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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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nach Mogadischu waren merkwürdig, aber Lüders einzige Spur. Er war kein Draufgänger, der sich unüberlegt in Abenteuer stürzte und dabei jede Vorsicht missen ließ. Andererseits hatte man ihn in Berlin und Kiel in die Pflicht genommen und ihn in eine Situation gebracht, die er befriedigend lösen wollte. Es war ein schmaler Pfad, der vor ihm lag.
    Lüder stand auf. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Dinge besorgen könnten«, sagte er. »Wo kann ich ungestört nach Deutschland telefonieren?«
    Herzog führte ihn in ein unbenutztes Büro und erklärte ihm, wie er einen deutschen Anschluss erreichte.
    Nachdem er eine endlos lange Zahlenreihe eingetippt hatte, dauerte es eine Ewigkeit, bis sich eine verschlafen klingende Stimme meldete.
    »Große Jäger. Polizei Husum.«
    »Moin. Lüder hier.«
    »Herr Dr.   Lüders. Welche Überraschung. Was macht das Wetter in Kiel?«
    »Heiter, nein, sonnig. Angenehme Temperaturen.«
    »Wie bei uns. Nur dass der leichte Sommerwind hier nach Salz schmeckt.«
    »Hier schmeckt er nach Steppe und Tropensonne.«
    »Nun geben Sie nicht so an.«
    Der Husumer Oberkommissar konnte oder wollte sich nicht daran gewöhnen, dass Lüder ihm in der Vergangenheit mehrfach das Du angeboten hatte. So sahen unbeteiligte Dritte stets irritiert auf, wenn einer der beiden den anderen duzte, selbst aber mit »Sie« angesprochen wurde.
    »Ich bin in Afrika«, sagte Lüder und wurde sogleich von Große Jäger unterbrochen.
    »Das kann ich mir gut vorstellen. In Kiel, ach was, an der ganzen Ostküste, da laufen doch nur Buschmänner herum.«
    Lüder klärte Große Jäger auf, dass er und warum er tatsächlich in Nairobi war.
    »Um Himmels willen. Und das ohne meinen Schutz?«
    Lüder schmunzelte, obwohl er sich bei seiner bevorstehenden Mission in Große Jägers Gegenwart sicher wohler gefühlt hätte.
    »Solche Worte habe ich immer von Hadschi Halef Omar gehört«, sagte Lüder. »Der wollte stets seinen Sidi beschützen.«
    »Mit Hadschi habe ich nur eines gemeinsam: Wir haben beide viele und komplizierte Namen.«
    Lüder berichtete, dass er am nächsten Tag nach Mogadischu fliegen wolle. Er hatte es nicht anders erwartet, Große Jäger fiel verbal über ihn her und versuchte, ihn mit markigen Worten davon abzubringen.
    »Das ist eine unumstößliche Tatsache«, erklärte Lüder. »Dort treffe ich einen undurchsichtigen Schweizer. Ich habe die Bitte, ob du etwas über ihn in Erfahrung bringen könntest. Sein Name ist Urs Hürlimann.«
    Große Jäger versprach es. »Und …«, sagte der Oberkommissar zum Abschluss, »wie immer: alles höchst vertraulich und zu niemandem ein Wort.«
    Lüder wusste, dass er sich auf Große Jäger verlassen konnte. Der Oberkommissar würde lediglich Christoph Johannes einweihen. Und für den galt das Gleiche wie für Große Jäger.
    Lüder verließ das Hotel, schlenderte durch die lebhafte City und suchte ein Reisebüro auf. Eine blonde junge Frau, deren Englisch auf eine skandinavische Herkunft schließen ließ, sah ihn erstaunt an, als er seine Wünsche vortrug.
    »Mogadischu?«, wiederholte sie sein Reiseziel und musterte ihn ungläubig.
    Lüder nickte. »Mit der nächsten Möglichkeit. Komme ich am selben Tag wieder zurück?«
    Mit einem Achselzucken suchte sie in ihrem Computer eine Verbindung heraus, sah ihn zwischendurch immer wieder mit einem skeptischen Blick an, murmelte leise: »Das geht nicht«, und Lüder glaubte, Norwegisch herausgehört zu haben. Dann wandte sie sich ihm zu.
    »Hin können Sie morgen fliegen.«
    »Da ist noch etwas frei?«
    Ihr Lächeln verriet, dass sie von seiner Naivität überzeugt war. »Mogadischu. Da sind immer Plätze frei.«
    »Schön. Dann klappt es auch mit dem Rückflug am selben Tag?«
    »Leider nicht. Das geht frühestens mit der nächsten Maschine.«
    »Wann wäre das?«
    »Am Freitag. Wenn Sie zurück nach Nairobi wollen.«
    »Nicht früher?«
    »Mogadischu ist keine begehrte Destination.«
    Lüder entschloss sich, den Flug zu buchen, und zahlte die vierhundert US -Dollar. Während die Angestellte auf die Bestätigung durch die Kreditkartengesellschaft wartete, sagte sie: »Das ist ein sehr exotisches Reiseziel.«
    »Ich bin Journalist«, erklärte Lüder.
    »Aus Deutschland.« Es war eine Feststellung.
    Als Lüder nickte, fuhr sie fort. »Woher sonst kommen solch verrückte Reisenden. Wenn mir hier jemand gegenübersitzt, der eine Safari mitten in den Busch sucht, sind es garantiert Deutsche.«
    Sie plauderten eine

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