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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dieser Region ausmachte. Es war eine bunte, lärmende Welt, in der alles laut war und durcheinanderzulaufen schien.
    Geschäfte wurden auf dem Gehweg gemacht, die Läden glichen eher Fensterhöhlen, und Strom- und Telefonkabel hingen quer über die Straße. Ob Dr.   Mbago jemals in diesem Teil der Stadt war?, überlegte Lüder und ließ das muntere Treiben auf sich wirken. Er schlug einen Bogen, bis er wieder zur Avenue zurückkehrte, die das Ursprüngliche vom Glitzernden trennte.
    Nach zwei Stunden betrat er die Lounge des Hilton und gönnte sich eine Kaffeepause. Er wählte einen abseits gelegenen Tisch und versuchte erneut, das Justizministerium zu erreichen. Man bemühte sich, ihn abzuwimmeln, aber er blieb hartnäckig und wurde schließlich mit jemandem verbunden, der vorgab, über die notwendige Kompetenz zu verfügen.
    Mr.   Moi hörte sich Lüders Anliegen an und entschied dann: »Wir erteilen keine Auskünfte. Sprechen Sie mit Ihrer Regierung. Oder mit Brüssel. Für Anfragen der Presse stehen wir nicht zur Verfügung.«
    »Könnten Sie mir einen Interviewtermin beim Justizminister verschaffen?«, fragte Lüder kess.
    Für ein paar Sekunden war es still in der Leitung. Dann hörte Lüder ein kehliges Lachen.
    »Ausgeschlossen. Was glauben Sie, wo Sie hier sind? Meinen Sie wirklich, der Herr Minister hat Zeit für Sie, nur um hinterher in Europa einen manipulierten Artikel über unsere Justiz zu lesen? Interviewen Sie Ihren Justizminister in Deutschland und fragen Sie ihn, warum der Prozess nicht dort stattfinden konnte.«
    Mr.   Moi verabschiedete sich ziemlich unfreundlich von Lüder. Nun musste er auf den Anwalt hoffen. Das war Lüders einziger Anhaltspunkt.
    Er wartete noch eine Stunde und kehrte dann zur Anwaltskanzlei zurück.
    Der Wächter erkannte ihn wieder und versuchte das Spielchen mit der »Anmeldegebühr« ein zweites Mal. Lüder zog sein Handy aus der Tasche und erklärte: »Ich werde Dr.   Mbago anrufen und ihn bitten, ins Foyer herabzukommen, da mir der Zutritt zu seinem Büro verwehrt wird.«
    Blitzartig beeilte sich der Mann zu versichern, es sei ein Irrtum, und natürlich würde der Rechtsanwalt ihn erwarten. Der Wächter schlug sich mit der Faust leicht gegen die Schläfe.
    »Sie glauben gar nicht, Sir, welchen Stress ich hier zu bewältigen habe. Da kann einem schon einmal ein Irrtum unterlaufen.«
    Er geleitete Lüder zum Fahrstuhl, der ihn in die vierzehnte Etage trug. Dort empfing ihn die elegante Schwarze, schenkte ihm erneut ein bezauberndes Lächeln und führte ihn in Dr.   Mbagos Büro.
    Der Anwalt zeigte ein freundliches Gesicht, kam auf Lüder zu, packte seine Hand und mit der Linken Lüders Unterarm. Es wirkte, als würde er einen alten Freund nach vielen Jahren Trennung begrüßen.
    »Ich weiß nicht, wie ich es meinen Mandanten erklären soll«, jammerte Dr.   Mbago. »Ich habe keinen der für heute Nachmittag zugesagten Termine einhalten können, so sehr hat mich Ihr Anliegen beschäftigt. Kenia ist ein wunderbares Land, aber leider fehlt es uns noch an einer größeren Anzahl gut ausgebildeter Menschen. Ich selbst habe in Oxford studiert.«
    Lüder wunderte sich nicht mehr über das ausgezeichnete Englisch des Anwalts.
    »So entfällt auf die wenigen Leute mit einer internationalen Ausbildung unendlich viel Arbeit. Jede Minute ist verplant.« Er schüttelte den Kopf. »Da bleibt kein Privatleben. Ich weiß nicht, wie ich es meinen Mandanten erklären soll.«
    Dann vertrödele nicht die Zeit mit Gejammer, dachte Lüder, lächelte den Anwalt an und sagte: »Könnte meine Zeitung versuchen, Ihren Einsatz zu vergüten?«
    Dr.   Mbago senkte den Kopf und blinzelte Lüder von unten herauf an. »Was sollen Sie von mir denken? Sie würden noch glauben, ich möchte Ihre Situation ausnutzen.« Er war ein hervorragender Schauspieler. Diese Betrübnis hätte bei manch anderem sicher nicht so echt geklungen.
    »Das würde ich nicht vermuten«, sagte Lüder. »Ich möchte damit nur anerkennen, dass Sie alles hinten angestellt haben, um mir behilflich zu sein.«
    Dr.   Mbago zog die Stirn kraus. »Das ist nicht nur mir so ergangen, sondern auch meinen Kollegen, die ich in dieser Sache konsultiert habe.«
    »Über welchen Betrag reden wir?«, fragte Lüder direkt und verletzte damit die Regeln der Höflichkeit.
    Dr.   Mbago hatte in England studiert und war britisch geprägt. Lüder war bewusst, dass ein »Engländer« nie sagen würde: »Das ist falsch.« Er würde stets

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