Faith (German Edition)
groß und voller Sorge um seine Schutzbefohlenen. Er wusste, er allein würde den beiden nicht helfen können. Außerdem, helfen wobei?
Er hatte keine Ahnung, was dieser drohende Himmel bedeutete. Aus Erzählungen der Ältesten wusste er nur, dass dieses Blutrot nichts Gutes bedeutete.
„Beeilt euch, das da oben sieht nicht gut aus.“ Er deutete nach oben und trieb Robert und Jamal zu größerer Eile an.
Robert sah Jamal an, dass er nicht mehr lange durchhalten würde.
„Bitte“, sagte er zu dem Zwiesel, „bring Jamal von hier weg. Ich schaff es auch allein zu den Grotten, wenn du mir den Weg erklärst.“
Der Zwiesel sah ihn zweifelnd an, aber dann, nach einem Blick auf Jamal, dem die Panik anzusehen war, erklärte er sich bereit, Roberts Bitte zu erfüllen.
Er versprach, umgehend zu Robert zurückzukehren, sobald er Jamal bei den Hexen abgeliefert hätte.
Faiths glühender Himmel
Der Abstieg gestaltete sich extrem schwierig. Faith und Richard tasteten sich über unsicheres Geröll und stufenartige Felsvorsprünge nach unten. Die Nacht nach dem Gewitter hatten sie unter einem Felsvorsprung verbracht. Der Schreck saß Faith noch in den Gliedern. Die Bilder der gierigen Lemuren verfolgten sie.
Für Richard allein, der die Fähigkeit besaß, auch im Dunkeln zu sehen, wäre es kein Problem gewesen, weiterzuklettern, aber er wollte Faith nicht in noch größere Gefahr bringen als sie sich ohnehin schon befand.
Unter dem Vorsprung, als es richtig dunkel war, fing Faith an zu reden.
Sie konnte Richard nicht sehen, aber sie spürte ihn neben sich.
Trotz der Sprachlosigkeit, die zuletzt zwischen ihnen geherrscht hatte, hatte Richard den Arm um Faith gelegt. Sie ließ es zu.
„Ich habe solche Angst“, flüsterte sie.
„Ich weiß.“ Richard drückte sie fester an sich.
„Ich hab mich schrecklich benommen, weil ich so traurig war.“
„Vergiss es einfach.“
Während Richard noch lange wach lag, schlief Faith in seinen Armen ein.
Als sie erwachten, glühte der Himmel in einem ungewöhnlichen hitzigen Rot.
Die grauen Felsen hatten die Farbe des Himmels übernommen und wirkten, als seien sie mit Blut übergossen worden. Gebannt starrte Faith auf ihre Umgebung.
„Einmal, Richard, hat eine Reife zu mir von einem glühenden Himmel gesprochen. Sie sagte, dass es war, als ob der Himmel blutete. Damals soll es Verletzte und Tote und eine Festung, die bis auf die Grundmauern verbrannte, gegeben haben. Es muss ein schreckliches Gemetzel gewesen sein. Dein Vater mit seinen schwarzen Reitern war angeblich der Angreifer. Glaubst du an Vorzeichen?“
Richard schien über ihre Frage nachzudenken.
„Alles in unserer Welt hat eine Bedeutung, nur kennen wir sie nicht immer.“
Auf die Beteiligung seines Vaters an diesem Gemetzel ging er nicht ein.
Richard gab sich ruhiger, als er sich in Wahrheit fühlte, auch er sah alarmiert zum Himmel hinauf.
Er wollte Faith nicht noch mehr ängstigen.
„Wir sollten gehen, vielleicht können wie es heute noch über den Fluss schaffen.“
Faith sah skeptisch nach unten. Der Fluss war an manchen Abschnitten reißend. Aber es gab auch andere Stellen, wo es möglich schien, hinüberzugelangen. Dort lagen flache algenüberzogene Felsbrocken, die wie Stege hinüberführten.
An diesen Stellen jedoch staute sich das Wasser und bildete gefährliche Strudel, die das, was dort hineinfiel, unweigerlich hinunterziehen würden.
Faith deutete auf eine solche Stelle, in der ein Slicker, der von einem der glatten Felsen geglitten war, regelrecht nach unten gesaugt wurde.
„Können wir es schaffen, den Fluss zu überqueren?“
Zweifelnd sah sie Richard an.
Richards Zweifel waren mindestens ebenso groß wie ihre. Er hatte jedoch nicht vor, Faith das zu sagen.
Sie mussten sich vollkommen auf den Abstieg konzentrieren, wenn sie nicht stürzen wollten. Unter ihren Schuhen polterten Steine über die Geröllhalden.
Bei jedem Tritt waren sie in Gefahr, umzuknicken und sich die Knöchel zu brechen.
Die Stufen in den Felsen waren hoch und lagen weit auseinander.
Bogen und Köcher über der einen und die Satteltasche über der anderen Schulter behinderten sie zusätzlich.
Aber sie mochten sich nicht von ihren einzigen Waffen trennen.
Sowohl Faith als auch Richard waren ausgezeichnete Bogenschützen, sie würden treffen, wenn es notwendig wäre.
Immer wieder tauchten Slicker auf, die sie zwar noch nicht angegriffen hatten, aber irgendwann den Versuch wagen könnten.
Noch hatten sie
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