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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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lebensgefährlich, sich dorthin zu begeben. Reisende gehen ein extrem hohes Sicherheitsrisiko ein. Ausländer werden dort immer wieder Opfer von Entführungen und Mordanschlägen.«
    »Also gibt es keine Möglichkeit, mit den Piraten in Kontakt zu kommen?«
    »Richtig.«
    »Und wie treten die mit den Reedereien in Verbindung? Wo bleibt das Lösegeld?«
    Herzog saugte an seinem Trinkhalm. »Das kann ich Ihnen nicht sagen.« Er sah Lüder nachdenklich an. »Sie sollten mit Dr.   Stephen Mbago sprechen. Der ist Rechtsanwalt, und man sagt ihm gute Kontakte nach.«
    »Welcher Art?«
    »Hier sagt man: Gute Kontakte. Dafür gibt es keine Definition, die unseren europäischen Vorstellungen entspricht.«
    Herzog bot Lüder an, mit ihm zur deutschen Botschaft zu fahren und ihm das Paket auszuhändigen.
    Die deutsche Botschaft befand sich am Riverside Drive, nordwestlich vom Stadtzentrum gelegen.
    »Das sind etwa fünf Kilometer«, erklärte Herzog.
    Der Stadtbezirk war mit viel Grün ausgestattet. Wenn die unterschiedlichen Baustile nicht gewesen wären, hätte man es mit den Wohnvierteln der Wohlhabenderen in europäischen Metropolen vergleichen können.
    Herzog führte Lüder in sein Arbeitszimmer und händigte ihm das Paket aus.
    »Ich lasse Sie jetzt allein«, sagte er und zog sich diskret zurück.
    Lüder brach das Siegel auf. In dem Päckchen fand er eine Pistole P6, die eine leichte modifizierte Variante der P255 des Eckernförder Waffenherstellers SIG Sauer war und von zahlreichen deutschen Polizeibehörden eingesetzt wird. Außerdem hatte man achtundvierzig Neun-Millimeter-Patronen beigefügt. Lüder staunte.
    In der Heimat mussten die Beamten jede Patrone quittieren. Hier sandte man ihm die Waffe unbürokratisch hinterher. Das galt auch für die Papiere. Pass, Führerschein, Scheck- und Kreditkarte und ein Presseausweis waren mit seinem Bild versehen und lauteten auf den Namen Achim Wolfram. Man hatte sein Bild elektronisch modifiziert, sodass es aussah, als hätte er für unterschiedliche Aufnahmen Modell gestanden. Außer einem Zettel mit einer deutschen Handynummer befand sich nichts weiter im Paket.
    Lüder verstaute die Pistole und die Munition wieder, suchte Sebastian Herzog und ließ sich zeigen, wie er nach Deutschland telefonieren konnte. Dann wählte er die Nummer an.
    »Guten Tag, Herr Lüders«, meldete sich ein Mann.
    Lüder war überrascht. Die Stimme kam ihm bekannt vor.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Walter Rukcza. Sie haben das Paket gefunden? Dieses Handy ist nur für Sie freigeschaltet. Deshalb sollten Sie nicht überrascht sein, dass ich Sie sofort mit Namen angesprochen habe. Ist alles in Ordnung? Falls etwas fehlen sollte, rufen Sie mich zu jeder Tages- oder Nachtzeit an. Haben Sie schon etwas erreicht?«
    »Ich bin gerade angekommen. Haben sich die Entführer schon mit einer Lösegeldforderung gemeldet?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »Gibt es eine Positionsmeldung von der ›Holstenexpress‹?«
    »Ja. Es scheint, als hätten die Entführer das Schiff an einen vorübergehenden Ankerplatz gebracht.«
    »Vor Eyl?«
    »Nein. Das ist das Überraschende. Die Marine hat das Schiff etwa einhundertfünfzig Kilometer südlich des Horns von Afrika geortet. Das ist eine menschenleere Gegend. Dort gibt es direkt vor der Küste eine unwirtliche Insel. In deren Schatten ankert die ›Holstenexpress‹.«
    »Ist die Besatzung noch an Bord?«
    Für einen Augenblick war es still in der Leitung. »Wir wissen es nicht. Wir kennen lediglich den Standort des Schiffes«, gestand Rukcza und wünschte Lüder viel Erfolg.
    Anschließend nahm Lüder sich die Freiheit und wählte seinen Kieler Anschluss an.
    »Hallo, Lüder«, meldete sich Jonas in seiner hastigen Sprechweise. »Bist du in Südafrika? Stimmt das, dass da massenweise Neger mit ’ner Maschinenpistole rumlaufen?«
    »Man spricht nicht von Negern. Es heißt Schwarzafrikaner.«
    »Ich weiß«, erwiderte Jonas. »Und die sagen ›Weißeuropäer‹ zu uns. Also, was ist? Tragen die ihre Ballermänner offen?«
    »Ich muss dich enttäuschen. Die Menschen hier sind viel weiter. Die haben alle ihren eigenen Schützenpanzer. Der örtliche Polizeichef erzählte gestern, dass zwei Nachbarn Streit um einen Apfelbaum hatten: Den haben sie mit Granaten ausgetragen.«
    »Ha ha«, lachte Jonas. »Das kannst du Sinje erzählen, die glaubt auch noch an den Weihnachtsmann.«
    »Jetzt gib mir Mama. Das ist ein Ferngespräch.«
    Kurz darauf meldete sich Margit. »Bist du heil

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