Faith (German Edition)
verschwinden. „Wir haben immer noch keinen Plan“, drängte Robert.
„Vielleicht“, meinte Richard, „können wir uns abseilen.“
„Das wäre eine Möglichkeit.“ Florus dachte nach. „Es ist ein weiter Weg bis ans Ende dieses Tales. Aber da Leathan glaubt, dass hier niemand allein herauskommt, könnt ihr ungehindert überall herumlaufen.
Er wird nicht misstrauisch werden, wenn ihr die Gegend erkundet. Eher wird er darüber lachen und euch verspotten, weil er zu wissen glaubt, dass euch die Flucht niemals gelingen kann.
Er sollte allerdings nicht diese Seile sehen“, fügte er hinzu.
Er sah angeekelt hinunter. „Die braune Brühe da unten läuft immer mal wieder ab. Wenn ihr genau zu diesem Zeitpunkt das Ende des Tales erreicht, könntet ihr es schaffen, über das leere Flussbett zu entkommen.“
Traurig und sehnsüchtig sah Florus in die Ferne.
Er wusste, dass ihm mit den Frauen und Kindern diese Möglichkeit verschlossen blieb.
Es war so wunderbar gewesen, in dem hellen Land Magalies zu leben, wo Kinder noch spielen durften. Hier mussten sie das Silber für Annabelle und andere Fürsten putzen, bis ihre kleinen Hände schmerzten.
Die größeren Kinder schürten die Feuer und schleppten schwere Eisenteile oder fegten die Feuerstellen und Fußböden.
Die Artisanen kamen kaum mehr dazu, ihre einzigartigen Kunstwerke herzustellen, die sie so meisterhaft gestalteten.
Die Freude war aus ihrem Leben verschwunden.
Robert sah die Sehnsucht, aber auch die Besorgnis in Florus Blick. Er konnte sich vorstellen, was ihn bewegte. Er hatte die hungrigen Blicke der Kinder gesehen.
Nein, sie litten keinen körperlichen Hunger. Man sah, dass sie gut genährt waren. Es waren ihre kleinen Seelen, die hungerten, die nach Kindheit dürsteten. Das machte Florus Kummer.
„Wenn ich das Lichte Land erreiche“, unterbrach Richard Florus Gedanken, „werde ich wiederkommen und euch holen.“ Richard sah ihm direkt in die Augen. „Ich verspreche es dir.“
Richard erklärte: „Robert muss so schnell wie möglich die Anderswelt verlassen, damit er in seiner Welt weiterleben kann.
Ich aber kann hier wie dort leben und werde versuchen, euch zu helfen.“
„Ich muss“, mischte sich Robert ein, „eure Welt innerhalb von neunzig Tagen verlassen, aber ich kann zurückkehren.“
„Lass uns erst mal den Weg aus diesem Tal finden, dann sehen wir weiter.“
Sie beschlossen so schnell wie möglich aufzubrechen. Drei Stunden Schlaf mussten reichen, dann wollten sie losziehen, um im Schutz der Dunkelheit so weit wie möglich nach Westen zu gelangen. Natürlich würde der Dunkelalb sie auch in der Nacht finden können. Aber sie vertrauten darauf, dass er gar nicht erst auf die Idee kam, dass sie nach diesem Tag schon weiterziehen könnten.
Als Robert endlich auf einer der Schlafbänke lag, war er zum ersten Mal an diesem Tag einigermaßen entspannt. Er und Richard hatten ein delikates Pilzgericht mit verschiedenen Kräutern zu sich genommen. Dazu hatte es frisches Brot gegeben.
Das Wasser, das in einem großen Krug auf dem Tisch stand, war kühl und schmeckte sauber und frisch.
Er hörte Richards gleichmäßigen Atem und beneidete den Jungen, der trotz der Aufregungen des Tages sofort eingeschlafen war.
Drei Stunden später weckte Florus Robert, also war er doch irgendwann eingeschlafen. Richard wickelte sich einen Teil der Seile der Trolle um die Mitte und zog seinen Parka darüber. Robert machte es mit dem Rest genauso. Im Gegensatz zu der Hitze der Tage waren hier die Nächte empfindlich kalt und so waren sie, als sie mitten in der Nacht aufbrachen, dankbar für ihre dicken Winterjacken.
Blaue Boten
Adam sah dem blauen Schmetterling hinterher, als der in die Öffnung des uralten Baumes taumelte. Blaue Falter im Winter?
Auch davon hatten Faith und Patricia gesprochen.
Und was hatte auf dem Zettel gestanden, den Robert in dem rätselhaften Kästchen in Irland gefunden hatte? Adam drehte sich zu Faith um, die immer noch unbeweglich dem Schmetterling hinterher starrte.
„Was stand auf der Nachricht in dem Kästchen, das dein Vater damals in Irland gefunden hat?“
„Hüte dich vor der Anderswelt, wenn du sie dennoch betrittst, suche die blaue Wolke. Agnes.“
Faith ratterte den Inhalt der Warnung ohne nachzudenken herunter.
„Warum tun wir das dann nicht einfach?“
„Was?“
„Dem blauen Schmetterling folgen, die blaue Wolke suchen. Das meinte doch wohl diese Agnes, oder?“
Faith erwachte endlich aus
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