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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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ziseliertem Silber.
    Die übrigen Ringe schleuderten, im Licht der aufgehenden Sonne, bei jeder Bewegung farbige Lichtblitze.
    Sie schlug die Peitsche leicht ungeduldig gegen ihre hohen Stiefel. Mit einer Kopfbewegung forderte sie Faith, Adam und Jamal auf, ihr zu folgen. Der große silbergraue Fuchs blieb an ihrer Seite.
    Die noch vor wenigen Minuten so gefährlich aussehenden Füchse wirkten wie flauschige Plüschtiere, als sie sich in der Nähe mit einer Horde kleiner Kinder balgten, die ihnen kaum bis zur Schulter reichten.
    Sie kullerten übereinander, rannten mit ihnen um die Wette und ließen sich gutmütig an den Ohren ziehen.
    Die Kinder verzogen beim Lachen die Münder fast bis zu den spitzen Ohren.
    Ihre großen, strahlend blauen Augen leuchteten vor Vergnügen bei diesem Spiel.
    Annabelle ging, ohne die Kinder zu beachten, über ein mit blendend weißem Kies bestreutes Rondell, zu einer halbrunden hohen Treppe, die zum Eingangsportal des Schlosses emporführte. Im zitternden Spiegelbild eines riesigen Wasserbassins verdoppelte sich die Halle im Inneren des Gebäudes . Eine mächtige achteckige Kuppel erhob sich über ihnen.
    Farbige Pilaster in sanften Grüntönen trugen das tonnenartige silberne Gewölbe.
    Über der sanft vibrierenden Wasseroberfläche flatterten grüne zierliche Wesen mit in allen Regenbogenfarben schillernden kräftigen Flügeln.
    Faith genoss, obwohl sie sich fürchtete, die Schönheit und Großartigkeit dieser Architektur.
    Auf einen Wink Annabelles landeten einige der geflügelten Geschöpfe vor ihnen auf dem graugrünen Marmorboden.
    „Bringt unseren Gästen“, sie sagte es mit einem mokanten Lächeln, „etwas zu Essen und zeigt ihnen dann ihre Zimmer. Sie werden erschöpft sein.“
    Sie sah Faith abwägend an. „Ich werde mich später um dich kümmern.“
    Wie wohl dieses „Kümmern“ aussah? Und wieso sprach Annabelle immer nur mit ihr? Faith war unruhig.
    Ihre kleinen, grünen Führer sahen, abgesehen von den Flügeln, sehr menschlich aus. Halb flogen sie, halb gingen sie vor ihnen her und wisperten lachend miteinander, so leise, dass sie sie nicht verstand.
    Sie waren in einem der oberen Stockwerke angekommen. Der Palast schien riesig zu sein, denn die marmornen Stufen führten immer weiter nach oben. Es war unheimlich, es war, als ob der Palast wuchs, während sie die Stufen erklommen. „Hundertelf Stufen“, flüsterte Adam, nachdem sie über eine breite, gewundene Treppe in schier endlose Höhen gestiegen waren. Faith und Jamal sahen ihn erstaunt an.
    „Na und?“
    „Wir sollten uns den Weg zurück einprägen. Wer weiß, was uns hier erwartet. Ich trau dieser Frau ganz bestimmt nicht.“
    Jamal nickte.
    „Du hast recht, wir müssen wachsam sein.“
    Faith gähnte, während sie einen langen, nur von Kerzen erleuchteten Gang entlangliefen. Sie klappte den Mund aber erschreckt wieder zu, als sie wahrnahm, was auf den Gemälden, die an den Wänden hingen, dargestellt war. Licht flackerte über die dargestellten Szenen. Sie schienen den Albträumen eines Malers entstiegen zu sein.
    Fleischfarbene, ausgemergelte Gestalten versuchten, halb in moorigen Gewässern steckend, dem Ertrinken zu entgehen.
    Haarige Monster gruben ihre langen Zähne in blutige Fleischfetzen.
    Riesige Pflanzen mit gierig aufgerissenen Mäulern warteten auf ihre nichtsahnenden Opfer.
    Die Bilder waren so schrecklich, dass Faith den Blick abwenden musste.
    Aber so grauenhaft sie auch waren, die Bilder waren in phantastischen Farben gemalt.
    Die Fratzen der Dämonen und Fabelwesen auf den Darstellungen bekamen so eine ganz eigene Ausdruckskraft und ließen den Betrachter in einer Art verlangendem Schaudern zurück.
    Sie hatte nicht geahnt, dass man auch das Hässlichste so bewegend schön darstellen konnte.
    Faith gewann den Eindruck, dass die Bilder lebendig wurden, sobald sie sich abwandte. Wenn sie genauer hinsah, erstarrten sie wieder. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, sie bekam eine Gänsehaut.
    Ein langer Esstisch aus kostbarem Ebenholz stand in der Mitte des Raumes, den sie jetzt betraten. Die mit grauschimmerndem Onyx eingelegte Platte schwebte über dem Marmorboden wie eine Nebelbank. Auf kostbaren schweren Silberschalen lagen leuchtend gelbe Birnen, grüne Äpfel und pralle, feucht glänzende Trauben.
    Ein Laib Käse und herrlich duftendes frisches Brot vervollständigten die Mahlzeit.
    Ein flüchtiges Lächeln erhellte Faiths Gesicht.
    Sie dachte an Noah und wie gerne der verfressene

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