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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Abenteuertrip, einen Nervenkitzel. Das ist hochbrisant. Und mehr als gefährlich. Ich bringe hier keine hohlen Warnungen vor. Wie wichtig Ihre Aufgabe auch immer sein mag, Sie sollten von einer Reise nach Mogadischu Abstand nehmen. Ich schätze Sie nicht als Hasardeur ein.«
    Lüder betrachtete sein Gegenüber lange. Herzog meinte es ehrlich. Trotzdem war Lüder entschlossen, diesem einzigen konkreten Hinweis nachzugehen.
    »Wie streng sind die Sicherheitskontrollen am Flughafen?«, fragte er.
    Herzog runzelte die Stirn. »Die Sicherheitskontrollen auf den beiden internationalen Flughäfen Kenias in Nairobi und Mombasa sind weit von europäischen Standards entfernt. An der Effizienz muss erheblich gezweifelt werden. Noch schlimmer ist es am regionalen Flughafen Nairobi Wilson. Von dort starten nicht nur zahlreiche ›Flying Safaris‹, sondern auch sämtliche Flüge nach Somalia. Ich würde die Kontrollen nicht als mangelhaft, sondern als nicht existent bezeichnen.«
    »Gut«, zeigte sich Lüder zufrieden. »Das kommt mir entgegen. Können Sie mir bis heute Abend Munition für meine Pistole besorgen? Ich brauche«, er überlegte kurz, »vierzig Schuss vom Kaliber neun Millimeter. Neun mal neunzehn.«
    »Bitte?« Herzog sah ihn ungläubig an.
    »Und ein Satellitentelefon, da ich annehme, dass es in Mogadischu nicht möglich ist, über ein normales Netz zu telefonieren.«
    »Wir sind keine Außenstelle des Geheimdienstes«, sagte Herzog, und es schwang ein leichter Vorwurf mit.
    »Außergewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.«
    Der engagierte Botschaftsmitarbeiter schien zu resignieren. »Wir erfüllen hier eine Aufgabe, die ohnehin nicht einfach ist. Dazu gehört auch, dass wir vor Risiken warnen, besonders vor solchen, die unübersehbar sind. Ich weiß«, dabei wedelte er mit der Hand in der Luft, »auch am Alexanderplatz, auf dem Stachus oder der Mönckebergstraße kann es gefährlich sein. Aber trotzdem …« Herzog hielt mitten im Satz inne. »Ich werde mein Möglichstes versuchen.« Dann lächelte er. »Sie haben keine Vorstellung davon, wie oft wir improvisieren müssen, aber das macht den Reiz meiner Tätigkeit aus, dass man sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss.«
    Das ist bei mir nicht anders, dachte Lüder. Laut sagte er: »Können Sie sich vorstellen, dass Dr.   Mbago Kontakt zu Hürlimann pflegt?«
    Herzog zog die Augenbrauen hoch. »Das ist schwer zu sagen. Dr.   Mbago mischt in vielen Bereichen mit und hat an vielen Stellen seine Finger im Spiel. Er ist einflussreich und nutzt das auch aus. Meistens zu seinen Gunsten. Ich kann Ihnen die Frage nicht beantworten.«
    »Könnte es sein, dass der Anwalt an den erpressten Lösegeldern partizipiert?«
    »Auszuschließen ist nichts. Ich habe mich mit dieser Frage noch nicht beschäftigt. Sie werden darauf auch nur schwer eine Antwort erhalten. Wenn Sie in einem Land wie Kenia so agieren wie Dr.   Mbago, benötigen Sie dafür Rückendeckung.«
    »Und die hat er?«
    »Davon können Sie ausgehen.«
    »Heißt das, an Dr.   Mbagos Futtertrog hängen noch andere?«
    »So funktioniert das System.« Herzog hielt einen Moment inne. »Alles, was wir jetzt besprechen, ist rein hypothetisch und nicht etwa die Meinung der Botschaft. Ich möchte das ausdrücklich betonen.«
    »Das habe ich verstanden, ich versichere es Ihnen«, sagte Lüder. »Kennen Sie John Kiambi vom ›Kenia Mirror‹?«
    »Ein sehr engagierter und couragierter junger Mann, der ebenso wie seine Redaktionskollegen für eine relative Pressefreiheit eintritt. Vielleicht geht der ›Mirror‹ in seinem Bestreben, die Dinge beim Namen zu nennen, manchmal ein wenig zu weit. Es gibt Menschen, die meinen, man muss überziehen, um gehört zu werden.«
    »Es ist nicht alles glaubwürdig, was dort geschrieben wird?«, fragte Lüder.
    Herzog zeigte sich skeptisch. »Wo wollen Sie die Grenze ziehen? Es ist gefährlich, wenn Sie als kritischer Journalist die Missstände direkt benennen, den Einflussreichen und Mächtigen zu nahe kommen. So frei wie in Europa ist die Presse hier sicher nicht, andererseits aber auch nicht zentral gelenkt. So bleiben Nischen, die Leute wie Kiambi ausfüllen.«
    »Ist er glaubwürdig? Vertrauenswürdig?«
    »Das ist eine Ermessensfrage, die von Fall zu Fall entschieden werden muss«, antwortete Herzog ausweichend.
    Das half Lüder nicht weiter. Er wusste nicht, was er von Kiambi und Dr.   Mbago halten sollte. Die Umstände der Kontaktvermittlung

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