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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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Vater werden konnte, wenn er seine Erwartungen nicht erfüllte.
    Aber seine Sorge um Faith überwog.
    Er musste ihr helfen. Aber erst mal musste er sie finden. Dann würden sie weitersehen.
    Suchte sie etwa noch immer Robert?
    Was trieb sie in Leathans Arme, sie wusste doch wie gefährlich er für sie war? Aber genau wie er selbst seine Ängste überwand, um einem geliebten Menschen nahe zu sein und ihn zu beschützen, würde auch sie ihre Angst bezwingen und versuchen, ihrem Vater beizustehen.
    Das dumpfe Trommeln von Pferdehufen hinter ihm riss ihn aus seinen Gedanken.
    Panik überkam ihn. Hatte sein Vater ihn schon aufgespürt?
    Mit einem Sprung seitwärts in die Büsche versuchte er, Ross und Reiter zu entkommen.
    Er sprang viel zu kurz, strauchelte und stürzte.
    Über ihm stieg ein schneeweißes Pferd mit hoch erhobenen, auskeilenden Vorderhufen.
    Richard rollte sich, Sekundenbruchteile, bevor die Hufe wieder auf dem Boden aufschlugen, zur Seite.
    Er öffnete vorsichtig ein Auge und sah ein blasses ängstliches Gesicht auf sich herunterblicken. „Richard?“
    So benommen er auch war, er griff in die rote Lockenmähne und zog Faith fest an sich.
    Leises Schnauben ließ Faith zu sich kommen. Mit samtigen Nüstern blies die kleine Stute Faith ihren warmen Atem in den Nacken. Ungeduldig wirbelte sie mit den Hufen Straßenstaub auf.
    Richard ließ Faith erst los, als sie in haltloses Gekicher ausbrach.
    „Was ist so komisch?“
    „Hier ist jemand sehr eifersüchtig.“
    Faith lachte immer noch und rieb sich den Nacken.
    Endlich erhoben sie sich und klopften den Staub von ihren Kleidern.
    „Du siehst aus wie ein paniertes Schnitzel“, Faith grinste und versuchte, Richard zu helfen.
    Seine noch feuchten Kleider hielten Staub und kleine Steinchen fest. Faith klopfte an ihm herum, bis er sie wieder in seine Arme zog und sie sanft und lange küsste.
    Sie hatte das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein, etwas Verlorenes wiedergefunden zu haben.
    „Warum willst du zu Leathan?“
    Richard kam zu sich und damit kam auch die Angst um das Mädchen in seinen Armen zurück. Er ließ Faith nicht los und sah ihr in die Augen.
    „Komm, lass uns gehen.“ Sie griff nach den Zügeln der Stute und zog Richard mit sich.
    Faith redete wie ein Wasserfall. Sie erzählte von Lisa, von Annabelles Befehl, Richards Vater zu bestehlen, von dem Betrug, an dem sie sich beteiligen sollte.
    „Ich bin eine Geisel, die sich selbst ausliefert. Wenn ich gefunden habe, was Annabelle haben will, soll ich zu ihr zurückkehren. Bis dahin hat Leathan, wenn er sich an die Abmachung hält, ihr schon die Artisanen mit den Feenkaminen überlassen und den stinkenden Fluss gereinigt. Das sind ihre Bedingungen für meine Übergabe. Ich habe keine Wahl, ich kann Lisa nicht bei Annabelle lassen.“
    Ihre Stimme wurde ganz rau von unterdrückten Tränen.
    „Und ich weiß nicht mal, um was es sich handelt. Wie soll ich es dann finden?“
    „Sie hat es dir nicht gesagt?“
    Richard sah sie ungläubig von der Seite an.
    „Sie weiß ja selber nicht, wie es aussieht oder was es ist.“
    Faith blieb stehen.
    „Richard, was ist der stinkende Fluss?“
    Langsam ging Faith weiter und Richard folgte ihr. Über ihnen flogen noch immer die Hexen über den blauen Himmel.
    Faith sah die zarten Nebelwolken und fühlte sich seltsam geborgen.
    Richard neben sich und die Hexen da oben gaben ihr Sicherheit und eine Zuversicht, die sie lange nicht mehr gespürt hatte.
    „Der stinkende Fluss macht das Tal der Feenkamine zum trostlosesten Ort meiner Welt. Mit dieser Kloake wässert Leathan die Felder, auf denen die Feensterne gedeihen.“
    „Feensterne, was für ein hübsches Wort.“
    „Ja, das ist ein hübsches Wort für dieses Kreuz, das Tod und Verderben bringt. Feensterne duften süß und blühen in bezaubernden zartvioletten Tönen. Und sie machen süchtig. Allein ihr Duft verführt, verzaubert.“
    Faith sah Richard entsetzt an. „Bist du auch …?“
    „Nein, ich bin nicht süchtig. Aber ich weiß, wie schrecklich das ist und wie mein Vater mit Hilfe dieser Abhängigkeit Macht ausübt über die Wesen im dunklen Teil der Anderswelt.“
    „Hast du immer in diesem Teil der Anderswelt gelebt?“ „Wenn es nach Leathan gegangen wäre, hätte ich nur die Dunkelwelt gesehen, aber …“ Richard unterbrach sich und sah sich um. „Wir sollten uns beeilen, wenn wir den Saum des Waldes noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wollen. Die Sonne wird bald

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