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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Lüder an Nachrichtensprecher der BBC erinnerte, wenn man den leicht kehligen Klang überhörte.
    »Mein Name ist Achim Wolfram«, erklärte Lüder. »Ich arbeite für ein deutsches Presseorgan.«
    »Oh.« Dr.   Mbago spitzte die Lippen. »Der Spiegel? Die F.A.Z. ? Süddeutsche?«, zeigte sich der Anwalt hervorragend über die deutsche Presselandschaft informiert.
    »Die Kieler Nachrichten.«
    »Kieler … was?«
    »Kieler Nachrichten.«
    Dr.   Mbago zuckte die Schultern. »Kenne ich nicht.«
    »Das bedeutendste Presseorgan der Landeshauptstadt.«
    »Ah … Berlin.«
    Lüder erklärte ihm, dass Deutschland ein föderaler Staat sei und Kiel eine »Provinzhauptstadt«.
    Ein erkennendes Lächeln huschte über Dr.   Mbagos Gesicht. »Wie München. Oktoberfest.«
    Lüder nickte. »Genau. Nur dass München im Süden liegt und Kiel im Norden.«
    »Hamburg?«
    »Yes. Hamburg. Und Kiel ist die Hauptstadt.«
    »Von Hamburg?«
    Erneut nickte Lüder.
    »Kiel«, sagte Dr.   Mbago und ließ jeden Buchstaben auf der Zunge zergehen, als würde er sich den Namen für alle Ewigkeiten einprägen. Dann hob er den Zeigefinger. »Süddeutsche in München und das Pendant – die Kieler Nachrichten.«
    Genauso sei es, versicherte Lüder. »In Deutschland macht man sich Sorgen wegen der Folgen der Piraterie. Besonders Norddeutschland als Standort für Häfen und Schifffahrt ist davon betroffen. Man glaubte, mit der Vereinbarung zwischen den Europäern und Ihrem Land, dass die Piraten hier vor Gericht gestellt werden, einen guten Weg eingeschlagen zu haben.«
    Der Anwalt hob die rechte Hand. »Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Sie sollten mit dem Justizministerium sprechen.«
    »Oder dem Gericht«, warf Lüder ein.
    »Mit dem Ministerium«, sagte der Anwalt bestimmt, ohne seinen Einwand zu begründen. »Verstehen Sie etwas vom Rechtswesen?«
    »Nur Allgemeinwissen«, erwiderte Lüder. »Was man als Laie so weiß.«
    »Die Rechtsprechung ist sehr kompliziert. Und in diesem Fall besonders. Die Taten sind nicht in Kenia begangen worden. Es handelt sich um ausländische Staatsbürger. Was sollen unsere Richter entscheiden? Vor einem deutschen Gericht verhandeln Sie auch nicht gegen einen Franzosen, weil der in England einem Schweden das Portemonnaie gestohlen hat.«
    Lüder unterließ es zu antworten. Dr.   Mbago hatte recht.
    »Ich suche Gesprächspartner, die mir mehr über die Piraten und ihre Hintermänner berichten können.«
    Der Anwalt zeigte sich amüsiert. Er wirkte erheitert, als er antwortete: »Glauben Sie, dass Piraten zu meinem Freundeskreis gehören?«
    »Nicht zu Ihren Bekannten«, sagte Lüder schnell. »Es ist aber anzunehmen, dass hinter den Aktionen Leute stehen, die die Entführungen planen und organisieren. Mich interessieren die Hintergründe, die Motivation dieser Leute.«
    Dr.   Mbago machte einen nachdenklichen Eindruck. »Und wie soll ich Ihnen da behilflich sein?«
    »Man sagte mir, Sie wären nicht nur ein prominenter Anwalt in diesem Land, sondern auch außergewöhnlich gut informiert.«
    Dr.   Mbago nestelte an seinem Windsorknoten. »Sagt man? Hmh. Ich selbst kann Ihnen nicht weiterhelfen. Aber vielleicht weiß jemand aus dem Kreis meiner Anwaltskollegen weiter.«
    »Könnten Sie mir einen Namen nennen?«
    Dr.   Mbago beherrschte sein Mienenspiel in Perfektion. Er hätte gar nicht antworten müssen. Das Bedauern stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Das ist kein Thema, über das man gern spricht. Ich fürchte, Ihnen nicht weiterhelfen zu können.«
    »Sie kennen aber jemanden«, blieb Lüder hartnäckig.
    »Nicht direkt. Ich müsste mich ein wenig umhorchen.« Er hob die Schultern. »Doch dazu fehlt mir die Zeit. Ich bin ein viel beschäftigter Mann.«
    Lüder glaubte mittlerweile, das »Prinzip Kenia« verstanden zu haben.
    »Meine Redaktion würde Ihren Aufwand natürlich entschädigen.«
    Am Flattern des Augenlids, das nur einem geübten Beobachter auffiel, erkannte Lüder, dass der Anwalt angebissen hatte.
    »Gut«, sagte Dr.   Mbago. »Kommen Sie gegen Abend wieder.«
    Er stand auf und geleitete Lüder bis zur Tür, hinter der ein Boy wartete, der ihn bis zum Sicherheitsdienst im Foyer eskortierte.
    Lüder bummelte die Straße zurück, überquerte die Moi Avenue und kurz darauf eine weitere viel befahrene Hauptstraße. Er begann, sich an den noch aus der englischen Kolonialzeit stammenden Linksverkehr zu gewöhnen, und tauchte nach wenigen Schritten in eine andere Welt ein, die das Ursprüngliche

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