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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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dass er fast stürzte. Faith kam hinter ihm zum Stehen. Sie tat automatisch das, was Richard tat.
    Sie sprang ab, riss Satteltasche, Bogen und Köcher an sich und rannte geduckt hinter ihm her. Ohne ihre Reiter rasten die Pferde los. Instinktiv flohen sie in panischer Angst, gejagt vom unheimlichen Geheul der Riesenlemuren .
    Atemlos, hinter einem Felsen verborgen, verfolgten Richard und Faith das Geschehen. Im grellen Licht der Blitze sahen sie die Pferde in ihrer kopflosen Angst über den Abhang in die Tiefe springen.
    Einige der Lemuren sprangen hinterher. Der Rest der Herde brüllte wütend und enttäuscht über den Verlust ihrer Beute.
    Ängstlich beobachtete Faith, wie die Tiere sich suchend umschauten.
    Ihre riesigen Fledermausohren bewegten sich unruhig.
    Mit weit geöffneten Nüstern und aufgerissenen Mäulern, in denen man je zwei große Fangzähne erkennen konnte, schnüffelten sie erregt auf dem Weg hin und her.
    Glubschaugen.
    Manche der Tiere gingen hochaufgerichtet mit gerecktem Hals, als ob sie Ausschau nach weiteren Opfern hielten.
    Richard hielt Faith fest in seinen Armen und gab keinen Laut von sich. Faith traute sich kaum zu atmen.
    Endlich ließ Richard sie los.
    Ihre Verfolger hatten sich schnatternd und knurrend in das Gehölz zurückgezogen.
    Der sturzbachartige Regen hatte sich gelegt, die Blitze wurden seltener und der Donner grollte nur noch weit entfernt.
    „Wir müssen da hinunter.“ Richard wies auf den steilen Abhang, über den ihre Pferde in den Tod gesprungen waren.
    „Niemals!“ Faith schüttelte ihren Kopf so heftig, dass ein Schauer von Regentropfen aus ihrem nassen Haar sprühte.
    „Wenn wir den Weg entlanggehen, werden uns die Lemuren entdecken. Wir können ihnen nur durch den Canyon entkommen.“ Richard strich Faith eine feuchte Strähne aus der Stirn.
    „Außerdem glaube ich nicht, dass wir auf einem anderen Weg Leathans Fürstentum erreichen werden.“
    Faith blickte über den Rand der Schlucht nach unten und erschauerte. Sie saßen hinter einem gewaltigen Felsbrocken, der genau zwischen den Lemuren und dem Abgrund lag.
    Faith hatte Angst und fing wie ein Kind an, zu verhandeln.
    „Lemuren sind Pflanzenfresser“, behauptete sie. „Sie werden uns nichts tun.“
    „Nicht diese, glaub mir.“ Richard sah sie abwartend an.
    Sie wusste, dass Richard recht hatte.
    Er kannte sich besser in seinem Land aus, das so anders war als alles, was sie kannte. Aber sie sehnte sich von ganzem Herzen nach Geborgenheit, nach Magalie und der Fürsorge Elsabes. Faith wollte ihren Vater wiedersehen, ihre Freunde, sie wollte nach Hause.
    Die Vorstellung von dem, was sie dort unten erwartete, wenn sie überhaupt in der Schlucht ankämen, erfüllte sie mit Grausen.
    „Ich weiß, was du fühlst.“ Richard küsste sie sanft.
    Sie schob ihn von sich. „Lass uns aufbrechen.“
    Faith hatte ein schlechtes Gewissen, weil ihr das, was Richard ihr sagte, nicht genügte. Ihre Furcht machte sie ungerecht.
    Richard sah sie erstaunt und verletzt an, erwiderte aber nichts.
    Er sah, wie sie entschlossen ihre Satteltasche schulterte, nach ihrem Bogen und dem Köcher mit den Pfeilen griff.
    „Faith.“
    „Ja?“
    Sie drehte sich fragend zu Richard um. Ihr Blick war kühl und abwartend.
    So hatte sie ihn noch nie angesehen.
    „Warte auf mich.“

Roberts und Jamals Suche
    Die Elfen Annabelles waren nicht zu überhören gewesen. Robert und Jamal wagten nicht zu atmen, als die weiße Armee in der Nacht an ihrem Versteck vorüberdonnerte.
    Offenbar traute sich keiner der blutrünstigen Trolle an Annabelle heran.
    Ihre Elfen schwangen lange Peitschen, deren lederne Schnüre mit spitzen Nägeln versehen waren.
    Robert hörte das Knallen dieser tückischen Waffen, die tiefe Wunden reißen konnten.
    „Wir müssen auf den Morgen warten. Wenn wir jetzt in der Dunkelheit aufbrechen, könnten wir Annabelle in die Hände fallen. Oder den Trollen.“
    Der Zwiesel hatte recht.
    Robert war zwar ungeduldig und konnte es kaum erwarten, Faith endlich wiederzusehen, dennoch sah er ein, dass es zu gefährlich war, sich jetzt in der Dunkelheit auf den Weg zu machen.
    Die Angst um seine Tochter machte ihn fast verrückt. Jeder Aufschub war eine Folter für ihn.
    Der Einzige, der in dieser Nacht tief und fest schlief, war Jamal.
    Robert beneidete den Jungen um seinen gesunden Schlaf. Er selbst horchte auf jedes Geräusch und wechselte sich mit ihrem Führer an der Wache ab.
    Auch die Pferde waren unruhig und bei jedem

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