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Fahrtenbuch - Roman Eines Autos

Fahrtenbuch - Roman Eines Autos

Titel: Fahrtenbuch - Roman Eines Autos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Maak
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Gespräch mehr oder weniger erloschen. Er begann, Details aus seiner Jugend zu erzählen: Sein erster Skikurs. Sein Hund, ein ganz süßer Cockerspaniel! Seine Führerscheinprüfung, »also, da ist was passiert –«.
    Janna Bissheimer starrte ihn an. Entweder interessierte sie sich nicht die Bohne für diese Dinge, oder sie war müde, oder sie wollte in Ruhe ihren Giant Shrimp essen, jedenfalls nahm sie keines der Gesprächsangebote, die er wie ein eilfertiger Kellner servierte, auf. Stattdessen trank sie zügig den Wein und zog ihre Lippen mit einem dunkelbraunen Lippenstift nach.
    »Und wo kommen Sie ursprünglich her, Janna?«
    »Aus Mannheim.«
    »Aha! Da war« – Mannheim! Was wusste er von Mannheim? Herrje! – »ich noch nicht. Muss ganz schön sein, wie?«
    »Der totale Horror.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Wirklich der Horror dort. Ich bin so froh, dass ich weg bin da.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Gegen halb zwölf vibrierte es in seiner Hose, eine SMS seiner Frau: »Stör ich?« Zehn Minuten später die zweite SMS: »Darf ich daran erinnern, dass du eine Familie hast?« Dann: »Nimm dir irgendwo ein Zimmer, ich schließ hier jetzt ab und geh schlafen.«
    Jetzt war er aus dem Konzept gebracht; er spürte, wie sich ein Schweißfleck unter seinem rechten Arm bildete. Der Kellner trug eine Mousse au Chocolat auf. Als sie mit dem Löffel hineinfahren wollte, hob er feierlich sein Glas über den Teller.
    »Ich bin Jochen.«
    Der Löffel hielt auf seinem Weg in den bereits offenstehenden Mund inne.
    »Wie bitte?«
    »Ich bin Jochen«, wiederholte er mit einem gewinnenden Lächeln und hob das Glas ein paar Zentimeter höher.
    »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Ich wollte Ihnen das Du anbieten«, krächzte Berger. Aus seiner Stimme war jegliches Timbre entwichen.
    Sie nickte freundlich. Sie sieht unglaublich gesund aus, dachte er, ihre reine Haut, ihre weißen Zähne, diese butterweichen, flauschig verpackten Arme.
    Jetzt duzten sie sich, und beim Espresso erzählte Janna Bissheimer doch noch etwas. Ihr Vater war Leiter eines Supermarktes. Sie hatte Jura in Heidelberg studiert, ihr Bruder machte irgendwas im Marketing bei BMW, sie hatte drei längere Beziehungen gehabt, ihre große Liebe war allerdings gescheitert, und zwar aus einem seltsamen Grund.
    »Es war eigenartig«, sagte Janna, die jetzt schon ordentlich betrunken war.»Wir waren das perfekte Paar. Wir passten gut zusammen, wir hatten die gleichen Interessen; ich war verliebt in ihn, wir schliefen miteinander, aber jedes Mal, wenn wir das taten, bekam ich einen Ausschlag. Es juckte mich überall. So was hatte ich noch nie. Er ließ das Parfüm weg, das er benutzte. Er ließ sich epilieren.« Je näher sie einander kamen, desto stärker wurde das Jucken. Wenn sie neben ihm aufwachte, war sie glücklich, aber ihre Augen brannten, ihre Haut war gerötet und fleckig und juckte furchtbar. Wenn sie ein paar Stunden allein zum Einkaufen ging, wurde es wieder besser, aber jedes Mal, wenn er sie in den Arm nahm, kam das Jucken wieder, und mit jedem Mal wurde es schlimmer. Schließlich, als sie ihn in einem Restaurant küsste, bekam sie plötzlich keine Luft mehr.
    »Wir waren das perfekte Paar«, sagte Janna noch einmal und schüttelte den Kopf, »aber unsere Körper waren dagegen. Die Ärzte waren ratlos. Nach einem Jahr haben wir uns getrennt, und ich habe ihn nie wiedergesehen.«
     
    Jannas seltsame Geschichte, die wie durch einen Nebel aus Alkohol, Müdigkeit und diffusen Wünschen zu ihm drang, wurde von einem harmonischen Dreiklang unterbrochen. Simone schickte eine weitere SMS, in der »Viel Spaß, du Arshloch« stand.
    Ihm war übel. Er spürte einen Aufruhr in sich, der überhaupt nicht zu der gediegenen, fast bedrückenden Stille des Restaurants passte, in dem man nur gemurmelte Wortfetzen und das Klappern der Bestecke hörte. Es war klar, dass er, wenn er nicht das Ende seiner Beziehung provozieren wollte, dringend nach Hause musste. Außerdem machte sich das Lauchbett in seinem Magen bemerkbar; auch der Zander war, befeuert von zwei doppelten Espressi, wieder zum Leben erwacht. Eine unheilvolle Wolke aus Methan, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und anderen Gär- und Faulgasen wälzte sich mit der Energie einer Lawine durch seinen Verdauungstrakt, nahm engste Kurven, beschleunigte und drängte nach außen.
    »Wenn du los willst, kein Problem«, sagte Janna mit einem missbilligenden Blick auf sein Mobiltelefon, das eine neuerliche

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