Faith (German Edition)
zutiefst.“
Sie seufzte.
„Ich habe Angst um Faith, wenn alles stimmt, was meine Tochter mir damals erzählt hat, könnte sich Faith in Lebensgefahr befinden. Sie hat die blauen Schmetterlinge auch gesehen. Ich hoffe, dass sie ihnen noch nicht gefolgt ist.“
Ben und Christian schwiegen. Nach dem, was Lisa ihnen gesimst hatte, waren möglicherweise drei ihrer Freunde bereits in der Anderswelt. Konnten sie dort Robert und Richard finden? Wenn sie Richard dort trafen, hatten sie vielleicht eine kleine Chance, Leathan zu entkommen.
Richard war dort aufgewachsen, kannte sich aus in dieser fremden Welt. Aber konnten sie ihm wirklich trauen?
Leathan war nun mal sein Vater.
Gleich würden sie Lisa sehen. Sie gingen schneller und Christian bot Madame Agnes seinen Arm. Plötzlich hatten sie es sehr eilig, mit Lisa zu sprechen.
Sicher wusste sie mehr und möglicherweise waren Faith, Adam und Jamal noch da und Robert mit Richard zurück?
Diese Hoffnung zerbrach, als ihnen ein fiepender Wolle entgegenlief.
Die Haustür stand weit offen und von Lisa war nichts zu sehen. Der Napf des kleinen Welpen in der Küche war leer, nur Wasser stand noch für ihn da.
Er schien sich sehr einsam gefühlt zu haben und ließ die drei Neuankömmlinge nicht aus den Augen. Ben und Christian ließen Madame Agnes in der Küche zurück. Sie streichelte den kleinen Hund und betete, dass die Jungs wenigstens Lisa fänden.
Sie hörte die beiden polternd durchs Haus laufen und nach Lisa rufen. Sie hörte Türenschlagen und immer wieder Rufen.
Aber sie vernahm keine Antwort. Als Ben und Christian nach ihrer erfolglosen Suche die Küche betraten, fanden sie eine sehr blasse Madame Agnes vor.
In der Hand hielt sie ein feuchtes angekautes Stück Papier. „Das habe ich neben dem Hundenapf gefunden. Wolle hat offenbar schon darauf herumgekaut. Die Schrift ist verwischt, aber noch lesbar.“
Sie gab den Zettel Christian, der ihn laut vorlas: Faith hat ihren Mondsteinring hier vergessen. Ich werde versuchen, sie zu finden. Ohne den Ring ist sie hilflos jeder Gefahr ausgeliefert. Kümmert euch um Wolle. Lisa.
Christian sah auf. „Demnach ist Lisa kurz nach Faith, Adam und Jamal aufgebrochen. Wenn sie Glück hatte, konnte sie die drei noch einholen.“
Ben ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er sah todunglücklich aus. Christian legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Und wenn nicht?“, fragte er.
„Wenn nicht, ist Lisa dort verdammt allein.“
Ein Märchenschloss
Silberfüchse war das Erste, das Adam einfiel. Er stellte sich vor Faith und sah dem Rudel entgegen. Aber soweit er wusste, waren Füchse doch Einzelgänger?
Diese Tiere waren hochbeiniger und viel muskulöser als die Füchse, die er gesehen hatte.
Die buschigen silbergrauen Ruten hochgestellt, die Ohren erregt nach hinten gelegt, wirkten sie äußerst angriffslustig. Die spitzen Zähne in den offenen Mäulern mit den hochgezogenen Lefzen trugen nicht gerade zur Beruhigung der Ankömmlinge bei.
Langsam wurden sie eingekreist.
Rücken an Rücken standen sie den aus tiefer Kehle grollenden Kreaturen gegenüber.
Jamal hatte sein Messer, das er immer bei sich trug, gezogen. Aber er wusste, dass er gegen ungefähr zwanzig dieser kraftvollen schnellen Tiere keine Chance hatte.
Trotz ihrer Angst bewunderte Faith die makellose Eleganz ihrer Bewegungen und die gepflegten, schimmernden Felle der Tiere.
Die dunkelblauen, fast schwarzen Augen der Füchse fixierten sie und ließen sie keinen Moment aus den Augen.
Faith konnte ihren heißen Atem bereits spüren und die Angst gewann wieder die Oberhand.
Sie griff nach dem Bogen, den Jamal abgelegt hatte, und zog ganz langsam, ohne den Blick von den Angreifern zu nehmen, einen Pfeil aus dem Köcher, den Jamal immer noch auf dem Rücken trug.
Sie spannte den Bogen, legte den Pfeil an und schoss.
„Du willst ihn nicht wirklich töten, meinen silbernen Gefährten? Du liebst die Schönheit so wie ich, nicht wahr, Faith?“
Annabelle stand, den abgeschossenen Pfeil in der Hand, vor ihr und reichte ihn Jamal.
„Steck ihn ein und leg das Messer aus der Hand.“
Jamal zögerte, gehorchte jedoch.
Ein besonders großes Tier saß jetzt entspannt neben seiner Herrin.
Seine feuchte Nase hatte es in ihre Handfläche gedrückt.
Sie trug weiche Lederhandschuhe, deren abgeschnittene Finger die glitzernden Ringe an ihren Händen sehen ließen. Nicht alle diese Ringe waren mit Edelsteinen besetzt, manche bestanden nur aus schwerem Weißgold oder
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