnen lauter Polizisten aus aller Herren Länder. Sicherer kann man nicht wohnen.«
    »Sei vorsichtig«, sagte sie, »und melde dich oft. Ich habe dich lieb.«
    »Ich dich auch.« Dann legte er auf.
    Wenig später kam Herzog zurück und brachte ihm ein Netbook. »Damit können Sie hier in Nairobi ins Internet.« Er nannte ihm den Zugangscode. »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er. »Wollen wir essen gehen?«
    »Gern«, sagte Lüder.
    »Dann gehen wir in die Pango Brasserie im Fairview«, schlug Herzog vor. »Dort gibt es eine gute und ehrliche Küche, die nicht zu sehr von Experimentierfreude geprägt ist.«
    Herzog fuhr Lüder zum Hotel, damit er Pistole und Munition im Hotelsafe verstauen konnte. Dann steuerte er das Restaurant an.
    »Zwischen Ihrem Hotel und dem Restaurant liegen eine Reihe von Ministerien und der Gerichtshof«, erklärte er. »Einen Steinwurf entfernt finden Sie mitten in der Stadt einen exzellenten Golfplatz, an den direkt ein großer Slum anschließt. Das ist Afrika. Nur in Somalia ist alles anders«, fügte er leise an.
    Das Essen war in der Tat ausgezeichnet, und Lüder erfuhr noch manche interessante Einzelheit über Kenia. Herzog erwies sich als glänzender Unterhalter und vermochte in sympathischer Weise zu erzählen.
    Bevor Sebastian Herzog Lüder vor dem Hotel absetzte, gab er ihm noch eine Telefonnummer.
    »Das ist das Justizministerium. Dieser Mitarbeiter kann Ihnen eventuell weiterhelfen, wenn Sie Auskünfte als vermeintlicher Journalist einholen wollen«, erklärte er und wünschte Lüder einen schönen Abend.
    Den verbrachte Lüder damit, die Ausweispapiere zu studieren und sich die persönlichen Daten Achim Wolframs, dessen Identität er vorübergehend angenommen hatte, einzuprägen. Bei aller Professionalität war das Vorgehen trotzdem stümperhaft, überlegte Lüder. Ihm lag keine Vita vor, er wusste nicht, ob Wolfram Familie hatte, woran er gearbeitet und wodurch er sich in eingeweihten Kreisen ausgezeichnet hatte. Lüders Kenntnisse beschränkten sich auf die eines Zeitungslesers. Er schalt sich selbst einen Narren, dass er sich hatte überrumpeln lassen und jetzt hier in Nairobi saß. Wonach sollte er suchen? Ihm war die Stadt fremd, er war nicht mit der Kultur und den Eigenheiten der Menschen vertraut, es gab nicht einmal Hinweise darauf, dass die Entführer der ›Holstenexpress‹ Drähte in die kenianische Metropole hatten.
    Einzig der geplatzte Prozess gegen die früheren Entführer und die Nachbarschaft Kenias zu Somalia blieben als Anhaltspunkte. Das war sehr vage. Ob man in Berlin Aktionismus zeigen wollte und ihn deshalb hierhergeschickt hatte? Außerdem bedrückte ihn, dass er Margit belogen hatte. Aber die Wahrheit hätte er ihr nicht sagen dürfen. Mit Gedanken an seine Familie fiel er in einen unruhigen Schlaf.
    Am nächsten Morgen wimmelte es im Frühstücksraum des Hotels von Menschen aus allen Teilen der Welt. Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Auch deutsche Laute waren zu vernehmen.
    Lüder bediente sich am Frühstücksbuffet und zog sich anschließend auf sein Zimmer zurück. Er versuchte, den Kontaktmann im Justizministerium zu erreichen. Es dauerte ewig, bis jemand das Telefon abnahm und ihm kurz und bündig erklärte, Mr.   Otieno sei nicht zu sprechen. Sein Versuch, Rechtsanwalt Mbago zu erreichen, war ebenfalls erfolglos.
    Lüder loggte sich ins Internet ein, suchte Meldungen über die Entführung der ›Holstenexpress‹ und musste feststellen, dass es keine neuen Informationen gab. Nach einer weiteren Stunde probierte er erneut, Otieno im Justizministerium zu erreichen. Man beschied ihm, es später noch einmal zu versuchen.
    »Wann?«, fragte Lüder.
    »Später!«
    Zumindest in der Anwaltskanzlei hörte sich jemand seinen Wunsch an, Dr.   Mbago sprechen zu wollen. Einen Termin? Nein. Das ginge nicht. Lüder solle sich noch einmal melden. Später.
    Er bemühte sich stündlich, einen Kontakt herzustellen. Um die Mittagszeit verließ er das Hotel, suchte eine Bank auf und hob mit der überlassenen Kreditkarte Geld ab. Fünfzigtausend Kenia-Schillinge ließen ihn nicht zum reichen Mann werden. Es entsprach dem Gegenwert von knapp

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