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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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vierhundertsiebzig Euro. Er schlenderte durch das Stadtzentrum, bewunderte den großen Platz mit dem Kenyatta-Denkmal, bog am runden Turm des Hilton in die Moi Avenue ab und fand sich schließlich auf der Kenyatta Avenue wieder.
    Hier herrschte nicht nur ein buntes und geschäftiges Treiben, triste Betonklötze wechselten mit modernen Häusern ab, dazwischen Gebäude im Kolonialstil. Palmen säumten die Straße und gaben ihr einen exotischen Rahmen. Durch Zufall entdeckte er an einem modernen Glaspalast ein blank poliertes Messingschild, das auf die Kanzlei Dr.   Stephen Mbago verwies. Der Anwalt warb auf Englisch damit, dass er Barrister-at-Law sei, und bekundete damit seine Zulassung beim obersten Gericht.
    Entschlossen betrat Lüder das Gebäude. In der aus Marmor gestalteten Eingangshalle plätscherte ein Springbrunnen. Der streng dreinblickende Wachdienst erwies sich als erstes Hindernis.
    »Haben Sie einen Termin bei Dr.   Mbago?«, fragte der Mann in der phantasievollen Uniform. Unübersehbar war der Revolver, den er in einem Holster am Gürtel trug.
    »Ich bin ein neuer Klient«, behauptete Lüder.
    Der Wächter schüttelte den Kopf und bedauerte. Er dürfe nur angemeldete Besucher einlassen. Er zeigte auf ein Stehpult, auf dem ein Computer stand. Nur was dort gespeichert sei, sei für ihn maßgebend.
    Es entspann sich eine Diskussion, die Lüder erst beenden konnte, als er die »Eintragungsgebühr« entrichtete.
    Der Mann sah in seinen Computer, grinste und sagte erfreut: »Sorry, Sir. Ich hatte es übersehen. Ihr Besuch ist doch eingetragen.«
    Er geleitete Lüder zum Fahrstuhl und betätigte den Knopf für die vierzehnte Etage. Der Fahrstuhl surrte sanft in die Höhe. Nachdem sich die Türen des Lifts geöffnet hatten, stand Lüder in einem modern gestalteten Empfangsbereich. Eine bildhübsche Schwarze in einem Kostüm, das ihre Figur betonte, fragte nach seinen Wünschen.
    »Mein Name ist Achim Wolfram«, sagte Lüder. »Ich hätte gern Herrn Dr.   Mbago gesprochen.«
    Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Dr.   Mbago ist ein viel beschäftigter Anwalt«, erklärte sie. »In welcher Angelegenheit?«
    »Das würde ich ihm gern persönlich erläutern.«
    »Dann muss ich Ihnen einen Termin heraussuchen.« Sie gab etwas in den Computer ein, schüttelte den Kopf, versuchte es erneut und sah ihn wieder mit ihrem betörenden Lächeln an.
    »Sie haben Glück. Am 4.   Oktober.«
    Lüder versuchte, keine Miene zu verziehen.
    »Das geht nicht«, erwiderte er. »Da bin ich mit Barack Obama zum Golf verabredet.«
    Ihr war anzusehen, dass sie ihm keinen Glauben schenkte, aber die Antwort zumindest so originell fand, dass sie erneut in den Computer sah.
    »Bevor Sie sich weiter bemühen«, sagte Lüder, »morgen geht es auch nicht. Da spreche ich mit Mwai Kibaki.«
    Sie hielt mitten in der Bewegung inne. »Mit unserem Präsidenten?«
    Lüder nickte ernst. »Deshalb wäre es wichtig, noch heute mit Dr.   Mbago zu sprechen.«
    Sie bat Lüder, Platz zu nehmen, führte ein Telefongespräch auf Swahili und sagte dann: »Sie müssen sich noch eine halbe Stunde gedulden. Dr.   Mbago ist gerade in einem Gespräch.«
    Es vergingen vierzig Minuten, bis ihn ein Boy abholte und in ein großzügiges Büro führte, dessen bis zum Boden reichende Fensterfront, die sich über die ganze Seite erstreckte, einen phantastischen Blick über die Stadt freigab. Der Raum war modern eingerichtet. Glas und Chrom waren geschmackvoll miteinander kombiniert. An den Wänden hingen kostbare Drucke.
    Der Anwalt saß hinter einem wuchtigen Schreibtisch, sah Lüder an, stand auf und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. Er war einen Kopf kleiner als Lüder, hatte eine kräftige Figur und einen kugelrunden Kopf. Aus dem schwarzen Gesicht stachen das Weiß der Augen und die ebenso weißen Zähne hervor. Das Gesicht wurde von einer Goldrandbrille geschmückt. Dr.   Mbago trug einen eleganten dunkelblauen Anzug, ein zartrosa Hemd und eine perfekt dazu passende Krawatte.
    »Obwohl ich keine freie Minute habe, interessiert mich der Besucher, der mit unserem Präsidenten verabredet ist«, sagte er und lachte herzlich. Er musste nicht erklären, dass er kein Wort glaubte.
    Lüder erwiderte den kräftigen Händedruck und nahm in einem der weichen Büffelledersessel Platz. Dr.   Mbago setzte sich ihm gegenüber, schlug die Beine übereinander und zupfte sorgfältig die Bügelfalte zurecht.
    Der Anwalt sprach ein exzellentes Englisch, das

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