Faith (German Edition)
ihrer Erstarrung und betrachtete Adam wie eine Erscheinung. Dann nahm sie auch Lisa und Jamal wahr.
Alle drei warteten offenbar auf eine Antwort. Aber was sollte sie sagen? Konnte sie ihre Freunde wirklich dieser Gefahr aussetzen? Sie war überzeugt davon, dass ihnen in der Anderswelt Gefahr drohte. Andererseits wusste sie, dass die blauen Schmetterlinge die Boten ihrer Mutter waren. Wo sie auftauchten, war Magalie nicht fern.
Magalie aber würde sie beschützen, hoffte sie. Also warum sollten sie ihren blauen Boten nicht folgen?
„Lasst uns zurückkehren, wir können nicht alle in die Anderswelt gehen. Einer von uns muss im Haus bleiben.“
Müde stapften sie durch den tiefen Schnee zurück zum Haus.
Faith hat recht, dachte Lisa. Wir müssen Kontakt halten zu den Freunden im Internat und zu dieser Welt.
Und was wäre, wenn die Kirchheim sich meldete? Die würde sogar bestimmt von sich hören lassen. Das war mal ganz sicher. So vernarrt wie die in Robert war, könnte sie die Gelegenheit gar nicht auslassen, sich bei ihm zu melden.
Lisa grinste bei dem Gedanken unwillkürlich in sich hinein.
Sie wurde aber sofort wieder ernst, als sie daran dachte, dass Robert ja immer noch nicht wieder aufgetaucht war.
Jamal war der Erste, der etwas sagte, als sie alle um den Küchentisch herum hockten. „Ich werde dich begleiten, Faith. Vielleicht haben wir Glück und der Eingang zu dieser anderen Welt öffnet sich für uns. Dann können wir nach deinem Vater suchen.“
„Es genügt, wenn einer von uns hierbleibt, ich komme auch mit.“ Adams Einwand passte Lisa gar nicht.
„Ich lasse Faith nicht alleine gehen.“
„Sie geht nicht allein, Adam und ich werden bei ihr sein.“
Ungern ließ Lisa sich davon überzeugen, zurückzubleiben.
„Wenn jemand anruft, stellst du dich krank und behauptest, Robert sei gerade mal frische Luft schnappen gegangen. Falls du nach zwei Tagen nichts von uns hörst …, ach was, bis dahin sind wir längst zurück.“
An der alten Eiche deutete nichts auf etwas Ungewöhnliches hin. Sollten sie wirklich durch den dunklen Spalt in den Baum hineingehen?
Adam kam sich ziemlich kindisch vor. Ausgerechnet er. Er war immer überzeugt davon gewesen, dass es nur eine einzige Realität gab. Und nun war er auf der Suche nach Feen und Alben. Vielleicht noch nach Kobolden?
Er ärgerte sich über sich selbst. Er musterte Jamal, der hinter ihm stand. Lächerlich. Mit Pfeil und Bogen ausgestattet, stand er neben Faith und schien darauf zu warten, dass er, Adam, den ersten Schritt tat. Also los. Er machte einen großen Schritt über eine dicke Luftwurzel in den Baum hinein und hörte, wie Faith und Jamal ihm folgten.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war atemberaubend.
Vor ihnen stand eine ganze Armee von Kobolden. Sie standen mit silbernen Schilden vor dem Bauch in Habachtstellung vor ihnen. Keiner der Kerle verzog eine Mine. Sie starrten sie nur unter wimpernlosen Lidern an und bewegten keinen Muskel. Faith drängte sich an Adam vorbei und ging langsam vorwärts. Hinein in geheimnisvolles grünes Licht.
Die Kobolde wichen zur Seite und es entstand eine Schneise. Vor ihnen wurde der Weg frei und sie schritten durch eine schier endlose Reihe dieser farbig gekleideten, merkwürdig aussehenden Gestalten. Die spitzen behaarten Ohren bewegten sich unruhig hin und her.
Ihre runden Augen folgten dem Mädchen und den beiden Jungen. Sie hatten die Schilde neben sich gestellt. So konnte Adam ihre grasgrünen, blau abgesetzten Uniformen bewundern. Silberne Paspeln schillerten an Ärmeln und Kragen. Ihre kurzen roten Umhänge flatterten im Wind.
Ihre untersetzten Körper sahen einigermaßen komisch aus in diesen aufwändigen Gewändern. Ihre stark nach außen gebogenen O-Beine endeten in pelzigen Füßen mit krallenartigen Zehen. Schuhe oder Stiefel trugen sie nicht. Langsam schloss sich hinter ihnen die Gasse und sie wurden vorwärts geschoben.
Lisa allein zu Haus
Lisa fühlte sich grauenvoll. Sie irrte verloren durch die leeren Zimmer der Villa.
Das Haus kam ihr fremd vor. Obwohl es für sie ein Zuhause geworden war, war ihr jetzt ganz jämmerlich zumute. Sie drückte den kleinen Hund an sich, ihren einzigen Trost.
Mit dem Hündchen im Arm wanderte Lisa durch die Schlafräume den Flur entlang nach unten.
Faith, Adam und Jamal waren vor einer Stunde aufgebrochen. Sie streifte seitdem ruhelos umher. Als sie gesehen hatte, wie Jamal sich Faiths Bogen griff und den Köcher mit den Pfeilen über die
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