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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Somalier? Oder mischen auch Einheimische mit?«, fragte Lüder.
    »Wo das Geld lockt, kennen die Nationalitäten keine Grenzen. Sie werden erstaunt sein, aber für Geld verrät der Teufel seine Großmutter, Amerikaner ihr Land und andere aus der ganzen Welt jede Moral.«
    »Geht es ein wenig konkreter?«
    Erneut lächelte Dr.   Mbago. »Namen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Wer kennt die schon. Niemand bezahlt die exklusive Strandparty in Mombasa, die Villa am Meer oder die Rechnung des Juweliers mit den Worten: ›Dieses Geld stammt von einem Reeder.‹«
    Lüder entsann sich Dr.   Mbagos britischer Erziehung. »Sie halten es für möglich, dass sich auch Leute aus dem Bereich der Piraterie unter den vielen ehrenwerten Gästen Mombasas befinden?«
    »Auszuschließen ist es nicht. Man sagt, dort werden Partys gefeiert, die jede Teilnahme zu einem Erlebnis werden lassen. Was früher die Reichen nach Saint-Tropez führte, lockt sie heute nach Mombasa.«
    Lüder hielt die Aussage für stark übertrieben, widersprach aber nicht. Immerhin hatte er erfahren, dass die Spur der Hintermänner zumindest zum Teil nach Kenia führte.
    »Sie meinen, ein Ausflug nach Mombasa würde sich lohnen? Gibt es dort jemanden, den Sie empfehlen könnten, der mir ein wenig über die ›Kultur‹ an der Küste berichten würde?«
    »Namen kann ich Ihnen nicht nennen. Ein gewiefter Journalist findet das allein heraus.« Dr.   Mbago fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wenn Sie eine gepflegte Atmosphäre zu schätzen wissen, würde ich einen Sundowner im ›Devil’s Beach‹ trinken.«
    »Ist der Name Programm?«
    Der Anwalt antwortete mit einem Lächeln. »Viele wollen in den Himmel, nur wenigen gelingt der Zutritt zum ›Devil’s‹.«
    »Wer gibt dort als Gastgeber die besten Partys?«
    Noch immer zeigte sich das Lächeln auf Dr.   Mbagos Gesicht. »Finden Sie es heraus. Übrigens gibt es einen besonders feinsandigen Strandabschnitt, der Teil des mehrere Kilometer langen Bamburi Beach Resorts ist.« Er legte eine kleine Kunstpause ein. »Dieser Teil des Strandes heißt Piratenstrand.«
    Jetzt lächelte auch Lüder. »Sagt Ihnen die ›Holstenexpress‹ etwas?«
    Zu Lüders Überraschung leugnete der Anwalt es nicht. »Ich informiere mich über die BBC -Weltnachrichten«, erklärte er.
    »Wenn ich dem Kielwasser der ›Holstenexpress‹ vom Golf von Aden folge, lande ich dann am Piratenstrand in Mombasa?«
    »Vielleicht sind manche Schiffe virtuell in Mombasa gestrandet«, erwiderte Dr.   Mbago ausweichend. Er legte den Zeigefinger an die Nasenspitze. »Wenn ich die BBC richtig verstanden habe, dümpelt das Schiff irgendwo weiter nördlich vor der Küste Somalias.«
    »Auch virtuell?«
    Der Anwalt nickte ernst. »Auch virtuell.«
    »Sie sind der Überzeugung, die Party, die auf den Erfolg mit der ›Holstenexpress‹ gefeiert wird, findet an einem somalischen Strand statt?«
    »Davon gehe ich aus, dass auf kenianischem Boden mit keinem Cocktail auf die ›Holstenexpress‹ angestoßen wird.«
    Dr.   Mbago verstand, sein Wissen auf gekonnte Weise in bare Münze umzuwandeln, und seine Auskünfte schienen fundiert zu sein. Eine Garantieerklärung für den Wahrheitsgehalt war damit sicher nicht verbunden. Lüder hatte auch Verständnis dafür, dass der Anwalt seine Informationen mit einer gewissen Zurückhaltung erteilte.
    »Dann gibt es keine Verbindung zu den Entführern?«
    Dr.   Mbago zog die Mundwinkel in die Höhe. »Somalia! Das ist ein schwieriges Terrain.«
    »Könnte es sein, dass in diesem Fall die Verantwortung allein bei Somaliern liegt?«
    »Ja und nein.«
    Als Lüder den Anwalt fragend ansah, fuhr der fort: »Man mag es den Somaliern nicht zutrauen, dass sie solche Aktionen ohne Unterstützung ausführen. Sicher. Die Männer, die die Entführung vornehmen, machen das ohne Detailplanung. Sie wissen in der Regel nicht, welches Schiff ein lohnendes Objekt sein könnte. Wenn sie auf Gutdünken ein Schiff überfallen, könnten sie Pech haben und einen Seelenverkäufer angreifen, für den es kein Lösegeld gibt. Was sollen sie dann mit Schiff und Besatzung machen? In die Luft sprengen und die Besatzung ermorden? Oder sie freilassen? Würde das geschehen, nähme niemand mehr die Piraten ernst. Und wie sollen die Männer, ungebildete und absolut nicht weltgewandte Fischer oder Nomaden, den Kontakt zur Reederei herstellen? Viele von ihnen können nicht lesen oder schreiben und schon gar kein Englisch. Sie wüssten nicht, wie und wo

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