Faith (German Edition)
fragen wo Faith ist.“
Roberts Ton ließ keinen Widerspruch zu. Jamal ging und Robert kehrte um.
Als er den Raum betrat, den er vor Kurzem verlassen hatte, fand er Annabelle schlafend vor.
Er blickte sich um und nahm erst jetzt wahr, wie elegant dieser Raum war.
Auch er, wie vor Stunden seine Tochter, fühlte sich angezogen von zwei Jadefiguren, von denen eine ein Medaillon um den Hals trug. Es war hübsch und sehr klein. Aber es ließ sich nicht öffnen.
Richard kommt zu sich
Die zum Leben erwachten steinernen Körper, die mit angelegten Flügeln pfeilschnell auf den Grund tauchten, nahm Richard nicht mehr wahr. Auch nicht den Kampf, der im aufgewühlten Wasser tobte, als die frosch- und vogelköpfigen Wesen versuchten, ihn den durchsichtigen Schlangen zu entreißen.
Als er erwachte, glaubte er zu träumen.
Er sah die tropfenden Gargoyles mit trägen Flügelschlägen zu ihren Plätzen zurückfliegen und dort erstarren.
Der Stein, auf dem er bäuchlings lag, war nass und kalt. Um ihn herum hockten schwarzhaarige Hexen, die gespannt auf ihn hinunterblickten und offenbar darauf warteten, dass er wieder zu sich kam.
„Das war knapp, mein Lieber.“
Richard hob den Kopf. Hexen!!!
Erleichtert bemerkte er gleich darauf, dass er dem Ausgang näher gekommen war.
Noch einmal würde er sich nicht in dieses von Schlangen bevölkerte Wasser trauen.
„Wer bist du?“
„Ich bin Elsabe. Und das sind meine Schwestern.“ Sie wies auf die anderen Hexen.
Richard hatte Mühe mit dem Sprechen, sein Brustkorb fühlte sich verkrampft und eng an.
„Du warst lange unter Wasser, versuch, dich zu entspannen. Nicht reden, einfach nur atmen. Wenn die Gargoyles dich da nicht rausgezogen hätten, wärst du sicher ertrunken.“
„Was macht ihr hier?“
Richard hustete und spuckte.
„Wir begleiten ein Mädchen, das sich in den Kopf gesetzt hat, Leathan aufzusuchen.“
„Leathan?“ Richard fuhr hoch. „Was will sie denn da? Wie sieht sie aus? Wer ist sie?“ Die Hexen lachten, Elsabe feixte: „Antwort auf die erste Frage: Ich werde dir nicht sagen, was sie dort will, aber sicher ist, dass du sie nicht von ihrem Entschluss, dorthin zu gehen, abhalten kannst. Antwort auf Frage Nummer zwei: Sie sieht bezaubernd aus mit ihrem herrlichen roten Haar. Und sie heißt Faith.“
Richard stöhnte. „Ich will nicht, dass mein Vater sie in seine Gewalt bekommt.“
„Dann unternimm etwas. Du wirst sie nicht hindern können, ihrer Bestimmung zu folgen, aber du kannst ihr vielleicht helfen, ihr Schicksal zu erfüllen. Vielleicht ist ihr Schicksal ja auch Teil deines eigenen Geschickes.“
Forschend betrachteten die Hexen Richard. In ihren Augen las er Anteilnahme, aber auch die Aufforderung, sich diesem Geschick zu beugen.
Flehend sah er sie an. „Ich kann nicht zu meinem Vater zurück.“
„Dann wird sie allein gehen müssen.“
Elsabe sagte es ganz ohne Vorwurf.
Sie und ihre Schwestern standen auf und wandten sich dem Ausgang zu.
„Wo finde ich sie?“
Elsabe schwang sich in die Lüfte. „Sie wird dich finden, wenn du die Höhle verlässt. Den Weg zu deinem Vater, Richard, kennst du ja.“
Die Hexen kannten ihn, sie kannten sogar seinen Namen. Dennoch waren sie freundlich gewesen. Richard wusste, dass sein Vater alle Hexen hasste. Einige von ihnen hatte er in Magalies Fürstentum gesehen, er kannte auch die Grotten, aber er wusste ihre Namen nicht. Hatte nie mit ihnen gesprochen. Richard hatte – ganz unbewusst – Leathans Abneigung den Hexen gegenüber übernommen und sich von ihnen ferngehalten.
Leathan mochte sie nicht, weil sie auf Magalies Seite standen. Und er konnte sie nicht kontrollieren.
Sie waren nicht süchtig nach den süß duftenden Feensternen, und, was schlimmer war, er konnte ihnen nicht in den Himmel folgen.
Dort oben hatte er keine Macht, konnte nicht einmal so hoch fliegen wie sie und das machte ihn gefährlich wütend.
Vielleicht gab es noch andere Gründe für Leathans Abneigung.
„Ich muss hier raus“, dachte Richard und erhob sich. Er ging zum Höhlenausgang, an dessen Ende die Sonne lockte. Bevor er hinaustrat, warf er einen Blick zurück.
„Danke.“ Die Gargoyles jedoch verharrten reglos auf ihren Sockeln.
Um trocken und warm zu werden, verfiel Richard in einen leichten Trab und hielt sich dabei immer auf der Sonnenseite des staubtrockenen Weges.
Vor sich sah er den Wald, den er noch vor der Dunkelheit erreichen wollte.
Richard hatte Angst. Er wusste, wie jähzornig sein
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